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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Vorbereitungszeit. Dann Parade durch die Stadt! Die Kapelle führt – ach
ja, keine Geige, Halfast. Die mögen sie hier nicht – ich erklär’s später.
Später redet auch noch der Gelichterjäger mit uns. Los jetzt!“
    Und in die wartende Kolonne kam Bewegung. Nur James
stand mitten in dem hektischen Gerenne und kam sich wieder einmal völlig
nutzlos vor. Die Leute zogen blausilberne Westen über durchgeschwitzte Hemden,
wischten sich den Staub aus den Gesichtern, holten ihre Instrumente hervor,
fluchten, brüllten, lachten. Jeder wusste, was er zu tun hatte, und Carmino,
der hier genauso fremd hätte sein sollen wie er selbst, schlängelte sich in
sein neues schwarz-weißes Trikot. Nachdem James lange genug im Weg gestanden
hatte, half er schließlich Halfast dabei, den Gilwisseln die Schabracken aus
fadenscheinigem dunkelrotem Stoff überzuwerfen. Halfast fluchte die ganze Zeit
vor sich hin. Sie mussten dauernd um Haminta, Carmino und die drei
Kalendio-Männer herumlaufen, die sich einturnten, um nach dem langen Marsch
wieder geschmeidig zu werden. John Montagu jonglierte lässig einen Satz bunter
Hölzer, immer noch mit einem Zigarillo im Mundwinkel. Die Frauen brachten ihnen
die letzten Wasserreste in den Kruken vorbei – von einer Schale Wasser
abgesehen, die Jujuna Tirp ihren Vögeln in den Wagenanhänger brachte.
    Es war ein seltsam geordnetes Durcheinander, das sie
hier draußen vor dem Stadtzaun von Kantabre veranstalteten, während die Sonne
hinter ihnen langsam tiefer sank. Leute, die von der Feldarbeit zurückkehrten,
blieben in einiger Entfernung stehen und gafften. Das Sirren der Skorpione ging
im Getöse der Kapelle unter, an irgendwelche Dämonen dachte niemand mehr, und
die zehn Minuten waren schnell genug um.
    „Aufstellen!“, kommandierte der Chef, jetzt würdevoll
im blausilbernen Gehrock und mit Dudelsack. „Reihenfolge wie üblich! Gebt alles
– hier haben sie seit Jahren keine Truppe mehr gesehen!“
    Mit beeindruckender Geschwindigkeit formierte sich aus
dem Chaos ein marschbereiter Paradezug. Um sie herum sank der Staub langsam
wieder zu Boden, als sie abwarteten, dass ein klappriger kleiner Karren voller
Kohlköpfe vor ihnen die Straße freimachte. Dann gab der Chef das Zeichen zum
Aufbruch.
    Es ging ein Stück den Zaun entlang, dann erreichten
sie das Stadttor – zwei Flügel aus Holzpfählen, fast wie bei einem Fort in
einem alten Western. Zwei Wächter mit unbewegten Mienen ließen sie passieren. Ein
Rudel Kinder hatte nur auf sie gewartet und stob nun vor ihnen her über die enge
Straße. So zogen sie zu den pompösen Klängen eines Marschliedes in Kantabre
ein: Ganz vorne Halfast, der die Fahne der Truppe schwang und in die Luft warf,
dann Dudelsack, Pfeife, Laute, das gewundene Blasinstrument und die große
Trommel (diesmal wieder von Firn gespielt). Zusammen machten sie einen solchen
Lärm, dass man sein eigenes Wort nicht mehr verstehen konnte. Hinter der
Kapelle trugen Lowell und Stanwell Kalendio Juniper auf den Schultern, wo er
sich hin und wieder auf die Hände stellte. John stand auf dem Dach seines
Wagens und jonglierte. Die anderen gingen oder fuhren einfach hinterher und
sahen würdevoll geradeaus. Würde war gar nicht so leicht zu demonstrieren, wenn
man mit voller Kraft einen Galiziak antreiben musste, stellte James fest. Zwar
trat neben ihm zu seiner Unterstützung der alte William in die Pedale, aber
dessen dürre Beine gaben nicht mehr viel her.
    Über mangelnde Aufmerksamkeit konnten sie sich nicht
beklagen. Überall kamen die Leute aus den kleinen Häusern, die dicht
zusammenstanden wie viereckige Bienenwaben aus grauem Stein, und blieben am
Straßenrand stehen. Er sah in sonnengegerbte, ausgedörrte Gesichter, in
wachsame Augen, die ihn unter Kapuzen hervor musterten. Die trugen hier alle
Kapuzen, die an einer Art Boleroweste befestigt waren. Darunter ein
langärmeliges Hemd und Hosen, die um die Fußknöchel zugebunden waren. Magere,
geduckt wirkende Leute waren das, und von ihnen kamen weder anfeuernde noch
freche Zurufe, aber dafür verschlangen sie den Aufmarsch geradezu mit ihren
Blicken. Kantabre selbst entpuppte sich als kleiner Ort mit einer schnurgeraden
Hauptstraße, von der, wie mit einem Lineal gezogen, auf beiden Seiten ebenso
gerade Gässchen abzweigten. Die Häuser hatten nicht mehr als zwei Stockwerke
und nur wenige, kleine Fenster; die mickrigen Gärten waren umzäunt, und über
jedem der flachen Dächer ragte eine Standarte auf wie die,

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