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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Stimme klang, als hielte sie das für einen Witz. Ihm reichte es
jetzt. Sollte sie doch schlafen. Er wollte noch mal zurück in das Zentrum des
Treibsandfeldes, wo sein Messpunkt lag.
    „Nein, warte doch, Dorian. Erklär’s mir! Also, Gohsen
– ein Gelichter. Und das da, sind das lebende Exemplare? Macht es ihnen nichts
aus, wenn du sie da einsperrst?“
    Er mochte es, wie sich ihre Oberlippe ein wenig über
die Unterlippe hinauswölbte. Vor allem von der Seite sah man das. Es hatte
etwas Kindliches.
    „Nein, die leben nicht mehr. Wie gesagt, es sind nur
ihre Tentakel. Feiner als Haare. Ist verdammt schwierig, damit zu arbeiten, vor
allem, weil man zuerst das Gift daraus ablassen muss.“
    Die ungefähre Mitte des Treibsandfeldes lag tiefer im
Unterholz des Wäldchens, was den Vorteil hatte, dass so schnell niemand über
seinen Messpunkt stolpern würde. Er war auf einer Steinplatte im Boden
angebracht und normalerweise mit einem tarnenden Korbgeflecht aus alten Zweigen
und Farn vor neugierigen Blicken geschützt. Das hatte er vorhin abgenommen, sodass
jetzt der Holzzylinder sichtbar war, der wie ein Baumstumpf aussah. Darin
befand sich ein weiteres Fluidometrion. Es war mit einem Aufzeichnungsgerät
verbunden, das sein ganzer Stolz war. Eine Nadel, von einem Tintenreservoir
versorgt und an einem Strang Gohsenfäden befestigt, der nicht dicker als
vielleicht drei, vier Menschenhaare war, übertrug deren Bewegung in Tinte auf
ein Papierband, das sich ganz langsam von einer Rolle abwickelte und auf eine
andere Spule wieder aufgerollt wurde. Eine Rolle pro Monat wurde so
beschrieben. Er hatte drei solcher Messpunkte hier im südlichen Salkurning –
fünf, wenn man die Kontrollpunkte mitzählte – und er konnte natürlich nicht
immer danebenstehen und beobachten, was geschah. Es hatte ewig gedauert, alle
Schwierigkeiten und Fehler des Aufzeichnungsgerätes zu beheben. Die Tinte
durfte nicht eintrocknen. Das Band musste ganz gleichmäßig abrollen. Der
winzige Motor, der es in Gang hielt, durfte nicht versagen. Das Ganze musste
erschütterungsfest sein, weshalb er für das innere Glasgehäuse echten
transparenten Ligissilastein verwendet hatte – der Preis hatte ihn an den Rand
des Ruins getrieben.
    Kate hatte die Konstruktion vorhin zwar gebührend –
nun ja, beachtet. Aber richtig beeindruckt schien sie auch nicht zu sein. Was
ihn einigermaßen frustrierte, denn sie war die Erste, der er sie gezeigt hatte.
    Ohne sich um das dornige Gesträuch zu kümmern, ließ er
sich auf den Boden neben das Gerät fallen und zog Heft und Stift aus einer
Tasche des Werkzeuggürtels, um wenigstens ein paar Notizen zu machen. Kate ließ
sich ganz in der Nähe nieder und rupfte Brombeeren von den Ranken ringsum. So,
heute war der … der einundzwanzigste August – Brommont, wie die Leute auf dem
Land diesen Monat nannten, wegen genau der Beeren, die Kate jetzt aß. Dabei
glotzte sie zu ihm herüber. Er mochte es nicht, wenn ihm die Leute beim
Schreiben zusahen.
    „Die sind gut“, sagte sie ermunternd. „Willst du auch
welche?“
    Sie lenkte ihn ab. Sie lenkte ihn schon seit Tagen ab.
Er war es nicht gewohnt, mit einer Frau unterwegs zu sein, schon gar nicht mit
einer, die sich so – so sorglos benahm wie sie. Es war schwer, nicht immer
hinzusehen und darauf zu warten, was sie als Nächstes tun mochte.
    „Erzähl mir mehr über das Fluidodings. Wie bist du
darauf gekommen, diesen Gohsen die Tentakel abzuschneiden und daraus diesen –
diesen Kompass da zu bauen?“
    Als wäre er ein Geschichtenerzähler zu ihrer
Unterhaltung! Aber er konnte nie widerstehen, über seine Erfindungen zu reden.
Auch wenn diese Geschichte hier einem Vorfall ein bisschen zu nahe kam, den er
lieber für sich behielt.
    „Als Junge hab ich mich viel mit der Gelichterjagd
beschäftigt“, fing er dennoch an. „Eigentlich wollte ich sogar – aber das ist
ja jetzt egal. Gohsen, die sind so ähnlich wie – kennst du Quallen? So sind Gohsen
auch, nur dass sie in der Luft leben. Fallen immer in Schwärmen ein, können
ziemlich unangenehm werden, wenn sie einen erwischen. Jagen nur nachts.
Verbringen den Tag in Verstecken, die keiner kennt. Deshalb hab ich solche
Schwärme nächtelang verfolgt. Ich wollte unbedingt wissen, wo sie
unterschlüpfen. Aber ich hab es nur einmal geschafft, einem bis zum
Sonnenaufgang auf der Spur zu bleiben. Und die hab ich wohl in die Irre gejagt,
denn als die Sonne aufging, blieben sie einfach an einer schattigen Klippe

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