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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Und
konnte es sein, dass sie wirklich von drüben kam? War sie genau wie er selbst
auf irgendeinem seltsamen Weg hierher geraten und fand nicht mehr zurück?
Vielleicht zog sie ja schon seit Jahren mit den Peregrini umher und erinnerte
sich gar nicht mehr an drüben. Aber ihn , ihn hatte sie erkannt.
    Und er grub und grub in seinem Gedächtnis, wo er ihr
schon begegnet sein mochte. Obwohl heute noch so viel mehr geschehen war,
worüber er nachdenken musste, verfingen sich seine Gedanken immer wieder bei
dieser letzten Begegnung. Nur am Rande bekam er mit, was die anderen so
redeten.
    Der Chef, im Vorübergehen – „He, James, wir müssen mal
übers Geld reden nach dem Essen!“
    Von „he, du!“, war er heute zu „he, James!“
aufgestiegen – das war eine Nuance, die er selbst in seinem jetzigen Zustand
mitbekam. Und er war gern bereit, seine dreiundsechzig Chaval komplett in die
Kasse einzuzahlen, wenn er dafür ein paar frische Klamotten bekam.
    „Dass die hier Frösche essen! Fallen die etwa nicht
unter Gelichter?“ Carmino, vor ihm im Gras.
    „Wär möglich. Aber Jakobe sagt ja, dass die auch
Gelichter essen, wenn’s sonst nichts gibt. Schmeckt übrigens wirklich nicht
schlecht – bisschen wie … wie Huhn und Krabben zusammen –“
    „Haste dein Brekenzoil ja doch noch gekriegt –“
    „Brekenzoil für Arme … Bach und Frösche statt Fluss
und Riesenkrabben –“
    „ Ich halt mich lieber an die Bohnen –“
    Und so weiter. Essen, Geld, Lagerplätze,
Vorstellungen, der weitere Weg.
    Wach auf!, brüllte er sich in Gedanken an. Wach endlich auf! Diese Orla, das ist ein
Zeichen, ein Tritt, um dich in Gang zu bringen, du Penner! Inglewing kommt
nicht mehr! Du musst dich endlich selbst um den Rückweg kümmern, sonst versinkt
ihr hier … in der Truppe … in dieser Welt …
    „Wer ist eigentlich Orla?“, fragte er.
    Stanwell neben ihm nagte soeben einen Froschschenkel
ab, aber davon abgesehen konnte man den gut fragen, er würde nicht gleich blöde
Bemerkungen machen.
    „Orla – die ist Odettes Tochter. Wo bist du der denn
über den Weg gelaufen? Ich dachte, die Ulgullen kettet sie inzwischen an den
Webstuhl …“
    Links von James knallte jemand seinen Löffel in die
Schale – Halfast. Offenbar immer noch schlecht gelaunt. „Findest du das
komisch?“, fragte er böse.
    „Sie und Jakobe passen dauernd auf sie auf, dass sie
im Wagen bleibt und so. Da webt sie Decken und solche Sachen“, erläuterte
Stanwell und warf Halfast einen besänftigenden Blick zu.
    „Sie ist padauni “, ergänzte Juniper, als ob
damit alles über Orla gesagt wäre.
    „Und was heißt das?“
    „Sie ist – anders“, versuchte Stanwell zu erklären.
„Kann nicht sprechen, zum Beispiel.“
    Diese Auskunft verblüffte James nun doch ziemlich, und
er wollte gerade etwas entgegnen, als Stanwell fortfuhr: „Deshalb ist Odette
wohl auch so besorgt um sie. Außerdem hat sie sie einem vom Sturm von
Brennaghann versprochen –“
    „Und nach Mutters Plan soll der sie auch unversehrt
bekommen, falls du das verstehst, Kramper-Hakemi! Also behältst du deine Finger
besser –“
    „Schnauze, Firn“, warnte jemand.
    „ Sikkashai ! Ihr verdammten, dreckigen Schweine !“,
platzte Halfast los und sprang auf.
    „Jetzt lass doch den Quatsch, Mann! Keiner hat was
gesagt! Setz dich und reg dich wieder ab!“
    James hatte das Gefühl, dass die Dinge plötzlich über
seinen Kopf wogten. Halfast schüttelte Stanwells Hand ab und glotzte ihn an wie
ein Stier, der das rote Tuch ins Auge fasst. Zum ersten Mal konnte man eine
Ähnlichkeit zwischen ihm und seinem Zwillingsbruder Horgest erkennen.
    „Hör schon auf“, sagte Stanwell eindringlich. „Komm
schon, der Chef muss es nicht wieder mitkriegen!“
    Aber Halfast schleuderte seine Schale zu Boden und verschwand
im Gilwisselwagen.
    „Tja. Half hat Pech in letzter Zeit. Kein Gefiedel,
kein Gefummel –“
    „Hat in Rhondaport sein ganzes Geld für sie
rausgeschmissen, der kupadanni , wusstet ihr das?“ Horgest schüttelte den
Kopf, fassungslos angesichts von so viel Dummheit. „Hat ihr irgendeinen
Blödsinn gekauft, bei so ’nem komischen Händler auf dem Suq. Obwohl er weiß,
dass sie in drei Wochen ’nen anderen heiratet!“
    Ein Rätsel mehr – aber eine andere Frage war nach
diesem Gespräch jedenfalls geklärt: James wusste jetzt, weshalb Halfast ihm
kein Geld für Schuhe hatte leihen können.

10. Der Pakt
     
    1
    „Das
ist die Grenzlinie“, sagte Dorian

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