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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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über
dem Éllambru. Keine Höhle, kein Nest oder so was, einfach nur ein Fels, der
noch im Schatten lag. Sie klebten sich da an den Stein, und da fiel mir auf,
wie anders sich ihre Tentakelfäden bewegten – ganz unruhig, fast wie in
Krämpfen. Zuerst dachte ich, die sind genauso erschöpft wie ich. Aber dann kam
die Sonne. Gohsen ertragen kein direktes Sonnenlicht, sie hätten sich irgendwie
verstecken müssen. Machten sie aber nicht. Die blieben einfach da an der
Felsnase hängen. Nach einer Stunde waren die meisten Körper verdunstet, und die
Tentakel fielen auf den Steinboden darunter. Jeder in Orolo weiß, dass die auch
weiterflimmern, wenn das Ding selbst tot ist; man kann sie nur mit Feuer oder
einer Dikrana zerstören. Die Tentakel, die da um mich rum auf dem Boden lagen,
die zuckten immer noch in diesem anderen Rhythmus, wie ich das noch nie gesehen
hatte. Ich nahm also welche mit, um sie einem Gelichterjäger zu zeigen. Als ich
vom Éllambru weg war, machten sie aber wieder nur die normale Flimmerbewegung. Da
bin ich zurück – und kaum kam ich wieder in die Nähe des Sees, zuckten sie
genau wie vorher. Das hatte der Jäger auch schon beobachtet, aber eine
Erklärung hatte er nicht dafür. Normalerweise würden sie die Gegend dort
meiden, sagte er. Die ganze Geschichte fiel mir Jahre später wieder ein, als
ich darüber nachdachte, wie man ein Fluidometrion bauen könnte. Tja, und so hab
ich’s dann gemacht.“ Was den Teil seiner Argumentation anging, den er
übersprungen hatte, hoffte er auf ihre Schläfrigkeit.
    „Wie kamst du denn darauf, dass die Bewegung mit dem
Fluidum zu tun haben könnte?“, fragte sie aber munter. „Oder gehört dieses
Wissen auch zur Gelichterjägertradition?“
    „Nein. Aber es ist bekannt, dass die Gegend um den
Éllambru etwas Besonderes ist – auch so was wie ein Treibsandfeld. Deshalb kam
mir der Gedanke, dass die Gohsenfäden vielleicht auf das Fluidum reagieren. Und
dass man sie deshalb für ein Messgerät nutzen könnte“, schloss er und
betrachtete sie, wie sie da an einen Baumstumpf zurückgelehnt saß und das
Gesicht mit geschlossenen Augen der Morgensonne hinhielt. Die Hände hatte sie
hinter dem Kopf verschränkt, als wollte sie seinen Blick auf jeden Fall auf
ihre Brüste lenken. Die mussten ziemlich klein sein. Kaum eine Erhebung zu
sehen unter der Hemdbluse. Insgesamt war nicht gerade viel dran an ihr. Ob man
das drüben so mochte?
    „Vielleicht vertragen sie ja einfach irgendwas anderes
da nicht“, bemerkte sie träge.
    „Klar, das hätte sein können. Bliebe aber immer noch
die Frage, was denn die Bewegung überhaupt verursacht. Ich habe es gründlich
überprüft. Es ist das Fluidum. Die Fäden reagieren an allen Orten, an denen man
mit einem Treibsandfeld rechnen darf, gleich.“
    „Wir sind jetzt mittendrin in so einem Feld, ja?“,
fragte sie, ohne die Augen zu öffnen.
    Er nickte. „Leider ist die Nulldichte vorbei.“
    „Warum bildet dein Fluidum überhaupt Schlünde und
saugt Leute aus anderen Welten ein, hm?“ Nicht mal Ellie hätte es idiotischer
klingen lassen können. „Und weshalb hat es gerade uns verschluckt, wenn das
vorher seit Ewigkeiten nicht mehr passiert ist, wie du sagst?“
    „ Ghist behauptet das“, korrigierte er.
„Allerdings deutet einiges darauf hin, dass sich das Fluidum in den letzten
hundert Jahren verändert hat … vielleicht hängt es ja mit der Welt drüben
zusammen? Vielleicht hat sich bei euch etwas verändert, das auf das Fluidum
einwirkt?“ Er brannte darauf, sie auszufragen, aber das musste man ihr nicht
noch unter die Nase reiben. Also begnügte er sich mit einer fragenden Pause und
einem, wie er hoffte, ungerührt-sachlichen Blick.
    Sie sah ihn an und grinste. Für einen Moment fochten
ihre Blicke miteinander. Dann fragte sie: „Wieso bist du dir eigentlich so
sicher, dass diese Stellen Einbahnstraßen sind? Dass diese Schlünde sich nur
nach hier öffnen und nicht nach drüben?“
    „Man hätte davon gehört, wenn hier schon mal jemand
spurlos verschwunden wäre. Ich hab auch schon alles ausprobiert, was mir
eingefallen ist, um hier einen Übergang zu öffnen. Und ich folgere es auch aus
der Bewegung der Gohsenfäden.“ Genauer würde er das jetzt nicht erklären. Er
musste sich erst mal darüber klar werden, wie weit er ihr vertrauen konnte.
    Die unermüdlich Zacken schreibende Nadel in ihrem
Glasgehäuse neben ihm fing seinen zweifelnden Blick. Das Stück Papierband, auf
dem die Zacken

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