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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Entsetzen, das in
ihren Augen stand, und begriff, dass er sie erst mal schreien lassen musste.
Falls ihre Nase gebrochen war, musste die eben warten.
    Er merkte auf einmal, dass sie ihm leid tat. Sie sah
schrecklich aus mit all dem getrockneten Blut unter der Nase, mit der bläulich
anlaufenden Wange und der geschwollenen Lippe. Aber die ganze Zeit allein unter
diesen fremden Frauen zu sein, das war offenbar noch schlimmer für sie als der
Cabbacubb. Über den wollte er selbst nicht mehr nachdenken. Wenn er über den
lang genug nachdachte, würde er verrückt werden. Dann schon lieber das Gezeter
hier.
    Er fragte sich, wie viel Kriope und der alte Dionyssu
davon mitbekamen. Gestern hatten Kriope und er einen Teppich als Raumteiler in
den Wagen gehängt, damit sich Dionyssu (und der kleine Sandrou) auf der einen
und James’ Patienten auf der anderen Seite ungestörter fühlen konnten. Dafür,
dass ihr Wagen zur Arztpraxis wurde, bekam Kriope eine kleine Beteiligung an
seinen Einnahmen, hatten sie ausgemacht.
    „Hörst du mir überhaupt zu, Mann?“, keifte Pix.
    „Na klar.“
    „Ich will hier weg! Hast du das kapiert?“
    Er nickte und sagte dann – besänftigend, wie er
hoffte: „Jetzt lass mich mal das Blut da abwischen. Und nachsehen, ob deine
Nase was abgekriegt hat.“
    Sie ließ es endlich zu, dass er ihr Gesicht abtupfte.
Er wollte sehen, wie schwer die Verletzung war. Wenn sie so schreien konnte,
war wohl kein Knochen gebrochen. Es sah nach einer heftigen Prellung aus, aber
außer der Lippe war nichts aufgeplatzt.
    „Was war das für ein Scheißding?“, murmelte sie mit
plötzlich zitternder Stimme.
    „Irgendein Quatsch aus dem Gelichtertheater hier“,
erwiderte er. „Vergiss es einfach. Der Chef hat es erledigt.“
    „Jakobe sagt, man kann die nicht erledigen! Sie – sie
liegen immer wieder da!“
    „Das nächste Mal trittst du nicht drauf. Komm schon,
Pix – denk jetzt nicht mehr dran. Deine Nase scheint einigermaßen okay zu sein.
Tut das sehr weh?“
    Ihr Aufschrei war Antwort genug.
    „Leg dich hin. Wir tun einen kalten Lappen auf die
Nase. Du machst die Augen zu und entspannst dich.“
    Sie wollte etwas Giftiges erwidern, das sah er, aber
stattdessen kämpfte sie gegen Tränen. Als sie sich schließlich auf die Pritsche
zurückfallen ließ, atmete er auf. Auch den behelfsmäßigen Untersuchungs- und
Ruheplatz hatten sie gestern noch eingerichtet, drei Hocker mit einem Teppich
darüber. Obwohl es heiß war, deckte er sie mit einer Decke zu. Dann tauchte er
einen von Jakobes Verbänden in das nicht besonders kalte Wasser im Krug, wrang
ihn aus und legte ihn vorsichtig über ihre Nase.
    „Du haust jetzt nicht ab, oder?“, fragte sie.
    „Nein.“
    Danach schwiegen sie. Irgendwo im Wagen musste ein Schrillwurm
oder ein anderes schnarrendes Insekt sein. Dionyssu nebenan hustete. Draußen
war an- und abschwellendes Stimmengewirr zu hören, Hundegebell, Rufe. Leute,
die am Wagen vorbeiliefen. Ein Lachen, Trommelschläge, die Pfeife. Mann, war er
müde. Und hungrig. Vom Durst ganz zu schweigen.
    „Tut’s dein Handy noch?“, fragte er schließlich.
    „Quatsch, der Akku ist längst leer. Und ’ne Steckdose
hab ich hier noch nirgends gesehen.“
    „Und davor – hast du irgendwann mal Empfang gehabt?“
    „Nee.“
    Wieder Schweigen. James kämpfte mit sich. Aber die
Gelegenheit war günstig. Und das Thema würde sie jedenfalls ablenken. „Hör mal,
bei euch im Wagen – was ist mit – mit dieser Orla?“
    „Orla?“ Sie drehte sich zu ihm um. „Was soll mit der
sein?“
    „Ich meine – hast du das Gefühl, dass – na ja, dass
mit der irgendwas nicht in Ordnung ist?“
    „Klar. Sie ist stumm. Und irgendwie daneben … ziemlich
dämlich. Lässt alles mit sich machen.“
    „Meinst du, die halten sie hier gefangen? Ich meine –
gegen ihren Willen?“
    „Hä – was hast du denn für ’n Problem? Was kümmert
dich denn Orla?“
    „Ich weiß nicht – ich – ich glaub, ich kenne sie von
irgendwoher.“ Er flüsterte beinahe und warf Pix einen beschwörenden Blick zu.
„Von – woanders , meine ich. Verstehst du?“
    Sie riss die Augen auf, als sie begriff, was er ihr
sagen wollte. „Du meinst … dann ist das vielleicht doch alles Quatsch mit den
Übergä-“
    Er machte ihr warnend ein Zeichen, leise zu sein.
    „Das, was dieser Inglewing uns gesagt hat, meine ich“,
fuhr sie fort. „Alles Blödsinn? Wir sind vielleicht doch nur in irgend ’ne
komische Art von – äh,

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