Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)
schnellste Gehirntransplantation aller Zeiten gewesen sein!“
„Jetzt halt die Schnauze. Wir haben andere Sorgen. Was
dir klar wäre, wenn du nicht so –“
„Hallo! Könnten wir das jetzt abhaken?“, unterbrach
James sie. „Wir haben nämlich ein echtes Problem. Und wir sollten nicht
so wahnsinnig laut darüber reden, klar?“
Sie sahen ihn beide erwartungsvoll an. Dumm nur, dass
es eigentlich nichts zu verkünden gab. Aber da war etwas – er fühlte plötzlich,
dass er zu ihnen gehörte. So nervig sie waren, sie gehörten doch mehr zusammen
als zu den Peregrini-Leuten. Und für sie verantwortlich war er außerdem.
„Wir müssen die Augen und Ohren aufhalten“, sagte er
leise. „Und … zusammenhalten. Irgendwie müssen wir einen Rückweg finden.“ Mann,
was für eine tolle Rede. Er sah Carmino an. „Auch wenn’s hier gar nicht so übel
ist. Aber wir gehören hier nicht hin. Und irgendwas stimmt hier auch nicht –“
„Das ist so ein Scheißland!“, schluchzte Pix
plötzlich. „Dämonen und so ’ne Scheiße – hier stimmt was nicht, allerdings –
ist dir das auch schon aufgefallen! Und ihr beide, ihr macht die ganze Zeit
noch lustig mit – fahrt auf diesen Dingern rum, hängt euch bei den
Vorstellungen rein – macht Kohle – du spielst Arzt – ihr wollt doch gar nicht
zurück, richtig? Euch geht’s hier super! Klar, ihr seid ja auch Männer, ihr
könnt machen, was ihr wollt, und keiner versucht euch an die Wäsche zu gehen
und überhaupt! Aber ich halt’s hier nicht mehr aus! Ich bin die ganze Zeit
eingesperrt – ich kann nicht mal einkaufen gehn, wenn ich will! Ich hasse die
Leute! Und das Klo! Das Essen – dieses eklige Wasser – einfach alles!“
James und Carmino sahen sich betreten an. Heulende
Frauen trösten war keine Aufgabe, um die sie sich rissen. Aber Pix schluchzte
so laut und wild, dass ihre Nase wieder anfing zu bluten.
„He, komm schon, Pix! Du musst aufhören zu heulen.
Deine Nase –“
„ Scheiß auf meine Nase!“, schrie sie, und
darüber musste Carmino plötzlich so lachen, dass er in den Teppich taumelte und
sich schließlich die Stirn hielt, die ohne Zweifel verdammt wehtat. Das fand
dann auch Pix komisch genug, um eine Grimasse zu ziehen, die in Richtung
Grinsen ging.
„Leg dich jetzt hin.“ James war entschlossen, die
Gunst des Augenblicks zu nutzen. „Ihr müsst euch beide eine Weile ruhig halten,
klar? Wie gesagt, ich kann hier kaum was für euch tun, also müsst ihr euch
schon selbst ein bisschen Mühe geben.“ Er nahm einen neuen Verbandslappen,
feuchtete ihn an und gab ihn Pix, damit sie sich das frische Blut wegwischen
konnte. „Leg den Kopf nach hinten. Das Tuch vorsichtig auf die Nase! Und jetzt
– wir werden einen Weg finden. Und klar will ich zurück, und Carmino auch. Aber
es ist nützlich, wenn wir hier mitmachen, das musst du doch verstehen. Man
kriegt so viel mehr mit.“
„Und verdient Geld“, stöhnte Carmino, der jetzt das
Gesicht in beide Hände gelegt hatte. „Scheiße, tut das weh! Oh, und ich hätte
heute so viel verdienen können da draußen!“
„Du gehst jetzt in den Gilwisselwagen und legst dich
hin und bewegst dich nicht von der Stelle, bis ich es dir erlaube!“
„Ist alles in Ordnung bei euch?“ Plötzlich stand
Kriope in dem provisorischen Krankenzimmer und ließ neugierige Blicke von einem
zum anderen wandern. Die hatte bestimmt so einiges von ihrem Gespräch mitbekommen!
„Der Messerwerfer ist draußen“, meldete sie. „Er
fragt, ob du mitmachst an der Scheibe. Sie wollen gleich anfangen.“
James stand auf. Er hörte den pulsierenden Lärm der
Menge draußen und wusste, dass Carmino Recht hatte: Heute gab es was zu
verdienen. Sie hätten keine bessere Werbung für sich machen können als diese
Cabbacubb-Jagd vorhin. Er folgte Carmino bis zu den Decken, die den Eingang zum
Karren verhängten, half ihm beim Runtersteigen und sah sich um. Drei Leute
sahen ihm erwartungsvoll entgegen, einer von ihnen war Earl, der Mann mit den
Quetschungen am Unterschenkel, den sie beim Barbier kennengelernt hatten. Und
Firn stand dort, an die große Trommel gelehnt, und inspizierte die Messer in
seinen Gurten. Als Carmino an ihm vorbeihinkte, sah er sich zum Wagen um.
„Und?“
„Ich hab hier noch zu tun. Mal sehn, wann ich fertig
bin.“
Firn zuckte die Schultern, hängte sich die Trommel um
und ging.
14. Werbungen
1
Die
Vorstellung wurde so begeistert aufgenommen, dass der Stern von Montagu eine
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