Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Hinterland oder so geraten?“
    Er zuckte die Schultern. Was für eine Art von
Hinterland sollte das wohl sein?
    „Der wollte doch nachkommen und uns weiterhelfen,
Inglewing, meine ich …“ Sie hatte sich wieder aufgesetzt, ihre Miene war sehr
angespannt. „Der hat sich längst verdrückt, mit dieser Kate wahrscheinlich.“
    „Glaub ich nicht. Leg dich wieder hin. Ist besser für
die Nase.“ Er hob den Lappen auf, der von ihrem Gesicht gefallen war, und gab
ihn ihr zurück. „Entspannen, wie gesagt. Noch mal zu Orla – ich hab das Gefühl,
dass sie – na ja, Hilfe braucht.“
    Pix lachte böse. „Ach ja? Da verwechselst du was. Wir brauchen Hilfe. Nicht die. Die heiratet demnächst und alles ist paletti. Wir sind es, die hier festsitzen.“
    „Kann man irgendwann mit ihr reden? Wenn ihre Mutter
nicht dabei ist?“
    „Sag mal, bist du blöd? Sie ist stumm . Und
außerdem wird sie ständig bewacht – von Jakobe, von ihrer Mutter – und wenn’s
nach denen geht, auch von mir. Die geht nicht mal allein aufs Klo. Die haben
eine Scheißangst, dass die sich vor der Hochzeit noch von irgendwem –“
    „Ja, schon klar. Also gibt es keine Möglichkeit, sie
mal allein zu treffen?“
    Pix ließ den Lappen auf den Boden klatschen und sah
ihn entnervt an. „Hast du dich in sie verknallt oder was? Das kannst du
vergessen. Wie gesagt, die ist vergeben. Und vor dir wär auf jeden Fall noch
Halfast dran, der will heute Abend sogar Odette bequatschen, damit Orla ihn
heiraten darf oder so – voll das Drama jedenfalls. Orla selbst geht das Ganze
übrigens am Arsch vorbei. Die ist kalt wie ein Fisch.“
    Das führte zu nichts. Aber dass auch Pix die Sache mit
der Stummheit glaubte! Immerhin wohnte sie doch seit über einer Woche mit Orla
im selben Wagen.
    „Das ist also der Grund“, schnaubte Pix. „Du bist
scharf auf diese Tussi – deshalb kriegst du hier nichts mehr mit! Wenn du was
fürs Bett brauchst, dann halt dich an Nella oder Haminta, die fahren beide voll
auf dich ab. Hauptsache, du wachst endlich mal auf, Mann – wir müssen hier weg!
Du und der Spacko Bagratuni, ihr macht hier rum und tut so, als wolltet ihr bei
der Truppe einsteigen – ich fass das echt nicht! Habt ihr vergessen, was
passiert ist? Wo wir hier sind? Verdammt, ich hab keinen Bock mehr auf diese Kacke
hier! Ich will nach Hause!“
    „Nicht so laut!“
    „Ach, leck mich doch!“ Auf einmal war sie wieder den
Tränen nahe. „Ihr seid einfach zu blöd für –“
    „Oh Mann, James, muss ich wirklich hier rumhängen? Mir
geht’s wieder gut!“ Carmino schob sich quengelnd hinter dem Teppich hervor. Auf
seiner Stirn prangte eine riesige Beule in tiefem Blaurot, und über die Länge
seiner Nase lief eine verschorfende Schramme.
    „Nicht gut genug, um rumzurennen oder irgendwelche
Parkour-Sachen abzuziehen!“ James hatte allmählich die Nase voll. Der Respekt,
den ihm die einheimischen Patienten entgegenbrachten, hatte doch was für sich.
    „Aber ich bin okay! Und die brauchen mich! Die ganze
verdammte Stadt steht draußen auf der Brücke und wartet auf die Vorstellung!
Ich muss mitmachen!“
    „Du bist doch nicht mehr ganz dicht! Verflucht noch
mal, du bist auf dem Rückweg umgekippt! Du hast da ein Riesending an der Birne
– vielleicht hast du ’ne Gehirnerschütterung und wer weiß was noch – und ich
hab hier nichts, um was dagegen zu tun, kapiert ihr das eigentlich nicht? Wir
können hier nicht den nächsten Notarzt rufen oder mal eben ins Krankenhaus
fahren!“
    „Was du nicht sagst.“ Das war Pix.
    „Ich mach keine Sprünge, keine Salti oder so,
versprochen!“
    „Stimmt. Du machst auch sonst nichts. Du setzt dich
einfach hin und guckst zu!“
    „Und jetzt hau ab!“ Wieder Pix. „Du kannst hier nicht
einfach reinplatzen!“
    „Was gibt’s hier schon zu sehen!“
    „ Zisch ab , Spasti“, sagte Pix und legte sich
wieder zurück.
    „He, Alte, ich hab dich gerettet. Wie wär’s mal mit
einem danke und etwas Respekt?“
    „Du wolltest doch bloß deine Nummer abziehen da
draußen!“
    „Schön. Das nächste Mal kannst du dich selber retten,
du blöde Kuh.“ Carmino war wirklich sauer. Er drehte sich um und ging und
versuchte dabei nicht allzu deutlich zu hinken. Als er wieder jenseits des
Teppichs verschwand, geschah etwas, das James überraschte.
    „He Mann – war nicht so gemeint!“, rief Pix. „Also, danke .
Jetzt komm schon zurück!“
    Das tat er wirklich. Neugierig sah er Pix an. „Wow.
Das muss die