Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)
und die Verletzungen,
die die Empuse ihr zugefügt hatte.
„Los, Jakobe, was macht man gegen einen Cabbacubb?“,
drängte er.
Aber Jakobe hatte vorübergehend den Mumm verloren. Sie
schüttelte nur den Kopf und sah mit weit aufgerissenen Augen zu Pix hin, die
sich zusammengerollt gegen den Angreifer zu schützen versuchte.
Carmino hatte sie fast erreicht. „ Renn ! Renn
nach links!“
Dicht hinter James trötete die Xandrule wieder los.
Juniper war wohl eingefallen, dass er seine Neuerwerbung auch sinnvoll nutzen
konnte. Das Getute war so laut, dass es Pix’ Schreie übertönte; trotzdem
bezweifelte James ihren Nutzen.
Er zweifelte gerade an allem. Vor ihm, in diesem
klaren, hellen Nachmittagslicht, tobte mitten auf dem Weg ein wild gewordener
Ast herum und griff Menschen an. Rotbrauner Staub funkelte in der Sonne, und
der schwarze Ast schnitt hindurch und zielte und schlug. Ein Ast . Was
galt dann noch? Worauf konnte man sich dann noch verlassen? Als sich seine Füße
endlich in Bewegung setzten, schienen sie weit von ihm entfernt zu sein.
„Jetzt renn doch!“, brüllte Carmino, weil Pix
sich nicht von der Stelle rührte. Er tänzelte um sie herum, und dann versetzte
er dem Ast einen Tritt, der ihn aus der Bahn warf. Das Geräusch, mit dem
Carminos Schuh gegen die Erscheinung knallte, zerriss endlich das Gefühl des
Unwirklichen, in dem James paddelte.
Carminos Angriff hatte Pix für einen Moment Luft
verschafft. Wimmernd versuchte sie wegzukriechen. Eine hässliche rote Strieme
zog sich über ihre ganze rechte Gesichtshälfte. Carmino zerrte sie auf die Füße
und behielt dabei den Knüppel im Auge, der währenddessen am Straßenrand
herumkreiselte, fast so, als schlittere er noch … aber dazu dauerte es schon zu
lange … und irgendwie sah es auch so bewusst aus …
„Los, mach endlich! Du nach links – ich nach rechts!
Ich lenk ihn ab!“ Carmino schubste Pix auf die andere Straßenseite und stellte
sich dem Cabbacubb entgegen, der jetzt herankreiselte. Und dabei schneller
wurde … sich über die Straße erhob, nur ein paar Zentimeter … und noch ein paar
mehr … James merkte, wie ihm die Luft wegbleiben wollte. Man konnte das einfach
nicht glauben, selbst wenn man es sah.
„He, Mann!“, japste er. „Pass auf!“
In letzter Sekunde sprang Carmino über den Ast hinweg,
wirbelte herum und trat mit vollem Schwung gegen den Angreifer, den das weit
ins Gestrüpp neben der Straße schleuderte. Juniper setzte die Xandrule ab, um
Carmino zuzujubeln. Aber der rannte schon wieder, dahin, wo es zwischen den
bräunlichen Grasbüscheln raschelte. Als er den Knüppel entdeckte, sprang er mit
einem Triumphschrei los und trampelte darauf herum.
„ Nicht !“, gellte Jakobe. „Das darfst du nicht
tun!“
Carmino johlte. „Ich mach ihn zu Feuerholz!“
Da knallte er ihm auch schon ins Gesicht. Einen
Augenblick sah es so aus, als würde er hintenüberfallen, aber er fing sich –
und hechtete los. „Dann fang mich doch, du Arsch!“, schrie er wütend und
lachend. „Mach doch, los, komm schon!“
„Verdammte Scheiße!“, murmelte James.
Die Jagd war eröffnet, und Carmino war der Fuchs. In
einem unglaublichen Tempo rannte er über die Straße, setzte über Gebüsche am
Wegrand hinweg, schlug Haken wie ein Hase. Es sah so aus, als würde es ihm auch
noch Spaß machen. Dabei schoss der Knüppel so schnell hinterher, dass ihre
Augen ihm gar nicht folgen konnten. Trotzdem –
„Ha! Das schafft das Ding nicht! Das Hin und Her, da
kommt er nicht mit!“, rief Stanwell.
Klar, dachte James dumpf. Womit soll er das auch
sehen?
„Wahnsinn! Ist der schnell!“
„Ja, aber er wird müde werden. Und der Cabbacubb
nicht“, rief Jakobe. Sie und Haminta hatten sich über Pix gebeugt, die zitternd
und jaulend am Straßenrand hockte. Aus ihrer Nase lief Blut.
„Wir müssen hinterher!“, beschloss James. „Juniper,
mach weiter mit der Xandrule! Kommt!“
Und sie rannten. Inzwischen waren Leute in den
Haustüren erschienen, standen von ihren Veranden auf, um zu sehen, was da los
war, aber bis zur Straße wagten sie sich erst vor, als die Jagd an ihnen
vorbeigestürmt war. James hoffte flüchtig, dass die Xandrule, wenn sie schon
den Cabbacubb nicht erschreckte, doch wenigstens den Gelichterjäger herbeirufen
würde. Eine unheimliche Angst wollte sich in ihm ausbreiten und wurde immer
stärker. Carmino schlug plötzlich einen Haken ins Gebüsch und kam nicht wieder
hervor. Als sie die Stelle erreichten
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