Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)
kleines
Lachen. „Kannst du wählerisch sein? Wenn ich jetzt sage, nur vier – wollt ihr
dann weiterziehen? In der Dunkelheit? Mit einer gebrochenen Deichsel? Und einem
Verletzten?“
„Du weißt ja bestens über uns Bescheid, Onska
Inglewing.“ Montagu grinste blässlich. „Wir spielen auch für vier, wenn es
dafür Rastplatz und Essen für alle gibt.“
„Essen auch? Na, wir werden sehen! Solang ihr nicht
wie die Heuschrecken über mein Land herfallt.“
„ Geffet – dann wäre das abgemacht.“ Jetzt war
Montagus Lächeln schon kräftiger. „Gehört übrigens der Erfinder zu eurer
Familie?“
„Oh ja. Der berühmte Erfinder der Inglewinger ist mein
Enkel. Es sagt etwas aus über unsere Welt, dass sein Name heutzutage bekannter
ist als der seines Großvaters Arbogast Inglewing, der immerhin den Schwebenden
Palast in Edinnilor entworfen und erbaut hat, findest du nicht auch?“
„Ich habe ihn gesehen, den Palast, meine ich. Er ist
das schönste Bauwerk, das ich kenne.“
„Du verstehst es, einer alten Frau zu schmeicheln,
Ska. Ich denke, wir werden uns verstehen. Fahrt einfach hinter mir her!“
Sie folgten dem Karren und den drei großen Hunden über
eine Brücke, die die Halme überspannte, und dann noch ein paar Minuten
landeinwärts, bis inmitten von Feldern eine weitere riesige Hecke in Sicht kam
– beerenbesetzter Feuerdorn wie um die Stadt, aber ohne den Steinsockel. Ein breiter,
gut drei Meter hoher Rundbogen war in diese Hecke geschnitten und ließ Platz
für das Holztor, das jetzt für die Ankömmlinge geöffnet wurde. Als James den
Gilloc durch das Heckentor gelenkt hatte, kam es ihm vor, als beginne dahinter
ein Stückchen von einer vertrauteren Welt. Ein Park empfing sie, weitläufig,
grün und voll wohltuender Schatten, fast wie ein Wald mit all den Bäumen und
Sträuchern. Sogar ein Bach floss hindurch. Das Gelände stieg leicht an, und auf
der Hügelkuppe umgaben große Bäume die Gutsgebäude. Bis dahin fuhren sie jedoch
gar nicht, denn die Gutsherrin hatte auf der Hälfte der Strecke gewendet und
sah nun der Truppe entgegen. Sie wartete, bis alles stillstand.
„Also hört mich an, Stern von Montagu !“, rief
sie. „Dies ist mein Besitz, ein großer Besitz, auf dem eine Menge Leute leben
und arbeiten. Ich will keinen Ärger zwischen euch und ihnen, damit das klar
ist! Benehmt euch manierlich und seid nicht zu laut! Ich will keinen von euch
in irgendeinem der Häuser sehen, und wenn ich von Diebstahl höre oder dass
einer von euch eine Frau belästigt, dann werfe ich euch alle hinaus, und sei es
mitten in der Nacht, lasst euch das gesagt sein! Aber wenn ihr euch an die
Regeln haltet, die hier gelten, dann seid ihr willkommene Gäste!“
Nach dieser harschen Rede – die die Peregrini
allerdings mit Gelassenheit aufnahmen – wies sie auf den jungen Mann, der eben
vom Kutschbock gestiegen war, und fuhr fort: „Das hier ist Melann Kaploster,
mein Verwalter. Er wird euch zeigen, wo ihr euer Lager aufschlagen dürft und
alles andere. Wenn ihr Fragen habt, wendet euch an ihn. Eure Vorstellung will
ich sehen, wenn es dunkel ist – denn so ist das in zivilisierten Gegenden wie
in meiner Heimat Lorweis üblich! Und jetzt werde ich mit Ska Montagu über das
Stück sprechen!“
„Wenn es dunkel ist?“, meinte Stanwell
zweifelnd. „Wir sind aber noch in Orolo, oder?“
„Aber offenbar in einem zivilisierten Teil von Orolo!“
Brogue klang sehr zufrieden.
„Melann Kaploster!“, kicherte Juniper. „Habt ihr
gesehen, wie er geht?“ Er demonstrierte es mit ein paar hüftenschwenkenden
Schritten.
Das bekam einer der Torwächter mit, der dem
ungewohnten Aufmarsch neugierig gefolgt war. Er verzog das Gesicht. „Wenn du ’n
guten Rat willst, Junge – nehmt euch vor Kaploster in Acht! Und vor seinen Hunden
auch. Sie gehorchen nur ihm.“ Er verstummte, weil der Verwalter jetzt auf sie
zukam, und verdrückte sich zurück zu seinem Tor.
Kaploster hatte ein schmales Gesicht, das zugleich
zart und energisch wirkte. Neben den riesigen Hunden erschien er noch zerbrechlicher,
und auch wenn Junipers Parodie übertrieben gewesen war, verstand James doch
sofort, dass der Mann mit diesen Augen und Wimpern wirklich geschlagen war. In
seiner Highschool wäre er täglich fertiggemacht worden.
„Mann, ich lass mir doch von ’ner moosha nichts
sagen!“, sagte Horgest verächtlich und nicht gerade leise. „Was denkt die Alte
sich denn? So was wie den spießen wir doch zum Nachtisch
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