Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)
euch
gegeben“, ließ sich nun der Winkelmeister selbst vernehmen. Breitbeinig und
ungerührt stand er vor der Tür und begegnete den aufmüpfigen Blicken ringsum
mit kühler Festigkeit. „Einige von euch haben dort Bürger angegriffen – ein
nicht ganz geklärter Vorfall mit einem Cabbacubb – Hundebisse – Beleidigung von
Amtspersonen … eine unschöne Liste, die ich da eben bekommen habe. So etwas
brauchen wir hier nicht. In Halmyre herrschen Ordnung und Frieden. Ihr müsst
weiterziehen!“
„Es ist zu spät, um den nächsten Ort vor Einbruch der
Dunkelheit zu erreichen!“, wandte Brogue ein.
„Erst recht mit einem kaputten Wagen!“
„Das ist nicht unsere Sorge. Zieht ab, bevor die
Stadttore geschlossen werden.“
Und dann standen sie da, wütend, ohne ihrer Wut Luft
machen zu dürfen, ratlos. Die Sonne warf schon schräge Strahlen über den Markt,
sie hatten Hunger und auf ordentliche Einnahmen gehofft. Unter Murren und
Fluchen stiegen sie wieder auf Kutschbänke und Galiziaks. Dann flog etwas durch
die Luft und klatschte gegen den Wagen der Kalendios – eine matschige Frucht,
geworfen von einem der Minenarbeiter dort auf der Mauer. Die riefen ihnen
hinterher und lachten. Und während die Peregrini die Fäuste in den Taschen
ballten, stürmten plötzlich zwei, drei riesige Hunde mitten in die Gruppe,
umkreisten Wagen, Gilwissel und Leute und stoben wie ein Windstoß wieder davon
– auf einen schmächtigen, sehr schlanken Mann zu, der vor der Poststation
stand. Bolek und Dolf fingen wieder an zu kläffen, bis Juniper ihnen die
Schnauzen zuhielt. Triv hatte die Ohren angelegt und knurrte. Diesmal hielt
John, der immer noch die Schlangentuba um den Hals hängen hatte, die Hündin an
der kurzen Leine zurück. Dann flog die nächste Frucht, gefolgt von einem
Badlabik-Hörnchen, das am Wagen des Chefs zerplatzte. Die Füllung aus Fleisch und
Getreidebrei lief am Fenster herunter.
„Das reicht. Fahrt um den Platz. Dann zurück zum
Stadttor“, ordnete Montagu mit steinerner Miene an.
„Musik?“, fragte Brogue.
„Und ob!“
„Gut so. Die sollen sehen, was sie verpassen!“
Also unter noch mehr Humtata wieder aus der Stadt
hinaus. Als sie sich dem Haupttor näherten, sprangen ihnen aus einer
Seitenstraße wieder die großen Windhunde entgegen. Sie jagten mitten durch die
Kapelle und brachten sie aus dem Takt, dann fing sich einer von ihnen einen
Fußtritt von Horgest ein, als er diesem zu nahe kam. Verärgert winkte der Chef
dem kleinen Wagen, der, mit Säcken und Kisten beladen, aus der Seitenstraße
hinterherkam. „He, Ska! Ruf deine Hunde zur Ordnung, bevor sie hier unter die
Räder kommen!“, brüllte er.
Der Mann, den sie schon auf dem Markt gesehen hatten,
lenkte seinen Wagen jedoch mitten auf die Straße, und seine Hunde jagten Runde
um Runde um die Wagenreihe. Während die Kapelle weiterzog, stauten sich die
folgenden Wagen vor dem Hindernis. Es gab Geschrei und Beschimpfungen, und die
Frau, die neben dem Mann auf dem Kutschbock saß, schien sich über das Chaos,
das sie angerichtet hatte, auch noch zu amüsieren. Schließlich rief sie mit
herrischer Stimme: „Ihr da! Stern von Montagu ! Hört mir zu!“
„Gib die Straße frei, Onska!“, rief der Chef. „Wir
haben’s gerade ein bisschen eilig!“
Als niemand Anstalten machte, ihr die verlangte
Aufmerksamkeit zu zollen, zog die Frau – eine kleine Person in Schwarz und mit
einem breitrandigen Strohhut – eine Tröte aus der Tasche, und dann ertönte ein
fürchterlicher, greller Ton, der die Gilwissel zu Tode erschreckte.
„Was ich sagen will“, fuhr sie dann fort, als sei
nichts gewesen, als starre nicht jeder auf der Straße zu ihr hinauf, „ihr müsst
nicht abziehen – oder doch jedenfalls nicht weit. Mein Besitz grenzt an die
Stadt. Ich lade euch ein. Wenn ihr eine Vorstellung gebt, könnt ihr umsonst bei
mir kampieren. Spielt ihr auch Stücke?“
„ Kashadiu , James! Halt diesen Gilloc fest!“,
schnauzte Montagu, als Kriopes Planwagen an ihm vorbeizudrängen drohte. „Also,
ich bin Nicholas Montagu. Der Chef hier. Und wer bist du, Onska, und warum
bringst du meine Truppe durcheinander?“
„Oona Inglewing ist mein Name, und ich bin die Frau,
die dem Winkelmeister und dem Gelichterjäger dieser Stadt einen guten Teil des
Gehalts bezahlt! Spielt ihr Stücke, Ska Montagu?“
„Natürlich.“
„Spielt ihr für mich und meine Leute?“
„Wie viele wären das?“
Sie lachte auf, ein spitzes, spöttisches
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