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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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wusste selbst nicht, was er wollte. Schreien? Weglaufen? Sich ins Gras
werfen und reinbeißen?!
    „Wie auch immer. Wir können das nicht einfach
auslassen. Bisher haben wir keine andere Option“, sagte Pix.
    Er sah auf. Die überraschte ihn immer wieder, wenn sie
mal einen Satz ohne Scheiße oder Arsch herausbrachte. So blöd,
wie sie immer tat, konnte sie nicht sein.
    „Haben wir doch. Inglewing. Der wird uns abholen. Mein
ich auch, genau wie James. Und ich wette, der weiß einen Weg!“
    „Ja klar. Der und der Weihnachtsmann. Träum weiter,
Bagratuni!“
    „Dann geh doch und verkauf der Pelektá deinen Krempel,
Sterling! Die sind sicher ganz heiß auf deinen Goth-Plunder! Und auf dein
Handy! Vielleicht machen sie’s ja sogar aus Mitleid, wenn sie dich sehen,
Froschgesicht! He, James, weißt du eigentlich, wie die wirklich heißt?“ Carmino
war unvermittelt so richtig in Fahrt. Wütend, verunsichert, giftig – genau, wie
James selbst sich fühlte. Das trieb ihn zum Rundumschlag.
    „Wag es ja nicht, Arschloch!“
    „Hört doch auf! Das ist doch alles so was von egal!
Ich will nur –“
    „Nix mit Pix! So cool wär die vielleicht gern, aber –“
    „Ich schlag dir die Fresse ein!“
    „Die ist schon hinüber! Und zwar deinetwegen!“
    „Die da drüben hören euch schon zu“, versuchte er es
noch mal, aber die beiden beachteten ihn überhaupt nicht.
    „ Frida ! Ist das nicht voll der bescheuerte Name?
Und passt er nicht super gut? Vor allem jetzt, wo die Schminke ab ist, was, Frida ?
Frida, der Frosch! Genauso siehst du aus, ohne die Panda-Augen!“
    Sie schlug ihn tatsächlich. Eine volle Breitseite in
den Magen, so war es geplant, aber Carmino lachte nur und wich mit einem
tänzelnden Sprung aus, weshalb sie nur seinen Arm erwischte. Sie stürzte hinter
ihm her, versuchte beide Hände in seine Haare zu krallen, und die ganze Zeit
spie ihr Mund Schimpfwörter aus, die selbst die Leute, die am Ende des Hofs beim
Aufbau zusahen, aufhorchen ließen. Nur die drei Mädchen mit ihren Hüpfkästchen
ließen sich nicht stören.
    „… zählen jeden Fehltritt mit !“, sangen sie
triumphierend und zählten, während eine von ihnen ein kompliziertes Muster über
die Kästchen hüpfte, als hinge ihr Leben davon ab. Bei achtzehn versprang sie sich endlich und musste eine der beiden anderen in die
Stufenpyramide lassen. James war auf einmal – alarmiert? Ja. Irgendwas …
stimmte nicht.
    Carmino tanzte wie ein Irrer über den Hof und forderte
Pix heraus, ihn zu verfolgen. Das Hinken war vergessen. Pix gab auf. Sie kam
zurück und ließ sich wieder auf den Steinbrocken neben ihm plumpsen.
    „Komm doch, fette Kuh!“
    „Dieser blöde Arsch!“, knurrte sie.
    „… nie, mit blassen Augen wachen sie !“, sangen
die Kinder, und jetzt fuhr James auf.
    „ Sehn dem Fuß zu, der sie tritt – zählen jeden
Fehltritt mit! Eins – zwei – drei – vier –“
    „Wen interessiert schon dieser Scheiß-Name?! Bloß weil
meine blöde Mutter so – he, was ist? Ist dir schlecht?“
    James sprang. Er hatte das Gefühl, dass ihm die Augen
aus dem Kopf quollen und die Eingeweide gleich hinterher. Er starrte auf die
hüpfenden Mädchen im orangefarbenen Licht der Abendsonne. Es war wie ein
schreckliches, unerklärliches, unaufhaltsames Déjà-vu. Die Springerin versagte
diesmal bei vierzehn und wurde ausgewechselt. Dann ging es von vorne los. „ Treppenstufen
schlafen nie! Mit blassen Augen wachen sie! Sehn dem Fuß zu, der sie tritt!
Zählen jeden Fehltritt mit! Eins! Zwei! Drei! Vier!“
    „Was ist denn? James?“
    „ Fünf ! Sechs !“
    Die Kinderstimmen kreischten in seinen Ohren, und er
duckte sich wie unter einem Angriff.
    „ Sieben ! Acht ! NEUN ! ZEHN !“
    Die Farben des Spätnachmittags verdunkelten sich vor
seinen Augen. Etwas verkrampfte sich in seiner Brust und schnürte ihm den Atem
ab. Er machte ein paar hektische Schritte auf das Gras zu.

18. Cerf der
Brogorschlächter
     
    1
    „Schon
gut! Alles okay!“, krächzte James, um Pix‘ skeptischen Blick loszuwerden. „Ich
hab nur plötzlich Kopfschmerzen.“ Er setzte sich wieder hin und versuchte ruhig
zu atmen. Gar nicht so einfach, denn er fühlte sich wie von einer Kugel
getroffen.
    Pix war das zum Glück egal. „Die hab ich schon
den ganzen Tag!“, murrte sie und fing an, an ihren Fingernägeln herumzubeißen.
    „Hörst du die Kinder da?“
    „Kann man die überhören?!“ Inzwischen klebten Splitter
von schwarzem Nagellack an ihren

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