Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
Vom Netzwerk:
ab,
schüttelte sich wie ein Hund.
    Kate lachte. Er hatte sie gar nicht kommen sehen. Sie
hat das Tuch behalten .
    „Die unglaublichste Aussicht, die ich jemals gesehen
habe!“, rief sie. Meinte aber vermutlich nicht ihn, sondern den Éllambru. War
ja auch wirklich beeindruckend, die Steilwand.
    „Dafür hat sich das Verirren gelohnt. Wie tief geht es
da runter? Das müssen doch über dreihundert Meter sein!“
    „Könnte hinkommen. Am Westende des Sees ist es noch
wilder, da geht es fast doppelt so tief und in Steilklippen runter.“
    Sie kam heran und betrachtete neugierig den Fänger, an
dem er gerade herumknotete. Wie alle seine Fänger hatte er auch diesen selbst
hergestellt: einen Ring aus Weißdornholz mit einem Netz, das er aus Fängergarn
und Wasserbast geknüpft hatte. In das Netz hatte er in mühsamer Kleinarbeit
Karnellen-Schädelchen eingeflochten. Das Ganze hatte den Vorteil, dass es
keinen Krach machte. Einen Wagen mit einer Schellenstandarte zu fahren, war auf
Dauer unerträglich.
    Kates Augen weiteten sich, als sie die winzigen
Schädel sah.
    „Hält eine Menge Gelichter fern.“
    Sie schüttelte den Kopf und sah ihm prüfend in die
Augen. Wollte wohl wissen, ob er das ernst meinte. Er erwiderte ihren Blick
reglos. Sollte sie glauben, was sie wollte. Es spielte keine Rolle. Und sie
hat das Tuch doch behalten .
    Sie hatte irgendwas gesagt, das er nicht gehört hatte,
und wollte die Stufen zum Wagen hinaufsteigen. Für einen Moment hatte er die
weiße Rundung ihres Ohrs direkt vor seinen Augen. Dunkelbraune Haarfransen
fielen darüber. Auf ihrer linken Wange glühten immer noch die drei
Mückenstiche, wie ein Warnsignal. Dann bemerkte sie seinen Blick und wandte
sich lächelnd zu ihm um. Sie wollte etwas sagen, und da machte er es einfach,
ohne weiter nachzudenken.
    Ihre Lippen waren weich und warm, wie in der Sonne
gepflückte Himbeeren, und als sein Mund noch fragend darüberhinstreifte – war
es erlaubt? – fühlte er, wie sie sich ihm öffneten, sodass sich seine
Unterlippe zwischen ihren Lippen fing. Ihm stockte der Atem. Verspätet holte
ihn der Schock ein über das, was er hier tat, klatschte über ihn wie eine
Welle, wie das kalte Regenwasser eben. Reglos, atemlos hielt er stand, wartete
nur, was sie tun würde –
    Der Hut fiel ihm vom Kopf. Räder knirschten im
Straßenstaub. Die Karren hatten sie erreicht. Der verhexte Moment war vorbei.
Verwirrt zog er sich zurück und stolperte auch noch über seinen Hut. Sie war
schon im Wagen verschwunden, als er wieder aufsah.
    Trottel !,
dachte er. Schlug sich mit der Faust vor die Stirn. Was hab ich gemacht ?!
    Aber rauf und weiterfahren musste er wohl.
    Kashadiu !
Und wenn schon, es war nur ein Kuss! Sie hat’s nicht übelgenommen und ernst
auch nicht! Die nimmt sowieso nichts ernst, und dich schon gar nicht! Vergiss
es einfach und fahr weiter!
     
    4
    Man
sah nur einen Vorhang aus kastanienrotem Haar. Lauter ineinander verdrehte,
kringelige Strähnen, die aus dem Band am Hinterkopf entkommen waren. Wenn der
Wagen ruckelte, dann flog diese Matte manchmal weit genug zurück, dass sie einen
Blick auf sein Profil erhaschen konnte. Jedes Mal sah sie eine unbewegte Miene:
fest geschlossener Mund, die Nase ein schroffer Vorsprung, die Augen angespannt
geradeaus auf die Straße gerichtet. Die weiße, fein gefleckte Haut ein
seltsamer Kontrast zu den kantigen Formen, die sie umhüllte. Hin und wieder
kratzte er sich ungeduldig den Nacken. Mückenstiche.
    Der Kuss machte ihm wohl ganz schön zu schaffen.
    Es war seine Entscheidung gewesen, genau wie gestern.
Sie hatte sie abgewartet – genau wie gestern.
    Da hatte sie gewartet, ob er sie suchen würde. Wenn
sie zusammen weiterfahren sollten, dann musste das nach seinem Wutausbruch von
ihm ausgehen. Man merkte ja schon seit Tagen, dass er sich in einem Konflikt
befand. Kindische Züge nahm das an – zum Beispiel hatte er morgens in Jonandru
seine Werkzeugkiste so in den Wagen gestellt, dass sie darüber fallen musste –
und dann auch noch zugesehen, als sie es tat. Es nervte ihn, seine geheiligte
Behausung mit ihr zu teilen. Was sie amüsierte – dass ihre Anwesenheit immer
wieder seine Blicke und Gedanken ablenkte – machte ihn zuerst befangen, dann
ärgerlich, schließlich dauergereizt. Sie, die vier Fremden, hatten mit ihrem
Erscheinen die gemütliche Ruhe in seinem Leben gehörig durcheinandergebracht.
Und jetzt torpedierten sie auch noch seine Zukunftspläne. Kein Wunder, dass er
gestern

Weitere Kostenlose Bücher