Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)
erzählen müssen. Er hätt uns auch nicht gegen den Pacculi
helfen müssen.“
„Vielleicht gehört das alles zu seinem Plan!“
„Ich wünschte, ich hätte einen!“, hörte James
Gerringer murmeln.
„Wir kommen zwei Tage später in Gassa an, dann müssen
wir eben diesmal unsern Besuch abkürzen. Auf jeden Fall sind wir pünktlich zum
Fest in Krai“, beschwichtigte Lowell seinen Sohn.
„Und du schickst dem Wagenbauer ’ne Taube, sagst ihm,
dass wir noch kommen und wann“, fügte John hinzu.
„Deine Hochzeit ist übrigens nicht die einzige, die
bevorsteht!“, warf Odette Ulgullen spitz ein. „Hier sind auch andere
interessiert daran, pünktlich nach Krai zu kommen! Aber die Sicherheit geht
vor!“
„In Fasmechora gibt’s eine Poststation“, sagte
Gerringer. „Wenn du ’ne Taube schicken willst, kannst du das da tun. Fasme ist
nur ’n satten Wagentag von Qamar entfernt. Ich würde euch raten, heute bis
Baulis zu fahren und dort zu übernachten. Das liegt ein paar Meilen nordöstlich
von Qamar, nicht direkt an der Trukantagyja, sondern ein bisschen landeinwärts,
ist aber der einzige andere Ort, wenn man nicht in Qamar selbst bleiben will.
Und dann kommt ihr morgen in aller Ruhe bis Fasmechora.“
„Ich werde die Sache mit meinen Männern besprechen.
Dann sag ich dir, wie wir uns entschieden haben.“ Der Chef deutete mit dem Kopf
auf seinen Wagen. „Mitkommen! Du auch, Stanwell. Und du, Halfast, bring mal
deine Landkarten!“
3
Der
Chef ließ noch einmal bei Varkos anfragen, ob er der Truppe angesichts der
schwierigen Lage nicht doch noch für einen Tag und eine Nacht Unterschlupf
gewähren wollte. Keine halbe Stunde später war der Stern von Montagu dann wieder unterwegs. Mit Charles Oswend Gerringer dem Vierten an der Spitze
zogen sie an dem Felsenpfad in die Tiefe vorbei und auf der Trukantagyja weiter
Richtung Osten. Eine unsichtbare Bedrohung schien heute mehr denn je auf ihre
Schultern zu drücken, als sie da hinter ihrem selbsternannten Geleitschutz
herfuhren. Immer wieder sahen sie sich um, ob diese unheimlichen Wüsten Rotten
vielleicht schon irgendwo hinter ihnen zu sehen wären. Aber es wurde ein
unspektakulärer Reisetag auf einer menschenleeren Straße; den einzigen
unangenehmen Augenblick hatte James beim Losfahren, als eine bunt schillernde
Fliegenwolke von den klumpigen Überresten seiner Klamotten aufstob, die der
Pacculi verschmäht hatte.
Schon die zweite Haut, die ich in dieser Welt
zurücklasse, ging es ihm durch den Kopf, und er dachte an den Feuerkessel, der
seine Jeans verschlungen hatte, in jenem Haus eines Schweigenden Gottes, vor
langer Zeit.
Nach den ersten Meilenwuchs
die Abbruchkante zu ihrer Rechten so in die Höhe, dass der See ihren Blicken
entzogen war. Anfangs sahen sie noch einen Japentobaum hier und da, danach gab
es nichts mehr als nackten Fels und gelegentlich einen schwarzen Vogel, der
hoch über der Schlucht kreiste – ein Höhlenfalke, sagte Gerringer, eine der
beiden Vogelarten, die noch in der Gegend um den See lebten.
„Du bist doch ’n Gelichterjäger. Stimmt es, dass es
hier früher gar kein Gelichter gab? Dass das erst nach dem Dunklen Zeitalter
kam?“, fragte Halfast, als sie bei der Mittagsrast alle zusammen vor dem
Gilwisselwagen hockten.
„Du kennst dich ja aus, Mann! Woher weiß denn ein
Peregrin von solchen Sachen?“
„Er weiß ’ne Menge“, sagte Juniper. „Er wär sogar fast
auf diese Schule da in Rhondaport gegangen. Aber die wollten ihn nicht. Die
nehmen keinen, der nich‘ ’n Kramper ist.“
„Ja, das denk ich mir. Schulen …“ Der Jäger beendete
den Satz nicht, aber seine Miene sprach Bände. „Na, wo immer du es herhast, es
stimmt. Vor dem Ausbruch des Éllambru gab’s hier kein Gelichter. Keinen See und
kein Gelichter.“
James hatte bemerkt, dass sich das Gesicht des Jägers
jedes Mal verfinsterte, wenn er von dem See sprach. Mit dem Mann stimmte auf
jeden Fall was nicht. James war sich sicher, dass er seinen gesamten Besitz mit
sich herumschleppte wie eine Schnecke ihr Haus. Der Rambo unter den
Gelichterjägern, mit all der Ausrüstung und den Waffen. Und natürlich hatte er
auch seine eigenen Vorräte dabei – alles in den zahllosen Taschen, die an
seiner Kleidung befestigt waren. Er aß getrocknetes Fleisch (von ihm eigenhändig
mit Palintegrus gepökelt), steinhartes, dunkles Brot (selbst gebacken auf
Palinteglut), und lehnte alles, was sie ihm anboten, dankend ab, sogar das
Wasser. Er trank nur
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