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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Wasser aus der Lederkruke, die an seinen Rucksack gebunden
war, und das auch erst, nachdem er es durch einen Filter aus weißem Gewebe –
Fängergarn, natürlich – in seinen eigenen Zinnbecher gegossen hatte.
    „Und wie kann ein Vulkanausbruch solches
Gelichterzeugs entstehen lassen?“, fragte Halfast weiter.
    Gerringer ließ den Becher sinken und kniff die Brauen
zusammen. „Entstehen lassen? Nee, nee, das Gelichter kommt nicht aus dem
Éllambru. Das kommt von ganz woanders, versteht ihr. Das hat von außen gegen den Éllambru gedrückt, als da noch kein See war. Und dann ist er in die
Luft geflogen, und die ganze Brut kam hinterher – von – na, von woanders eben.
Genauer kann ich das auch nicht sagen. Aber da, wo das herkommt, da gibt’s noch
mehr davon, das garantier ich euch. Und Schlimmeres. Zeugs, gegen das unser
Gelichter hier wie ’n paar bunte Schmetterlinge aussieht.“
    Das entsprach ziemlich genau dem Bild, das James
selbst gestern vor Augen gehabt hatte, als Halfast ihnen von dem See erzählte.
Der Pfropfen, der herausknallte, gefolgt von einer Wolke Gelichter von – von woanders also. Wollte der damit etwa andeuten, dass der See da unten ein Übergang war?
So was wie das, wovon Inglewing geredet hatte?
    „Ihr denkt, ich hab sie nicht mehr alle, klar!“, fuhr
Gerringer fort. „Ich bin das gewöhnt. Ich war schon ein paar Mal in Kebernett,
um dem Präfekten zu sagen, dass da unbedingt was getan werden muss, aber die
haben mich nicht mal mehr vorgelassen im Palast. Idioten. Ich war immerhin ein
ausgezeichneter Gelichterjäger. Der Éllambru, der ist ein Leck, das man im Auge
behalten muss. Ein Leck, das man stopfen muss, lieber heut als morgen!
Hier hat das erste Dunkle Zeitalter angefangen, Leute! Kann’s nicht begreifen,
dass die das nicht ernster nehmen, erst recht in Zeiten wie diesen!“ Er
schüttelte den Kopf und spießte sich noch ein Stück von seinem Dörrfleisch auf
– mit einer Mini-Dikrana, wenn James nicht alles täuschte.
    Halfast musterte ihn verstohlen, aber er stellte keine
weiteren Fragen mehr. Als sie wieder auf den Galiziaks waren, meinte er nur:
„Entweder ist der total verrückt, oder er weiß mehr, als die Kramper sonst
sagen wollen.“
                                              
    4
    Gegen
halb vier am Nachmittag kamen sie an Qamar vorbei, einem stillen kleinen Dorf
hoch über dem Éllambru, hinter dessen Gelichterzaun grellbunt verzierte
Felssäulen aufragten – James wusste nicht, ob das die hiesige Variante der
Fängerstandarten sein sollte, oder ob die Säulen zu dem Kumatai-Heiligtum
gehörten, von dem der Jäger gesprochen hatte. Er führte sie rasch, doch mit
großer Vorsicht an diesem Ort vorbei, aber weder hier noch auf dem Pfad, den er
bald danach einschlug, war irgendeine Spur von den Rotten zu sehen, von denen
er den ganzen Tag redete. Stanwell äußerte inzwischen auch laut seine Meinung,
dass sie den Verfolgungsfantasien eines Verrückten auf den Leim gegangen waren.
    Der Pfad war furchtbar, uneben, voller Löcher,
Hügelchen und unerwarteter Senken, alle paar Meter blieb wieder ein Rad
stecken, musste man schieben und zerren und bangen, dass etwas zerbrechen
würde. Es war sechs Uhr vorbei, und alle waren staubig und erschöpft, als sie
nach einem langen Marsch durch einen engen Hohlweg zwischen den Felsen
herauskamen und Baulis in einer Art Felsenkessel vor sich liegen sahen.
    Eine weitere armselige Ansammlung von Hütten hinter
einem halb zerfallenen Zaun aus Matten war das. Die Ostseite des Dorfes klebte
an der düsteren, zerklüfteten Felswand. Ein Japentobaum am Dorfeingang, ein
anderer oben auf dem Felsen. Es roch bitter und leicht nach Schwefel, ein
Geruch, der aus dem durchlöcherten Boden aufzusteigen schien. James glaubte,
ein dunkelbraunes Pelzbällchen direkt vor seinem Schuh in einem der Löcher
verschwinden zu sehen, aber das ging so schnell, dass er nicht sicher war.
    Die Dörfler hielten Schweine in ihren Hütten, das
sagten ihnen ihre Nasen, als sie in die Dorfstraße einbogen. Auch ein paar
struppige Hühner scharrten im Sand. Hier und da kärgliche Gartenflecken, auf
denen Zwiebeln und dunkelbraune Schoten an Stangen gezogen wurden. Sonst kein
grüner Halm – man fragte sich, wovon die Leute hier lebten.
    „Vor allem von den Sakmaks“, erklärte Gerringer, dem
die dumpfe Atmosphäre dieses Ortes nichts auszumachen schien – aber der sah
Baulis ja auch nicht zum ersten Mal. „Der ganze

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