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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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schicksalswütige Art von
Lust daran.
     
    5
    Den
folgenden Tag zogen sie, von nichts als den Karnellen behelligt, auf die
glitzernde Linie am Horizont zu. Nachmittags tauchte zu ihrer Rechten Kebernett
auf und versank dann wieder hinter ihnen in der diesigen Ferne: Dolchartige
Turmspitzen, die über hohe Stadtmauern hinausragten, dahinter die düster
aufgetürmte Masse des Keber, des höchsten Berges hier. Abends erreichten sie
das Ufer des Akbarnen, der hier die Grenze zwischen den Präfekturen Orolo und
Lalekanda bildete. Ihre letzte Nacht in Orolo verbrachten sie im Schatten des
Gelichterzauns von Mindellet, einer kleinen Stadt, von der aus täglich eine Fähre
über den Akbarnen setzte.
    Noch in der Morgendämmerung fuhren sie in den Fährhafen
ein, aber da waren sie nicht die Einzigen. Es warteten schon an die zwanzig
Personen mit Sack und Pack an der Anlegestelle, und es kamen immer noch mehr.
Eselsgespanne und Karren voller Hausrat erinnerten sie an die Flüchtlinge, die
sie auf der Trukantagyja überholt hatten. Ganze Familien warteten hier im
spärlichen Schatten auf die Inspektoren.
    Wer Orolo verließ, musste mit gründlichen Kontrollen
rechnen, hatte der Chef schon am Vorabend angekündigt und alle ermahnt, die
Wagen entsprechend vorzubereiten. Es wurde zum Beispiel ungern gesehen, wenn
man Trukvister ausführte. In erster Linie aber ging es bei dieser Kontrolle um
Gelichter, weshalb sich unter den Inspektoren auch ein Gelichterjäger befand.
    „Wozu?“, fragte Firn, der neben James auf dem Galiziak
saß und sich seit einer Weile damit amüsierte, eines der wartenden Mädchen mit
seinen Blicken in Verlegenheit zu bringen. „Kann das Viehzeug etwa nicht von
allein über den Fluss?“
    „Von selbst verlässt das Gelichter den Umkreis des
Éllambru nicht, hab ich mir sagen lassen“, erwiderte der Chef mit gesenkter
Stimme. „Ich weiß nicht, was die suchen bei ihren Kontrollen, ob die glauben,
man würde ihr verdammtes Ungeziefer rausschmuggeln? Aber dass mir keiner die
Beamten reizt! Stellt keine blöden Fragen, dann tun die das vielleicht auch
nicht!“
    Sie kamen gar nicht dazu, blöde Fragen zu stellen.
Obwohl sie unter den Ersten im Hafen gewesen waren, interessierten sich die
Inspektoren erst für den Stern von Montagu , als sie alle anderen
abgefertigt hatten. Es war schon drückend warm gewesen, als sie morgens – zum
letzten Mal, wie sie glaubten – die Garnbarrieren aufgewickelt hatten. Gegen
Mittag, als die Fähre endlich anlegte, machte die schwüle Luft das Atmen
schwer. Über dem Keber grummelte es unablässig, das grelle Sonnenlicht schien
von allen Seiten auf sie einzudringen, die Hunde kläfften alles und jeden an.
Und nun mischten sich auch noch die aussteigenden Passagiere in das
Durcheinander. Und die mussten ebenfalls durch die Kontrolle – vielleicht auch
nur Zoll oder ein Bestechungsgeld bezahlen, für James war das nicht zu
durchschauen. Dass es hier um Schikane ging, war ihm schon seit einer Weile
klar. Die Blicke der Inspektoren, die die bunten Wagen so offensichtlich
übergingen, konnte man gar nicht missverstehen. Die Passagiere gingen bereits
an Bord der Fähre, als sich endlich zwei Offizielle zu ihnen herbemühten. Im
Kalendio-Wagen hatten sie das Unterste zuoberst gekehrt, als ein heiseres Tuten
ertönte und die verdammte Fähre einfach ohne sie ablegte. Und noch während das
Tuten über dem Fluss verhallte, ließen die Inspektoren jeweils das Stück
fallen, das sie gerade in den Händen hielten, und erklärten ihnen, dass sie am
nächsten Morgen wiederkommen sollten. Aber dann früh genug, damit es nicht
wieder zu ungeplanten Verzögerungen käme …
    Was der Chef dazu zu sagen hatte, hätte jeden
Sprachforscher entzückt, aber an der Sache änderte es nichts. Sie mussten zu
ihrem Lagerplatz zurückkehren und saßen für eine weitere Nacht im Gelichterland
fest.
     
    5
    Der
Himmel schien fast bis auf ihre Schultern heruntergesackt zu sein, aus dem
Gegrummel war Donner geworden, und vor die stechende Sonne schoben sich
bräunliche Dunstschleier. Nicht nur Karnellen, auch ganze Wolken normaler
Stechmücken umtanzten Wagen und Ponys und ihre verschwitzte Besatzung. Der Chef
schaffte es noch, in seiner Truppe die letzten Reste an Disziplin zu
mobilisieren und eine missmutige Vorstellung über die Bühne zu bringen, aber
danach brachen dann überall Streitereien aus. Sandrou, der sich immer mehr als kleiner
Wüterich entpuppte, brachte Jakobe derart auf die Palme, dass

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