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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Zeitung – darin musste man doch wenigstens einen Anhaltspunkt dafür finden,
wo sie waren. Aber Inglewing war schon in die nächste Gasse eingebogen, die
aussah wie ein Straßenverkauf von Woolworth. Kleiderständer überall. Weiße
Hemden und Blusen, Westen, Hosen und Röcke in Erdfarben, die hier alle Welt zu
tragen schien. Keine Jeans, keine T-Shirts, aber hatte er das erwartet? Hinter
dem Gewühl sah man die Fensterauslagen der kleinen Läden in vornehmem
Dämmerlicht liegen, da schimmerten Stoffe, die wohl nicht für den Alltag
bestimmt waren. Während er sich hinter Inglewing durch das Gedränge kämpfte,
stellte er fest, dass es vor allem weibliche Kundschaft war, die um ihn herum
schnatterte. Der vorherrschende Typ war rundlich, vollbusig und breithüftig und
trug ein flirtendes Selbstbewusstsein zur Schau. Muntere Augen taxierten ihn,
und er kassierte einige anzügliche Blicke. Vielleicht, weil er hier mit seinem
kurzen Haar aus der Menge hervorstach? Die meisten anderen Männer trugen ihr
Haar nämlich gelglänzend zurückgestriegelt und in einem Zopf im Nacken
zusammengefasst. Wüste Mähnen wie die von Inglewing bildeten die Ausnahme, und
mit dem leuchtenden Rot war er sowieso der Einzige.
    „Hier, das sieht gut aus.“ Der Reparateur war
stehengeblieben und betrachtete die Waren unter einem großen Schirm. Er wählte
einen staubgrauen Rock und eine sandfarbene Hose aus und begutachtete dann die
Tücher, die hinter der Verkäuferin über Leinen hingen. Auch hier herrschten
Sand-, Staub- und Schlammfarben vor. Aber Inglewing deutete auf ein einzelnes,
schilfgrünes Tuch ganz oben in einer Ecke, und während die Frau, deren nackte Arme
wie Brotteig aussahen, ächzend auf einen Hocker stieg, um es herunterzunehmen,
kramte er in einer seiner Gürteltaschen nach Geld.
    Die Frau faltete Rock, Hose und Tuch zu einem festen
Bündel, band es mit einer faserigen Schnur zusammen und nannte vermutlich den
Preis – James verstand kein Wort. Inglewing lachte und erwiderte etwas.
Anscheinend musste auch noch gehandelt werden! Verdammt. Sein Magen verlangte
wütend nach dem Essen, dessen Duft aus der nächsten Gasse kam, aber das hielt
die beiden nicht ab von ihrem Gefeilsche. Nach einer ganzen Ewigkeit nahm der
Reparateur endlich einen Metallring aus seiner Tasche, auf den viele
kupferfarbene und einige wenige silberne Münzen aufgereiht waren – zu diesem
Zweck hatten sie ein Loch in der Mitte. Er bezahlte mit einer silbernen und
fünf Kupfermünzen, nahm sein Päckchen in Empfang, und dann ging es weiter.
    „Vier Kelvernen wollte die!“, sagte er kopfschüttelnd.
„Das Zeug ist keine zwei wert!“
    James war inzwischen entschlossen, den nächsten Imbiss
notfalls zu stürmen, auch wenn er kein Geld dafür hatte, aber Inglewing blieb
glücklicherweise gleich darauf vor einer Garküche stehen. Unverständliches Hin
und Her zwischen ihm und dem Verkäufer. Erstaunen im Gesicht des Mannes, der mit
fragend aufgerissenen Augen fünf Finger hochhielt und dann auf Inglewings
Bestätigung hin die Schultern zuckte und sich an die Arbeit machte. Die bestand
darin, fünf Teigfladen zu Tüten zu drehen und mit einer dampfenden, grauweißen
Pampe zu füllen. Obendrauf klatschte er einen Schöpflöffel braunrotes Gemüse,
und zum Schluss wurde ein Röllchen aus Fladenbrot in jede Portion gesteckt.
Dann hielt Mann, der die breigefüllten Hörner geschickt in einer Hand
balanciert hatte, das alles James entgegen.
    „Er wundert sich über deinen Appetit“, erläuterte
Inglewing mit einem bösartigen Grinsen und zählte sechs Kupfermünzen von seinem
Ring. Der Verkäufer dankte, und dann machten sie sich endlich auf den Rückweg.
    „Ist das so eine Art Pita?“, fragte James. Er
versuchte die Fladentüten – wie hielten die überhaupt zusammen? – möglichst
gleichmäßig in seinen Händen zu verteilen, aber die Sauce rann ihm bereits über
die Hände.
    „Badlabik. Gib mal her.“ Inglewing nahm ihm drei ab.
„Das ist Pilfabrei mit Bohnen und scharfem Gemüse. Schmeckt gut und macht
satt.“
    Die beiden übrigen Badlabiks verbrannten James nach
und nach die Hände, und mehr als einmal wären sie im Gedränge beinahe auf einem
anderen Suqbesucher gelandet. Aber das Zeug roch so gut, dass ihm das Wasser im
Mund zusammenlief. Es hätte gehackter Hund auf Baumrinde sein können, er hätte
es trotzdem gegessen.
    Drei kleine Jungen saßen auf dem Wagendach, als sie
zurückkamen. Sie hatten Hosenbeine und Hemdärmel von

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