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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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sie rufst“, erwiderte er. „Ich
bin in Orolo aufgewachsen, versteht ihr, das ist Gelichterland. Da lernt man
einfach, sich entsprechend zu verhalten. Wir haben eine Menge Jäger da in den
Dörfern und bei den Minen, aber wie gesagt, nur Männer. Frauen sind – anfällig,
heißt es. Allerdings würde auch in Orolo niemand offen ein solches Zeichen
tragen – damit würde er dem Gelichter ja verraten, wo der Feind ist.“
    Carmino kicherte. James unterdrückte ein Stöhnen.
Gerade hatte er versucht, sich vorläufig mit Inglewings Betrachtungsweise der
Wirklichkeit zu arrangieren. Die Bemerkung über Racht konnte man ja noch
hinnehmen – an irgendeine Form von Schicksal glaubten ja viele. Aber Gelichter ?
    Kate fragte mit einer Mischung aus Staunen und
Belustigung: „Das glaubst du doch nicht wirklich, oder? Glaubst du an Gei-,
Verzeihung: Gelichter?“
    „Das ist wohl kaum eine Frage des Glaubens. Ich hab
selbst genug davon gefangen. Allerdings glaub ich nicht, dass Frauen wirklich
anfälliger dafür sind als Männer – meine Großmutter lebt seit mehr als zwanzig
Jahren auf ihrem Gut in Orolo, und bisher ist sie noch mit allem fertig
geworden.“
    „Okay“, meinte Kate. „Vielleicht solltest du die Kette
wirklich abnehmen, Pix.“
    „Sie ist längst in meiner Tasche! Sag du mir bloß
nicht, was ich tun soll! Und was Geister angeht –“
    „Pst, Pix!“ Inglewing schüttelte den Kopf – und ein
Wunder geschah: Pix verstummte.
     
    3
    Eine
Viertelstunde später rumpelte der grüne Wagen ungehindert durch ein weiß
getünchtes Stadttor und musste sein ohnehin geringes Tempo noch weiter
drosseln, weil die mit Steinen gepflasterte Straße schmal wurde und vor ihnen
ein Karren voller Hühnerkäfige schlingerte. James fühlte alle Hoffnungen auf
Rückkehr in die Normalität schwinden. Das hier war keine Stadt in Großbritannien,
geschweige denn in der Nähe von London, wo sie eigentlich hätten sein sollen.
Schmale, ein- bis dreistöckige Häuser, Wand an Wand, fassten die Gasse von
beiden Seiten ein, Wäscheleinen waren quer darüber gespannt, Blumenkästen und
Töpfe besetzten die Fensteröffnungen und die Ränder der flachen Dächer. Es roch
durchdringend nach gärendem Abfall, nach Kloake, Blumen, Curry und Kaffee.
Überall waren Leute unterwegs, die dem Wagen nur gemächlich auswichen.
Minutenlang übertönte die Stimme einer sehr schwangeren Frau, die ein bockig
aussehendes Kind ausschimpfte, alles andere. Durch ein geöffnetes Fenster sah
er in einen Raum voller eifrig schreibender Knirpse rund um einen großen Tisch.
Ein Reiter in einer dunkelblauen Uniform drängte sich rücksichtslos an Inglewings
Reparaturen und dem Hühnertransporter vorbei. Die Hufe seines Pferdes
riefen ein scharfes, zwischen den Häusern hallendes Geklacker auf dem
Straßenpflaster hervor. Keine Autos, keine Mopeds oder irgendwas Motorisiertes.
Keine Satellitenschüsseln, keine Antennen. Keine Ampeln oder Verkehrsschilder.
Er sah nicht einmal Straßenschilder. Er starrte mit trockenen, müden Augen
hinaus und suchte nach Dingen, die Inglewings Version widerlegten. Kameraleute,
zum Beispiel, die hier eine wahrhaft grandiose Episode mit versteckter Kamera
filmten. Ich wär so erleichtert, dass ich ihnen vielleicht nicht mal die Fresse
einschlagen würde, dachte er sehnsüchtig.
    Dann hielt Inglewing mit einem Ruck genau unter einer
Wäscheleine – ein paar braune Hosenbeine berührten beinahe das Wagendach. An
den Enden der Leine lehnten sich zwei Frauen aus dem Fenster und führten eine
laute Unterhaltung – auf Graix vermutlich. Niemanden schien es zu kümmern, dass
der Wagen mehr als die Hälfte der Gassenbreite versperrte. Die Leute schoben
sich einfach daran vorbei.
    „Bis zum Suq komme ich mit dem Wagen nicht durch“,
erklärte Inglewing. „James und ich gehen zu Fuß weiter und holen was zu essen.
Ihr wartet am besten hier im Wagen.“
    „Hast du keine Angst, dass wir damit wegfahren?“,
fragte Carmino aufmüpfig.
    „Hab ich nicht“, erwiderte Inglewing grinsend, setzte
einen geflochtenen Hut mit breiter Krempe auf und sprang hinaus. Als James
ausstieg, hörte er die Frauen oben an den Fenstern lachen.
    „ Ti kanis , Sikkabit Inglewing?“, rief eine
von ihnen hinunter, und dann brachen beide in kicherndes Gelächter aus, als
hätten sie etwas sehr Gewagtes getan.
    „ Kala, ’fkaristo !“, rief er zurück, zog
ansatzweise den Hut und knallte die Wagentür zu. „Lasst bloß keins von den
Gören rein“, sagte

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