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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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er
Leute, die mit reparaturbedürftigen Gegenständen aus den Häusern stürzten, auf
eine spätere Gelegenheit. Aus den fünf Minuten waren zehn und mehr geworden, dann
sahen sie den Fluss: eine gleißende, schnell strömende Wasserfläche, die
zwischen den Häusern aufblitzte. An schmuddeligen Häuschen vorbei ging es
leicht bergauf, und dann waren sie am Ziel. Gabriel Gurs Bekleidungsatelier lag in einer schattigen Gasse mit mehrstöckigen Häusern aus festem Stein und
einer beeindruckenden Aussicht auf die Brücke und die rotbraunen Fronten der
Stadtmauern drüben. Das große, zweisprachige Schild an der Hausfront neben Gurs
Geschäft verkündete, dass hier die Thalassi-Reederei von Soulis Makwarai ihren
Sitz hatte. Weiter hinten in der Straße befand sich, wie James einer anderen Schildaufschrift
entnahm, eine Papiermühle.
    „Die beste Wohngegend in der Unterstadt“, sagte
Inglewing und parkte den Wagen direkt an einer kleinen Mauer, von der aus ein
Stufenpfad zum Fluss hinunterführte. Unten sah man auf den Wiesen Wäsche an
meterlangen Leinen flattern.
    Der Reparateur war gerade auf die Straße gesprungen,
da wurde die Glastür des Ateliers von einem jungen Mann geöffnet und
ehrerbietig aufgehalten. Ein kräftiger, sorgfältig gekleideter Mann mit
ergrauendem dunklem Haar und sauber gestutztem Schnauzbart ging an ihm vorbei
auf die Straße, streckte die Arme aus und empfing Dorian Inglewing mit einer
Umarmung und einer Begrüßung, von der James nur den Namen verstand. Dann
entdeckte er die vier Gesichter, die von der Fahrerkabine aus zusahen. Ein unverständlicher
Wortwechsel folgte, dann kamen beide zum Wagen zurück. Pix stöhnte.
    „Deine Freunde verstehen kein Graix, wie ich ihren
Blicken entnehme“, sagte der Schneider und betrachtete sie mit aufmerksamen
Augen. „Es wäre wohl höflicher, wenn wir bei Kurnais bleiben …“ Sein Englisch
war geschmeidig, aber in der Aussprache ebenso rau wie das von Inglewing.
„Selbstverständlich sollt ihr nicht im Wagen warten! Kommt herein und seid
meine Gäste! Freunde von Dorian sind mir immer willkommen!“
    Also kletterten sie aus dem Wagen und gingen ein
bisschen benommen an dem jungen Mann vorbei ins Dämmerlicht des Ladens. Nachdem
er die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, führte er sie zu einer breiten, mit
Polstern, Kissen und Teppichen belegten Bank, die eine Ecke des Ladenraums
ausfüllte, und machte ihnen klar, dass sie dort Platz nehmen sollten. Er selbst
enteilte lautlos durch eine Tür, die in die Tiefen des Hauses führte.
    Es roch intensiv nach einem holzigen Gewürz. Die
Teppiche waren überall, sogar an den Wänden. Drei große Spiegel
vervielfältigten ihre pastellfarbenen Muster ins Unendliche. Ein Durchgang zum
Nebenraum war mit feinen Tuchbahnen verhängt. Im Moment waren sie die einzigen
Kunden.
    Inglewing war dem Schneider zum Ladentisch gefolgt,
hinter dem sich Stoffballen und Kleiderpakete in Regalfächern türmten. „Ich
will nur meinen Anzug und das Hemd abholen, Gabriel. Bin ein bisschen spät dran
heute.“
    Gur gab sich alle Mühe, seine Blicke unter Kontrolle
zu halten, aber es war offensichtlich, dass ihm kein einziges Detail an der
Kleidung der vier Fremden entging.
    „Natürlich, natürlich.“ Er rief etwas in den
benachbarten Raum hinüber, und eine junge Frau mit mehreren Kleidungsstücken
über dem Arm kam zwischen den Vorhängen hindurch. James konnte an ihr vorbei einen
Blick in den Arbeitssaal der Schneiderei werfen, in dem fünf, sechs Leute an
Tischen voller Stoffe am Werk waren.
    „Ich habe dein Hemd mit Spitzenmanschetten
ausgestattet“, sagte Gur und zog ein weißes Hemd aus dem Kleiderstapel.
    „Was – Spitzen – das ist nicht dein Ernst! Ich wollte
doch nur –“
    „Zwei Lagen Spitze, ganz recht, ja. Hör zu, Dorian,
die muss man jetzt haben. Jeder hat sie.“
    „Aber –“
    „Ist im Preis inbegriffen. Und jetzt probier den Anzug
an.“ Er drückte ihm den ganzen Stapel in den Arm und schob ihn zu einer Nische,
die durch einen weiteren Vorhang vom Ladenraum abgetrennt war.
    „Aber das ist nicht mein Anzug! Ich hatte dir einen
hellen –“
    „Ich habe mir erlaubt, dich für diesen Anlass mit
etwas Neuem und Angemessenem auszustatten. Du kannst nicht in diesem
fünf Jahre alten Etwas zu einem Dinner im Präfektenpalast erscheinen … und dort
dann womöglich noch meinen Namen fallen lassen, Dorian! Willst du meinen
Ruf mit Füßen treten?“ Unnachgiebig schubste er seinen Kunden hinter

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