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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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den
schwarz-weiß-gestreiften Vorhang und zog diesen dann mit einem entschlossenen
Ruck wieder zu. „Zieh ihn an, mein Junge! Und mach schnell!“
    Carmino, der sich völlig entspannt in die Polster
zurückgelehnt hatte, kicherte. Auch Pix flegelte sich in die Kissen, aber sie
sah angespannt und abweisend aus. James hätte auf der Stelle einschlafen können
jetzt, nachdem der Hunger endlich gestillt war und er hier in dieser dämmrigen
Polsterhöhle versinken durfte. Er hoffte, dass Inglewing sich Zeit ließ beim
Umziehen. Vielleicht konnte man dann ein bisschen dösen.
    Aber schon nach zwei, drei Minuten kam er wieder
heraus, in eng geschnittenen schwarzen Hosen, wedelte probeweise mit den
erwähnten Manschetten des weißen Hemdes. Die dunkle Weste darüber hatte er in
der Eile verknöpft. „Passt“, sagte er und schob seine Arme in ein langes,
einreihiges schwarzes Jackett.
    „Nicht so hastig!“ Der Schneider ging um ihn herum und
betrachtete kritisch sein Werk.
    „Wirklich, Gabriel, dieser Anzug ist wunderbar, und er
passt wie angegossen, aber du hättest doch nicht –“
    „Halt still!“ Während der Schneider an den schmalen
Hosenbeinen herumzupfte, sagte er: „Darin kannst du dich doch wenigstens sehen
lassen, ohne mir Schande zu machen! Übrigens hoffe ich, dass du die Zeit für
ein Abendessen bei uns finden wirst! Ich erwarte einen Gast, der dich bestimmt interessiert:
Kassad ibn El-Janubi will seinen Sohn in Rhondaport besuchen und hat
angedeutet, dass er gern auch den berühmten Inglewing treffen würde.“
    „El-Janubi – will mich treffen! Oder – nein, er
wird doch hoffentlich nicht über Käferkübel mit mir reden wollen, oder? Nicht
der auch noch!“
    „Nun, der Abraumverwerter hat dich eben berühmt
gemacht, mein Junge. Inzwischen dürften die meisten Salkurninger deinem
Erfindungsgeist täglich danken, denn er befreit sie von Schmutz und Gestank und
nützt zugleich ihren Gärten!“, erwiderte Gur gelassen und wandte seine
Aufmerksamkeit dann der Weste zu. „Aber ich glaube, er ist mehr an deinen
Kühlapparat interessiert. Bestimmt hat er auch von deinem Wagen gehört.“ Er korrigierte
die Knöpfung der Weste, nahm dann ein paar Nadeln aus einem großen Kissen auf
dem Ladentisch und steckte eine Seitennaht neu ab. „Du hast abgenommen … Noch
ist er aber gar nicht eingetroffen. Er sitzt nämlich auf der Kallisti fest. Und die liegt draußen vor dem Hafen, und niemand darf von Bord. Sie kommt
aus Rubenike und ist bis oben hin beladen mit Reis und Wein und vielem mehr.“
    „Ja, wir haben vorhin davon gehört! Weiß man
Genaueres?“
    Gur schüttelte den Kopf und machte seinem Opfer ein
Zeichen, dass es sich drehen solle. „Nur Gerüchte … sie soll verbotene Tiere an
Bord haben oder, was ich für wahrscheinlicher halte, flüchtige Ausbrecher aus
einem dieser Gefängnisse da im Süden. Makwarai ist ganz aus dem Häuschen vor
Wut und rennt Michaelius die Türen ein. Seit gestern ist sogar ein Ghistriarde
in der Stadt ….“
    „Es stimmt also. Ghist – das spricht eher für die
Ausbrecher. Weißt du, wer es ist, der Ghistriarde, meine ich?“
    „Galen de Braose.“
    „Müsste ich von ihm gehört haben?“
    „Er war einige Jahre lang Arbiter in Gassapondra. Dort
war er sozusagen berüchtigt für seine Gerechtigkeit … aber das ist schon Jahre
her.“
    Der Diener kam zurück und brachte ein Tablett mit fünf
Gläsern. Er stellte es auf dem Tischchen vor den Polstern ab und entschwand
wieder. Die Gläser waren beschlagen vor Kälte, und in jedem klirrte wie ein
Löffel ein Eiszapfen, in dem ein Minzestängel eingefroren war.
    „Dein Kühlapparat funktioniert noch immer, wie du
siehst“, kommentierte Gur diesen verlockenden Anblick. „Trinkt, ehe es warm wird!
Halt, das gilt nicht für dich. Ich bin noch nicht fertig! Vina!“ Der Schneider
knöpfte die Weste wieder auf, nahm sie ihm ab und reichte sie kommentarlos
einer herzueilenden Näherin, die damit wieder zu ihrem Arbeitsplatz im
Nebenraum zurückging.
    „Moment, Moment mal – soll das jetzt etwa noch
geändert werden? Ich – äh, ich hatte gehofft, ich könnte die Sachen gleich
anbehalten … Gabriel, ich muss gleich zur Sally! Ich werde da erwartet!“
    „Oh, von deinem Professor? Mach dir keine Sorgen, Vina
ist in zehn Minuten fertig, es ist ja nur eine Naht. Im Übrigen ist das da ein
Abendanzug, damit kannst du nicht am Nachmittag vorsprechen. Dafür reicht dein
alter Anzug, der natürlich fertig ist. Zieh dich

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