Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)
ohne einen Laut
von sich zu geben.
„Schon gut, Schneemann“, sagte Halfast Montagu. „Sie
gehören zu uns. Alles in Ordnung.“
Daraufhin begleitete sie der Hund, ohne die Fremden
aus den Augen zu lassen, bis sie zwischen den ersten Wagen hindurch waren und
den Platz mit den Feuern erreichten. Hier herrschte wildes Durcheinander –
alles lief, mit Säcken, Tonnen, Fässern bepackt, an den Feuern vorbei, die
Holzstufen zu den Wagen hinauf und hinunter. Zwei weitere Hunde kamen
angerannt, kläffend und springend begrüßten sie Halfast und Jakobe und tanzten
um die drei anderen herum, bis eine junge Frau sie mit lauter Stimme
zurückrief.
„Bolek, Dolf, haltet endlich die Klappe! Nehmt euch
ein Beispiel an Schneemann!“ Sie war dabei, ein dickes Seil von einem Baum
loszuketten, und hielt inne, als sie an ihr vorbeikamen. „Seid ihr endlich
zurück? Was solltet ihr denn für den Chef –“ Dann sah sie, dass die drei
Fremden in Kleidungsstücken ihrer Truppe steckten, und verstummte überrascht.
„Was ist denn hier los?“, fragte Halfast entgeistert.
„Haminta, was soll der Aufruhr?“
„Wir packen zusammen. Der Chef will noch heute Nacht
aufbrechen. Das ist los.“
„Oh sikka ! Und ich dachte, es gibt jetzt
endlich was Anständiges zu essen! Den ganzen Tag herumgerannt und –“
„Kannst dich bei deinem Bruder bedanken. Der Blödmann
musste sich mal wieder mit irgendwelchen Krampern prügeln. Der Chef konnte ihn
gerade noch loseisen, sonst hätten die ihn eingesperrt. Er ist stinksauer.“
Schließlich konnte sie ihre Neugier nicht länger zügeln. „Wer seid ihr? Wieso
tragt ihr Montagu-Westen?“
„Beachtet sie gar nicht“, sagte Halfast. „Meine
Schwester ist ein neugieriges Weibsstück. Ich bring euch am besten erst mal zum
Chef. Soll der den Leuten sagen, wer ihr seid … He, Stanwell! Seid ihr wirklich
am Einpacken?“
„Sieht ganz so aus. Dieser verdammte Horgest. Hat uns
ums Abendessen und die Nachtruhe gebracht. Dafür brech ich ihm die Nase gleich
noch mal, wenn sie erst wieder geheilt ist!“
„Der nächste, der hier prügelt, geht“, sagte eine
tiefe Stimme hinter ihnen. „Ich brauche nicht noch mehr Schläger in dieser
Truppe.“ Ein großer, in den Schultern leicht gebeugter Mann stand da und
betrachtete sie mit gerunzelter Stirn.
„Das sind sie, Nicholas“, sagte Jakobe ehrerbietig.
„Wo ist der vierte? Gabriel hat gesagt, es sind vier!“
„Eine von uns … hat sich selbständig gemacht“,
erwiderte James und verfluchte Kate im Stillen. Wegen der wirkten sie jetzt
noch verdächtiger. „Sie wollte allein zurechtkommen.“
„Na, weit wird sie da wohl kaum kommen. Aber das ist
nicht mein Problem.“
Auf der anderen Seite des Wiesenplatzes krachte
irgendetwas gegen einen Wagen, in dem daraufhin schrilles Gekreische und
Gezwitscher losbrach. Eine tiefe Frauenstimme fluchte, die Hunde begannen
wieder zu bellen.
„Ruhe! Verdammt, Jujuna, bring diese Viecher zum
Schweigen! Also, ihr – ich bin Nicholas Montagu. Das hier ist meine Truppe, der Stern von Montagu . Wir müssen dann wohl eine Weile miteinander
auskommen.“ Montagu sah nicht so aus, als begeisterte ihn diese Aussicht. Pix
auch nicht. In diesem Moment empfand James zum ersten Mal so etwas wie
Verbundenheit mit den beiden anderen – mit Carmino, der sich mit fiebrigen
Augen umsah, während er an seinem verbundenen Arm herumkratzte, und sogar mit
Pix, die schwankend vor Müdigkeit und den Tränen nah neben Jakobe stand. Er
selbst wollte eigentlich nur schlafen, aber wenn man sich hier so umsah,
verging einem die Hoffnung auf baldige Nachtruhe.
Montagu hob die Stimme. „Also, hört alle her! Diese
drei hier sind Freunde meines Schwagers Gabriel Gur. Aus bestimmten Gründen
müssen sie für eine Weile untertauchen, und deshalb fahren sie bis Gassa mit
uns. Solange gehören sie zu uns, alles klar? Ich erwarte, dass ihr sie
so behandelt. Und von euch erwarte ich, dass ihr mit anpackt. Ihr könnt im
Gilwisselwagen unterkommen, da ist noch genug Platz, auch wenn’s nicht so bequem
ist. So, und jetzt lasst das Gequatsche und Geglotze und macht weiter! Juniper,
halt ja diese Bärin im Käfig! Wir suchen sie nicht noch einmal, wenn sie weg
ist, dann ist sie eben weg, klar? Seht zu, dass wir vor Mitternacht aufbrechen
können. Wir nehmen den Weg westlich an Rhondaport vorbei, da ist es hügelig und
die Straße ist schlecht, also zurrt alles gut fest.“
„Aber – fahren wir nicht durchs Delta?“, wagte
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