Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)
wie ein Übergeschnappter hinunter. Flugschiffe … für Emberlend! Weil
Ellie in seinen Sachen herumgeschnüffelt und dreist alles weitergegeben hatte,
was sie für nützlich hielt! Wenn das kein Witz war! Da hatte sie also
tatsächlich einmal etwas Gutes in seinem Leben bewirkt. Auch wenn sie
das sicher nicht beabsichtigt hatte. Vielleicht waren es ja sogar seine
Notizen, die in diesem Umschlag hier steckten? Damals hatte er seine Ideen
immer in diese staubgrauen Hefte notiert, die es im Katastima in Halmyre
für zehn Chaval gab. Vorsichtig tastete er an dem Umschlag herum. Ja. Gut möglich,
dass der seine alten Hefte enthielt. Zum Lachen! Da schickten die ihn mit
seinen eigenen, versiegelten Notizen los – mit dem unausgegorenen Kram eines
Vierzehn-, Fünfzehnjährigen, aber das hatte Ellie anscheinend nicht gewusst.
Und das war also jetzt die Empfehlung, mit der er sich zum Hauptsitz der
größten Bank von Salkurning aufmachen sollte. Na, ihm sollte es recht sein!
Erst jetzt, als er über den verlassenen Marktplatz
ging und in die Straße einbog, in der sein außer Gefecht gesetzter Wagen stand,
fiel ihm Kate Walker wieder ein. Das dämpfte seinen Anfall von Übermut. Die
hatte gedroht, hier auf ihn zu warten, vorhin bei ihrem idiotischen Auftritt.
Seine Schritte wurden langsamer, als der Wagen in Sicht kam. Custodians waren
nicht in der Nähe, und auch sonst war niemand zu sehen. Er hoffte plötzlich,
sie möge einfach verschwunden sein, dahin zurück, woher auch immer sie gekommen
war – ob das nun Gorth Britaine war oder eine Peregrini-Truppe oder auch nur
irgendein finsterer Winkel am Fluss. Einige Meter von seinem Wagen entfernt
blieb er stehen. War es möglich, dass Larkish doch Recht hatte mit seiner
Theorie? Dass James und die anderen ihn schlicht und einfach hatten ausnehmen
wollen – dass sie nichts als eine besonders einfallsreiche Peregrini-Gang
waren? Hoffte er das?
Noch einmal empfand er das überwältigende Staunen
darüber, tatsächlich jemandem von drüben begegnet zu sein. Aber viele
Peregrini verdienten mit der Schauspielerei immerhin ihr Geld … War es möglich,
dass jemand so gut schauspielerte wie diese vier?!
Ja. Ja, jetzt hoffte er es, wollte es. Wenn es so war,
dann hatte er sich lächerlich gemacht, gut. Aber wenigstens konnte er sich dann
jetzt auch ganz auf die neue Aufgabe stürzen, in eine Arbeit, mit der er etwas
Richtiges und Nützliches erschaffen würde und die ihm nicht zuletzt Geld und
Ansehen einbringen würde. Ja. Es war besser, wenn dieses seltsame Intermezzo
heute sich als Betrug herausstellte und er von der Verantwortung für die
Fremden befreit war.
Aber dieses totale Entsetzen in den Augen des
Mädchens, Pix. Und James – der war ihm so vertrauenswürdig erschienen!
Egal jetzt. Er zerrte sich das taubengraue Tuch vom
Hals und sprang die beiden Stufen zu seinem Heim herauf.
„Na endlich!“, ertönte es über seinem Kopf. „Ich
wollte dich schon suchen gehen.“
Kate. Sie lag auf dem Dach und sah zu ihm herunter.
Er war so heftig erschrocken, dass ihm Jackett und
Halstuch aus den Händen gefallen waren. Aber er hatte nicht vor, sich noch
einmal von ihr provozieren zu lassen, und so las er erst seinen Kram zwischen
Gras und Steinen wieder auf, bevor er sie einer Antwort würdigte. „Noch eine
Stunde Aufpassen auf den Wagen also … das wird dann wohl richtig teuer für
mich, was?“
„Ach das – entschuldige.“ Aber reumütig oder auch nur
zerknirscht klang das nicht. Sie kletterte vom Dach und folgte ihm
unaufgefordert in den Wagen. Er schloss die Tür leise; es musste ja nicht noch
irgendein Custodian auf sie aufmerksam werden.
„Wieso bist du nicht bei den anderen? Bei den
Montagus? Gabriel hat sich für euch bei denen –“
„Ich fand, dass einer von uns in deiner Nähe bleiben
sollte. Als Erinnerung sozusagen. Damit du nicht vergisst, nach einem Rückweg
für uns zu suchen.“
Das war ein Volltreffer, fast als hätte sie seine
Gedanken vor einigen Minuten aufgefangen. Trotzdem nahm er es ihr übel.
Vielleicht gerade deshalb.
„Außerdem wird jetzt bestimmt keiner von deinen
Freunden mehr argwöhnen, dass wir diese Flüchtlinge sind.“
„Nein. Die denken jetzt, dass ich mich von einem
Gaunerpärchen habe einwickeln lassen. Das steigert mein Ansehen ungeheuer, vor
allem bei diesen Leuten, die mir gerade eine Arbeit angeboten hatten.“
„Bist du sicher, dass wir’s nicht sind? Ein
Gaunerpärchen, meine ich?“
Grinste sie? Was für ein
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