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Formbar. Begabt

Formbar. Begabt

Titel: Formbar. Begabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juna Benett
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rechten Dingen zugehen kann.«
    Als ich am Nachmittag alleine im Haus bin, kann ich die Ungewissheit nicht mehr ertragen. Mit einem Buntstift bewaffnet betrete ich die Küche, nehme eine Auflaufform aus dem Schrank und stelle sie auf den Tisch. Anschließend lege ich den Stift hinein und beginne mich zu konzentrieren.
    Zuerst fällt es mir schwer, meine Gedanken zu fokussieren, doch dann schaffe ich es, den entsprechenden Befehl zu formulieren.
    Brenne, Buntstift. Jetzt!
    Eine dünne Rauchfahne ringelt sich aus der Form nach oben. Kurze Zeit später wird der Buntstift von Flammen verschlungen. Ich sitze am Tisch und beobachte das Schauspiel ohne jegliche Emotion. Tief in mir wusste ich bereits, dass ich dazu fähig sein würde. Erst als der Stift zu einem kleinen Haufen Asche geworden ist, kommt wieder Bewegung in meinen Körper. Ich stehe auf und öffne Türen und Fenster, damit der verbrannte Geruch verschwunden ist, bevor meine Familie wieder nach Hause kommt.

***
    Ich befinde mich in einer Zone der flexiblen Realität, während gewöhnliche Menschen ihrem starren Umfeld ausgeliefert sind.
    Die Einflussnahme auf das Geschehen ist ihnen nicht möglich.
    Ich hingegen bin in der Lage, die Wirklichkeit nach meinem Willen zu verändern.
    Sie wird formbar.

9
    Unvorhersehbar
    Im Verlauf der Ferien probiere ich halbherzig die ein oder andere Sache aus, weiß aber selbst nicht, wie ich mit meiner neu entdeckten Fähigkeit umgehen soll. Allerdings stelle ich fest, dass ich mich verbessere und die selbstgestellten Aufgaben in kürzerer Zeit erledige. Zudem bin ich nach und nach in der Lage, mehr Dinge gleichzeitig zu tun.
    Parallel zu dieser Verbesserung kristallisiert sich jedoch ein Problem heraus. Seit ich mir meiner Fähigkeit bewusst bin, geschieht es häufig, dass ich sie einsetze, ohne es wirklich geplant zu haben. Je stärker ich werde, desto vorsichtiger muss ich sein.
    Nach wie vor bin ich nicht sicher, ob es sich um einen Segen oder einen Fluch handelt. Zeitweise wünsche ich mir, einfach nur normal zu sein, während ich im nächsten Augenblick wieder Feuer und Flamme bin. Ich muss meine Moralvorstellungen komplett überdenken und für mich selbst entscheiden, wo ich Grenzen setzen will beziehungsweise muss. Bisher habe ich mich nicht getraut, Experimente an Lebewesen vorzunehmen, und ich kann mir nicht vorstellen, dass ich dazu irgendwann bereit bin. Trotzdem reizt es mich zu erfahren, ob ich andere Menschen beeinflussen kann, doch das ist mit meinem Gewissen nicht zu vereinbaren.
    Einige wenige Male verabrede ich mich mit Viv, halte aber ansonsten Abstand, denn ich merke, dass sie sich in meiner Nähe unsicher fühlt. Ihre beunruhigten Blicke machen deutlich, dass sie nicht weiß, wie sie mit mir umgehen soll, wodurch ich mich zeitweise sehr einsam fühle.
    Kein Wunder. Bisher waren wir zwei gleichgestellte Freundinnen auf einer Wellenlänge, und jetzt lege ich plötzlich Superkräfte an den Tag. Wir entfernen uns voneinander, und ich kann nichts dagegen tun. Natürlich mache ich ihr keine Vorwürfe deswegen. Ich kann sie gut verstehen. Seit diesem Tag am See ist mein Leben ein ganz anderes geworden. Ich bin anders geworden. Mit einem Mal hat sich alles verwandelt, und ich frage mich, welchen Platz ich in der Welt einnehmen soll, was meine Aufgabe ist.
    Den Sonntag vor Schulbeginn verbringe ich fast komplett grübelnd in meinem Zimmer, sodass ich am nächsten Morgen wirklich froh bin, mit einem klaren Ziel aufzustehen und auf andere Gedanken zu kommen, auch wenn es sich dabei um die Schule handelt. Mittlerweile erscheint mir auch ein zufälliges Zusammentreffen mit Jan nicht mehr als furchteinflößend. Dann spießt er mich eben mit Blicken auf. Ich werde sie an mir abprallen lassen. Diese Antipathie ist sein persönliches Problem, nicht meines. Man wird sehen, wie gelassen ich bin, wenn ich ihm zum ersten Mal über den Weg laufe.
    Von den Mädels werde ich herzlich empfangen und gefragt, warum ich mich in der letzten Woche so rar gemacht hätte, woraufhin mir Viv ein verständnisvolles Lächeln zuwirft.
    Noch bevor es zur ersten Stunde klingelt, werde ich von Laro über ihre gelungenen Ferien informiert. Sie hat viel Zeit mit Lucas verbracht, und ihr Gesicht leuchtet, sobald sein Name fällt. Die Frage, ob die beiden ein Paar sind, erübrigt sich, als Lucas zu unserer Gruppe stößt, Laro von hinten mit den Armen umschlingt und ihr einen zärtlichen Kuss auf die Wange drückt. In diesem Moment fällt mir

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