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Formbar. Begabt

Formbar. Begabt

Titel: Formbar. Begabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juna Benett
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bekommt man sonst nirgends.«
    Viv nickt zustimmend. »Weißt du was? Lass uns morgen früh spontan entscheiden, in Ordnung?«
    Ich nicke ergeben und beginne, meine wild über das Zelt verteilte Kleidung einzusammeln und in die Reisetasche zu stopfen.
    Immer das Gleiche bei solchen Ausflügen. Man packt alles ordentlich und fein säuberlich zusammengelegt ein, am Ziel angekommen wird alles wahllos herausgerissen und kurz vor der Heimfahrt wieder zusammengeknüllt. Kein Wunder, dass die Tasche am Ende eines Aufenthalts immer kleiner wirkt als zu Beginn. Während des Aufräumens überlege ich, ob meine Kraft dabei in irgendeiner Weise gewinnbringend eingesetzt werden könnte, aber »Kleider! Fliegt in die Tasche!« erscheint mir doch zu abwegig. Testweise versuche ich es, aber nichts passiert. Schade, wäre ja auch zu schön gewesen.
    Kurze Zeit später frühstücken wir gemeinsam mit Jasmin und Laro. Glücklicherweise ist deren einzige Reaktion auf die vergangene Nacht die spöttische Frage, ob wir denn Vivs Taschentücher gefunden hätten.
    Zusammen schlagen wir die Zelte ab, was wesentlich einfacher ist als der Aufbau – schade, dass uns die Jungs dabei nicht sehen können – und sind gerade fertig, als der weiße Van die Waldstraße entlanggefahren kommt. Wir laden unser Gepäck ins Auto, lassen uns dankbar in die weichen Sitze fallen und dösen vor uns hin. Um den Ausflug entsprechend ausklingen zu lassen, belagern wir das Wohnzimmer von Vivs Familie und schauen unter lautem Gekicher blöde Filme an. Gegen Abend dreht Vivs Vater dann die Runde und fährt alle nach Hause.

    Meine Familie wartet bereits mit dem Abendessen auf mich und erhofft sich, insbesondere meine Mutter, einen genauen Bericht der vergangenen Tage.
    »Und Schatz, wie war euer Mädelsurlaub? Hattet ihr Spaß?«
    Zwischen zwei Löffeln Gemüsesuppe würge ich »Klar, es war super!« hervor und bin mir im selben Moment bewusst, dass meine Mutter nun denkt, wir hätten nicht genügend zu essen bekommen. Simon verdreht die Augen und murmelt etwas von »Wie spaßig kann es schon gewesen sein, wenn diese vier Gewitterziegen zusammen unterwegs waren?«
    Ich schaue ihn böse an, ziehe es aber vor, nichts zu sagen und erzähle stattdessen etwas ausführlicher von unseren Erlebnissen, wobei ich auch Marius und Lucas nicht außen vor lasse. Jans Auftauchen verschweige ich jedoch. Er scheint mir kein passendes Thema für den Essenstisch zu sein. Als die Namen der Jungs fallen, horcht meine Mutter auf. Scheinbar rechnet sie damit, dass ich mich für einen der beiden interessieren könnte. Schnell mache ich in meinem Bericht klar, dass Marius überhaupt nicht mein Typ ist, während Laro bereits ein Auge auf Lucas geworfen hat. Simon verschluckt sich fast vor Lachen und hustet in seine Serviette.
    Nach dem Essen befülle ich die Waschmaschine und verschwinde anschließend in mein Zimmer, wo ich mich mit einem Buch aufs Bett lege. Die nötige Konzentration aufzubringen, fällt mir jedoch schwer. Ständig wollen meine Gedanken ausbrechen. Ich möchte zur Ruhe kommen, eine Auszeit von dem Aufruhr in meinem Kopf haben. Wenn ich nur lange genug auf die Buchstaben starre, wird mich die Müdigkeit irgendwann überwältigen.
    Als ich am nächsten Morgen die Augen aufschlage, erinnere ich mich für einen sorgenfreien Moment an nichts, dann bricht wieder alles über mich herein. Übersinnliche Fähigkeiten, Gedankenimpulse, mentale Kraft.
    Im ausgeschlafenen Zustand scheint die Sache zwar beunruhigend, jedoch nicht mehr ganz so verstörend zu sein. Trotzdem bin ich unschlüssig, ob das Treffen mit Viv wirklich in der Einkaufspassage stattfinden sollte. Wenn wir diverse Experimente starten wollen, wäre es wohl besser, dies an einen einsameren Ort zu verlegen. Das sage ich ihr auch, als wir kurze Zeit später telefonieren. Statt eines Besuchs in der Kaffeebar einigen wir uns darauf, joggen zu gehen. Schnell laufe ich ins Bad und mache mich fertig. Anschließend ziehe ich Shorts, ein Tanktop und meine Turnschuhe an. Kurze Zeit später trabe ich in der morgendlichen Aprilsonne die Straße entlang. Sie scheint zwar nicht sonderlich warm, aber durch die Bewegung friere ich nicht.
    Ungefähr nach einem halben Kilometer fällt mir auf, dass ich vor Aufregung das Frühstück vergessen habe. Lediglich an den Zettel für meine Mutter (»Bin mit Viv joggen und zum Mittagessen wieder da.«) habe ich gedacht. Obwohl zwischen unserem Telefonat und dem jetzigen Moment nur eine knappe

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