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Formbar. Begabt

Formbar. Begabt

Titel: Formbar. Begabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juna Benett
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nicht die geringste Ahnung, woran meine Freundin gerade denkt.
    »Keinen Schimmer. Wirklich überhaupt nicht.«
    »Das ist irgendwie beruhigend.« Viv zwingt sich zu einem Lächeln. »Du solltest deine Grenzen weiter ausloten. Möglicherweise handelt es sich nicht um Telepathie, geht aber trotzdem über reine Telekinese hinaus.«
    Der Ausdruck, mit dem sie mich mustert, sagt mir deutlich, dass sie auf das Gegenteil hofft. Unter meinem forschenden Blick zuckt sie ertappt zusammen.
    »Ja, du hast recht. Ehrlich gesagt hoffe ich, dass du nur Telekinetiker bist. Dafür gibt es immerhin ein Wort. Es wäre nicht so … fremd.«
    Nachdenklich bertrachte ich die nähere Umgebung. Was könnte ich ausprobieren, das nicht in den Bereich der Telekinese fällt?
    »Keine Ahnung, wie ich das überprüfen kann. Vorschläge?«
    Viv schaut sich ebenfalls um. Dann bleibt ihr Blick an einem Stück Holz hängen, das auf dem Gras am Wegesrand liegt.
    »Wie wäre es, wenn du dieses Teil in Flammen aufgehen lassen würdest?«
    Schnell dreht sie sich einmal um sich selbst und zieht die Schultern hoch, als würde sie frieren.
    »Kein Mensch weit und breit.«
    »Bist du sicher, dass wir das probieren wollen? Was, wenn es funktioniert?«
    Viv schüttelt den Kopf. »Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Wenn das funktioniert, dann übersteigt diese Kraft alles uns Bekannte. Und ich will gar nicht wissen, was das bedeutet. Andererseits nutzt es nichts, wenn wir die Augen davor verschließen. Versuche es.«
    Ich richte mich ein wenig auf und fixiere das Holzstück. Der Gedanke beginnt sich in meinem Kopf zu formen, doch bevor ich den entsprechenden Impuls ausgeben kann, zögere ich. Wird Viv verkraften, wenn ich etwas vor ihren Augen in Flammen aufgehen lasse? Ich bezweifle es. Sie war durch das bloße Anheben des Steines völlig verstört. Besser, sie geht davon aus, dass sich meine Fähigkeit auf Telekinese beschränkt. Vielleicht trifft das wirklich zu, aber ein Teil in meinem Innern sagt mir deutlich, dass ich zu mehr in der Lage bin. Ich weiß, dass es funktionieren würde. Nach längerer Zeit des Starrens höre ich neben mir ein Rascheln. Viv beugt sich vor. »Hannah?«
    Ich wende den Blick von dem Stück Holz ab. »Es klappt nicht.«
    Erleichtert atmet Viv aus und strahlt mich an. »Also bist du Telekinetiker. Das klingt gleich viel weniger bedrohlich! Es hätte mir auch wirklich Angst gemacht, wenn du in der Lage gewesen wärst, Gedanken zu lesen oder Feuer zu legen.«
    Auch ich setze ein Lächeln auf, aber im Innern fühle ich eine Kälte, die langsam Besitz von meinem Körper ergreift.
    »In deiner Familie kann sonst niemand etwas Ungewöhnliches, oder?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Aber es ist definitiv ein guter Gedanke, unauffällig nachzufragen.«
    Ein perfekter Vorwand, um aufzustehen und den Heimweg anzutreten. Außerdem gibt es bald Mittagessen, und auch Viv wird von ihrer Familie erwartet. Besser, wir brechen jetzt auf, bevor sie weitere Testideen hat, bei denen ich nicht weiß, wie ich reagieren soll. Mit einem letzten Blick auf das Holzstück setze ich mich in Bewegung, und wir joggen stumm zurück.
    Beim Mittagessen fällt meiner Mutter natürlich die ungewöhnliche Schweigsamkeit auf.
    »Schatz, ist alles in Ordnung mit dir?«
    Simon schnaubt ungnädig. »Lass sie! Ist doch angenehm, wenn sie uns mal nicht vollquatscht.«
    Wohlweislich ignoriere ich meinen charmanten Bruder und formuliere vorsichtig die Frage, die mir schon die ganze Zeit im Kopf herum spukt. »Alles bestens! Ich lese nur gerade ein extrem spannendes Buch, in dem es um besondere Fähigkeiten geht, die von Generation zu Generation weitervererbt werden. Wäre es nicht aufregend, wenn es das bei uns auch gäbe?«
    Simon beginnt prustend zu lachen und auch der Gesichtsausdruck meiner Mutter kann nur als höchst belustigt beschrieben werden.
    »Da muss ich dich enttäuschen. Weder dein Vater noch ich besitzen besondere Kräfte, die wir an euch vererben könnten. Ich habe es ja noch nicht einmal geschafft, meinen Sinn für Ordnung weiterzugeben«, ihr Blick wandert zu Simon und sie zieht die Augenbrauen hoch, »geschweige denn meine Tischmanieren.«
    Meinen Bruder scheint das herzlich wenig zu stören. »Magische Fähigkeiten!«, er kichert weiter vor sich hin, »Hannah, du liest zu viel. Hoffentlich kommt bald ein Vampir und nimmt dich mit.«
    »Eine besondere Kraft hast du auf jeden Fall bekommen«, kontere ich, »Du bist so nervig, dass es nicht mit

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