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Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Titel: Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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das Dritte Korps gewesen war, würde eine halbe Meile zurückgezogen als Reserve dienen. An der linken Flanke, bis hinauf zur großen Batterie der fünfzig Kanonen am Südende der Senke, würden sich zwei Divisionen von Vincents Korps mit einer Division als Reserve befinden, und dahinter, als strategische Reserve, eine Division von Marcus’ Siebentem Korps. Die beiden anderen Divisionen sollten die Linie weiter südlich halten. Etwas Kopfzerbrechen bereiteten ihm die zwei neuen Korps. Er hatte mit dem Gedanken gespielt, Marcus nach Norden zum Sichern der Flanke zu beordern, sich jedoch dagegen entschieden, da er wollte, dass seine am besten ausgebildeten Veteranen diese Position schützten. Sowohl die Tugaren als auch die Merki hatten es vorgezogen, sich der in den Wäldern befindlichen Flanke zuzuwenden; diesmal würden sich dort Veteranen in Stellung befinden und sie erwarten, sollten sie es erneut versuchen.
    Marcus’ Reservedivision war am Rangierbahnhof eingesetzt, der hinter der großen Batterie gebaut worden war. Es war ein zweiter Schienenstrang von Hispania aus verlegt worden, der parallel zu den Gleisen nach Roum verlief, die sich gekrümmt hinter den Hügeln erstreckten. Beide Strecken mündeten in eine erst kürzlich fertig gestellte Rangierstelle und Drehscheibe. Mit deren Hilfe konnte eine mobile Reserve binnen Minuten transportiert und an jeder beliebigen Stelle entlang der sechs Meilen hinter der Front abgesetzt werden. Mit dem Bau trug Andrew dem Umstand Rechnung, dass dies seine einzige Hoffnung sein konnte, gegen die inneren Linien zu kontern, die von den Merki besetzt würden, sollten sie in das Tal durchbrechen und ihn zu den Hügeln der Umgebung zurückdrängen. Aber wenn sie das Tal wollten, würden sie dafür bezahlen müssen, und er hoffte, die Entscheidung würde genau hier fallen.
    »Die Mistkerle hauen ab«, sagte Emil und nickte in Richtung des fernen Rückens.
    Andrew kehrte zurück hinauf zur Feuerstufe und nahm das Fernrohr wieder an sich. Es war schwierig, etwas zu erkennen, da die untergehende Sonne die Silhouette des feindlichen Befehlshabers in ein scharfes Relief zeichnete.
    Der Merki stand mit erhobenen Armen da, als verwendete er ebenfalls ein Fernrohr, dann ließ er die Arme sinken. Andrew verspürte einen kalten Schauder, als versuchte eine Gegenwart, in seine Gedanken vorzudringen. Er besann sich, dass Yuri ihm erzählt hatte, Schildträger wären zu solchen Dingen in der Lage.
    Wo steckte der Schildträger? Er betrachtete die anderen. Es war kein bronzenes Amtssymbol zu sehen, sehr wohl aber die Standarte des Qar Qarth in Form eines Totenschädels und Pferdeschwanzes.
    Seltsam. War dies Vuka, oder handelte es sich um einen Trick? Befand sich der Qar Qarth an einem anderen Ort, vielleicht nördlich im Wald? Dasselbe hatten sie am Potomac getan, und es bereitete ihm Unbehagen.
    Andrew beobachtete den Feind eingehend. Jene um den Anführer unterhielten sich offensichtlich und gestikulierten. Es mutete wie ein Befehlshaberrat an. Einer neigte das Haupt, einer kniete sich kurz nieder, der andere legte ihm eine Hand auf die Schulter, dann stand der Knieende wieder auf.
    Doch kein Schildträger, kein Merki namens Tamuka. Oder hielt er sich auf der anderen Seite des Rückens auf? Der letzte der Reiter stieg auf, wendete und verschwand über den Hang. Einer blieb einen Augenblick alleine zurück, dann stieg auch er auf. Andrew hatte das Gefühl, der Merki versuche, ihn unmittelbar anzusehen, sich mit dem Blick in seine Seele zu bohren. Es schien töricht, dennoch spürte er es und starrte unverwandt und trotzig zurück.
    »Ich warte auf dich, du Sohn einer räudigen Hündin«, flüsterte Andrew. Überrascht schaute Emil zu ihm hinüber. Er hatte noch nie gehört, dass Andrew den übelsten aller Soldatenflüche verwendete.
    Der Reiter hob den Arm, zückte das Krummschwert und deutete mit der Klinge direkt auf Andrew, dann wendete er das Pferd und ritt davon. Ein Kreis von Leibwächtern folgte ihm.
    »Was sollte das denn?«, erkundigte sich Emil im Flüsterton.
    »Ich bin nicht sicher«, gab Andrew zurück und stellte unvermittelt fest, dass sein Herz raste.
    Emil zog steine Taschenuhr hervor und schaute darauf. Er stellte sie um anderthalb Stunden zurück, um sie von der alten Erdenzeit auf die Zeit dieser neuen Welt anzupassen. »Ich habe eine Besprechung mit meinem Stab. Ich muss gehen.«
    »Alles bereit?«
    »Für das, was uns bevorsteht, ist man nie bereit«, entgegnete Emil.

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