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Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Titel: Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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ebenbürtige Gegner in die Schlacht zu ziehen oder sich an Vieh oder sonstigen Kreaturen zu mästen, über die sie in ihren Gebieten herrschten.
    Doch hier würde in den nächsten Tagen die Entscheidung fallen. Tamuka hegte einen darüber hinausgehenden Traum, zu dessen Erfüllung er zwei Pfade sah. Die Yankees, die Roum, die Rus, all das Vieh abzuschlachten, wo immer er ritt, war ein Bestandteil jenes Traumes, denn nun, da die Tiere sich aufgelehnt hatten, durften sie nicht weiterleben, um von einer Zukunft zu träumen, in der sie sich abermals auflehnen und töten würden. Hulagar hatte gehofft, dass die Dinge nach dem Ende des Krieges ihren alten Lauf nehmen und wieder den ewigen Kreislauf des Lebens einschlagen würden, wie er sich davor über zweihundert Zyklen lang gedreht hatte. Nun aber spürte Tamuka einen anderen Traum in sich, einen Traum, der darin bestand, die Maschinen an sich zu reißen, ihre Handhabung zu erlernen und noch größere Maschinen zu bauen, bis die Merki eines Tages die gesamte Welt beherrschten und alle anderen Horden untertänig unter ihnen vereint wären. Und von dort an die Tore des Lichts zu nutzen, herauszufinden, wie man sie kontrollierte, zwischen den Sternen umherzureisen und zurückzuholen, was einst gewesen war – wie Tuka, der die Himmelskarte vor sich ausbreiten ließ, um festzustellen, welche Welten es noch zum Erobern gab.
    Er dachte an die Lade, die sich in Sargs Jurte befand und die großen, in den verlorenen Sprachen der Alten verfassten Schriftrollen enthielt. Angeblich war darin die wahre Geschichte niedergeschrieben, wo die Tore auftauchten und wie man sie kontrollierte. Es hieß, dass die Alten sie zunächst bewusst verwendeten, um zwischen den Welten zu wandeln und Vieh und andere Kreaturen als Sklaven zu holen. Außerdem hieß es, dass ihre Kunst mittlerweile verloren war, dass die Tore sich willkürlich öffneten und schlossen. Auch die Sprache der Alten galt als verloren, doch sie konnte wieder erlernt werden.
    Bei dem Gedanken an die Lade fiel ihm der zweite Gegenstand darin ein: die Urne mit dem vermodernden Herzen Jubadis und dem Staub der Herzen aller Qar Qarths. Vukas Herz ruht nicht darin, dachte er, aber das meine wird dort enden, wenn ich mich letztlich zu meinen Ahnen geselle. Auch diesen Plan schmiedete er bereits, um zu gewährleisten, dass die Vettern Jubadis, die Anspruch auf den Sattel des Qar Qarths erheben konnten, nicht mehr existieren würden, wenn die Zeit kam, und dass eine neue Erblinie ausgerufen würde.
    Eine Reihe von Flüchen durchbrach die Stille, und er schaute nach rechts. Eine Fackel flackerte und zeigte eine Wagenkolonne. Kanonen bewegten sich vorwärts, Peitschen knallten. Der Tross rollte den Hang hinab weiter auf die Anhöhe des Flussufers zu. Daneben marschierte ein dichter Block von Kriegern einher, höchstwahrscheinlich die Umen vom schwarzen Pferd, dachte Tamuka, die erste Angriffswelle.
    Er drehte sich um, blickte nach Osten, schloss wieder die Augen und ließ seinen Geist aufsteigen.
    Du schläfst gar nicht, erkannte er, als er das Wachliegen, die Rastlosigkeit, die das Herz umklammernde Furcht spürte. Gut. Fürchte dich nur. Ich komme, um dich zu holen. Das Herz werde ich dir aus dem lebenden Leib schneiden. Dein Gehirn wird bereits verzehrt.
    Lächelnd ließ er die Vision entstehen. Heute würde es beginnen.
    Er schlug die Augen auf und war nicht sicher, ob er träumte oder ob die Vision irgendwie zur Wirklichkeit geworden war. Verdammt, er wusste es: Er war hier in mir, hat sich in mich gebohrt, dachte er.
    Erschüttert setzte Andrew sich auf. Die Laken fühlten sich klamm vor Schweiß an. Er stand auf, ging zum Fenster und schaute hinaus. Immer noch Nacht. Er spähte zur Uhr am Rathaus. Fast zwei Uhr morgens. Die schmale Straße unten präsentierte sich verwaist, doch er spürte, dass in jener Nacht nur die Wenigsten schliefen. Er öffnete die Fensterläden und beugte sich hinaus, begrüßte dankbar die kühle Brise auf dem nackten Körper. Leises Weinen hallte aus dem Haus gegenüber der Gasse; eine Frauenstimme schluchzte, ein Mann sprach in beschwichtigendem Tonfall. Aus dem Haus nebenan ertönte ein weiteres Geräusch, das von einem genüsslichen, zärtlichen Liebesspiel zeugte. Unwillkürlich lauschte er einen Augenblick, nicht verlegen, sondern berührt, als er sich die Furcht in beiden Partnern vorstellte, während sie sich aneinanderklammerten. Weiter oben entlang der Straße weinte ein Baby und wurde bald

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