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Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Titel: Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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nach dem Schiff, das vor einem Jahr in der Schlacht gegen ihn untergegangen war, sein Schiff längsseits der New Ironsides schob. Die zwei Panzerschiffe stießen sanft aneinander und sorgten dafür, dass er vorübergehend das Gleichgewicht verlor, sodass er sich an der Geschützlafette der Fünfundsiebzig-Pfund-Kanonade festhalten musste, die hinter der Luke des Steuerbordgeschützes montiert war.
    »Werft ein paar Leinen hinüber, und achtet auf Heckenschützen«, schrie der Kapitän und steckte seinen Kopf unten durch die Lukenöffnung ins Hauptgeschützdeck.
    Die vorderen und Achtergeschützluken, leer bis auf die zwei mittschiffs montierten Geschütze, wurden aufgeschleudert. Ein halbes Dutzend Männer strömte aus jeder heraus. Sich tief zusammenkauernd, liefen sie entlang des gepanzerten Decks. Sie warfen Leinen zur wartenden Mannschaft der New Ironsides hinüber, die die Trossen an ihrem Schiff festmachten. Eine einfache Laufplanke wurde vom unteren Deck heraufgezogen. Fender, aus kurzen, geflochtenen Seilstücken gefertigt, wurden zwischen die zwei Schiffe gehängt, während die Laufplanke hinübergestoßen wurde.
    »Alles klar.«
    Hamilcar duckte sich tief und ging durch die vordere Geschützpforte, sein Stab folgte ihm. Als er das offene Deck erreichte, atmete er tief ein und genoss die frische Spätfrühlingsluft, in der ein Hauch erfrischender Kiefernduft lag. Seit sie auf dem Neiper unterwegs waren, hatten sie sich langsam gegen die starke Frühjahrsströmung flussaufwärts gekämpft, eingeschlossen im ofenähnlichen Innern des Schiffs. Als sie die Mauern von Fort Lincoln passierten, hatte er die erste der Merki-Patrouillen am östlichen Ufer des Flusses gesehen. Sie hatten schweigend beobachtet, wie das Schiff vorüberfuhr. Die feindlichen Geschütze, stationiert in Batterien auf dem Westufer direkt unterhalb von Suzdal, schwiegen, nicht einmal ein Warnschuss fiel. Die Stille hatte bei ihm ein ungutes Gefühl ausgelöst.
    Die Küste war auf jeder Seite nicht mehr als ein mittlerer Pfeilflug entfernt. Er konnte einen Pulk berittener Merki auf dem Westufer sehen, die still waren.
    Im Osten zeichneten sich die auf der Flussseite gelegenen Mauern von Suzdal ab. Sie brachten Erinnerungen an das Jahr zuvor zurück – der letzte Ansturm auf die Stadt, als er noch den Merki gedient hatte, Herrscher über ein versklavtes Volk, das machte, was seine Herren befahlen. Er hatte Suzdal einnehmen wollen – schließlich war er ein Krieger, und das war seine Aufgabe –, aber es lag keine wirkliche Hingabe darin, nicht so, als täte er es für seinen eigenen Ruhm, seinen eigenen Triumph.
    Dann war die Erkenntnis des Merki-Verrats gekommen, dass Suzdal nicht als ein von Menschen bewohntes Lehen der Merki regiert, sondern stattdessen von der Horde besetzt würde und dass sein eigenes Volk in jedem Fall in die Schlachtgruben geschickt würde. Das war der Grund gewesen, weshalb er die zwei Republiken bekämpfte, um seine Leute vor der Auswahl von zwei aus zehn für die Festessen zu verschonen.
    Er blickte an den Stadtmauern hinauf. Sie waren mit Merki-Kriegern besetzt, die schweigend dastanden und ihn beobachteten. Ein seltsamer Anblick. Merki in einer Stadt, von der er glaubte, dass sie nie eingenommen werden würde. Hinter ihnen reflektierten die hohen goldenen Kuppeln der Kirchen das Licht des Nachmittags, und schmückten die Holzwände der Häuser und Paläste. Die in seinen Augen bizarren Holzschnitzereien der Rus bereiteten derartiges Vergnügen, im Gegensatz zu dem hellen Kalkstein seines Palastes oder dem Schlammziegel des einfachen Volks.
    Hamilcar sah sie kalt an. Nicht wie sie. Sie würden mindestens einige Pfeile abschießen, nur zum Zeitvertreib, um ein oder zwei Stück Vieh zu töten. Merki waren berechenbar darin. Er hatte gesehen, dass viel zu viele aus einer bloßen Laune heraus, eine Klinge zu testen, erschlagen wurden, oder nur zum Zeitvertreib, um ein Paar Momente der Langeweile zu vertreiben, und in dessen Verlauf zig Tote zu hinterlassen.
    Die Merki aus dem Augenwinkel beobachtend, ging er über die einfache Laufplanke und stieg auf das Deck der New Ironsides. Eine schrille Pfeife ertönte, eine Yankeesitte, die er ärgerlich fand. Ein durchdringender Schrei, der immer einen Schauer seinen Rücken hinunterjagte. Ein junger suzdalischer Marineoffizier stand neben der Laufplanke; aufmerksam geworden, grüßte er Hamilcar.
    »Admiral Bullfinch wartet auf dem Geschützdeck auf Sie«, sagte der Offizier

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