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Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Titel: Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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seine Krieger weigerten sich, Wasser zu trinken, das nach Tod und Verwesung stank. Es wurde bereits berichtet, dass tausende in den Rängen krank waren, einige lagen sogar im Sterben. Sie übergaben sich und schissen unkontrollierbar, verschlimmerten den allgemeinen Gestank in der Umgebung. Während er die Linie entlangritt, sah er seine Krieger mit hängenden Köpfen in der Hitze, und die Befehlshaber brüllten sie an, nicht zu trinken.
    Es war fast so weit. Es musste jetzt geschehen.
    Tamuka überquerte einen kleinen Bach, in dem kein Wasser mehr floss. Der Grund war zu Schlamm aufgerissen, in den aufgedunsene, verquollene Leichen gestampft waren. Als sein Pferd auf das gegenüberliegende Ufer zu steigen versuchte, trat es auf einen Leichnam und scheute verängstigt; ein Luftstoß drang aus dem Körper.
    Tamuka würgte und schämte sich über dieses Zeichen eines schwachen Magens, wenngleich mehr als ein Krieger seines Stabs ob des erstickenden Gestanks bereits erbrochen hatte. Er schaffte es auf das gegenüberliegende Ufer und musste angesichts des Moders abermals würgen. Vor ihm stand ein einstiges Viehhaus, das nun einer ausgebrannten Ruine glich. Rings um das Gebäude türmten sich verkohlte Leichen seiner Krieger. Aus einem zerbrochenen, versengten Fenster hing ein halb verbrannter Toter, dessen Eingeweide sich wie ein blutiger Vorhang auf den Boden ergossen. Auf einem Spieß neben dem Haus prangte der enthauptete Kopf eines seiner Krieger mit aufgerissenem Mund, geschwärzter, vorquellender Zunge und ausgestochenen Augen.
    Neben dem Haus hatte eine Reihe berittener Krieger Aufstellung bezogen. Tamuka näherte sich ihnen, zornig darüber, dass sie diesen Frevel nicht entfernt hatten.
    Er schnippte mit den Fingern und deutete auf den Kopf. Ein Zungenloser rannte hinüber, nahm den Schädel vom Spieß und legte ihn neben einen Leichnam, dem er vielleicht gehört hatte.
    Muzta Qar Qarth beobachtete dies mit belustigtem Interesse. »Tut mir leid, wir haben vergessen, hier aufzuräumen«, sagte er grinsend.
    Tamuka erwiderte nichts.
    »Merki scheinen genau wie Tugaren zu riechen, vielleicht ein wenig schlimmer. Noch ein Tag mit Kampfhandlungen, und ihr werdet auch genauso viele Tote haben.«
    »Es werden auch mehr von euch sein«, gab Tamuka frostig zurück.
    »Davon bin ich ausgegangen.«
    »Ihr reitet jetzt schon eine ganze Weile mit der Horde der Merki und habt noch herzlich wenig getan. Heute darf dein Umen den Angriff beginnen.« Dabei deutete er auf die vor Hispania positionierte große Batterie.
    »Und ich soll dabei zusehen, wie mein verbliebenes Volk bei einem nutzlosen Sturmlauf getötet wird?«, fauchte Muzta. »Diese Schlacht ist völlig falsch – sie verwandelt sich in blanken Wahnsinn.«
    »Fürchten die Tugaren sich davor zu kämpfen?«
    »Wir glauben nicht an Selbstmord.«
    »Früher einmal habt ihr euch dabei aber ganz gut angestellt.«
    »Du weißt überhaupt nichts über dieses Volk«, herrschte Muzta ihn an. »Du betrachtest es immer noch als Vieh, aber bei meinen Ahnen, ich habe schon Vieh mit einer unvergleichlichen Entschlossenheit kämpfen sehen.« Damit deutete er auf die Stapel der über das Feld verstreuten Toten. »Tamuka, unsere Feinde sind uns bei der Kriegsführung ebenbürtig geworden, vielleicht sogar besser als wir.«
    Tamuka zeigte nach wie vor auf die große Batterie.
    »Es stört mich nicht zu sterben, wenn es einen Zweck erfüllt«, knurrte Muzta, »aber diesen von Kanonen bedeckten Hügel anzugreifen ist blanker Wahnsinn.«
    »Wir greifen die gesamte Linie entlang an, von Norden nach Süden, und schlagen überall gleichzeitig zu.«
    »Du kämpfst auf dem Feld, das Keane gewählt hat. Wie ich hörte, hat er gestern fünfzig-, vielleicht sechzigtausend gemetzelt, und heute wird er dasselbe tun.«
    »Verflucht sei deine Seele! Greift an!«, fauchte Tamuka.
    »Du denkst, du besitzt das Ka«, gab Muzta frostig zurück. »Du bist besessen vom Töten, oh ja, das bist du, aber du besitzt nicht die Gerissenheit eines wahren Kriegers. So hat mein Volk das deine bei Orki geschlagen, obwohl wir zahlenmäßig mehr als zwei zu eins unterlegen waren -wir haben mit Verstand und Fertigkeit gekämpft. Keane hat dich geradewegs in dieses Tal geführt, und ihr hämmert euch den Schädel an der Wand blutig, die er errichtet hat. Du bist ein Narr, und dein Volk besteht ebenfalls aus Narren, weil es sich von dir beherrschen lässt, einem Schwächling, der Krieg spielt und ihn nicht versteht.

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