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Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Titel: Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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herbeischnellte, in der Luft explodierte und Bombensplitter zischend durch die Gegend schossen.
    Andrew lachte freudlos und sprang mit verkniffenen Gesichtszügen hinunter.
    »Was sollte das denn?«
    »Nichts«, gab Andrew zurück, immer noch erschüttert von der gebündelten Wut, die er als Erwiderung gespürt hatte.
    Die Merki-Kanonen unten begannen zu verstummen, und aus den Rauchschwaden sah er die vorpreschenden Range der Tugaren geradewegs auf seine Position zukommen.
    Die dreißig Napoleons der Batterie feuerten eine Salve ab. Andrew lehnte sich gegen die Brüstung, um das Ergebnis zu beobachten, hob das Fernrohr an und suchte nach Muzta.
    Kartätschen zerbarsten über der Linie, dann erspähte er Muzta, dessen Pferd sich aufbäumte, überschlug und zu Boden ging. Er hielt den Atem an und sah, wie Muzta sich wankend aufrappelte. Seine Adjutanten rannten auf ihn zu. Kurz schüttelte er sich, dann setzte er den Vormarsch fort.
    Andrew verspürte doch tatsächlich einen Anflug von Erleichterung und zeigte sich überrascht von der eigenen Reaktion. Verdammt nochmal, er ist ein Feind, haderte er mit sich. Dennoch hatte er Kathleen und Vincent verschont, sie zurückgebracht und das Andenken eines gefallenen Kameraden geehrt.
    »Ich hoffe fast, du schaffst es«, flüsterte Andrew.
    Entlang der restlichen Linie brandete der Angriff heran, eine dunkle Woge, die sich in einem riesigen Halbkreis ausbreitete, mit plärrenden Hörnern und anschwellenden Sprechgesängen. Entlang des Kamms sah er die Regimenter erwartungsvoll aufstehen. Hunderte Rauchfahnen stiegen jäh auf, als die gesamte Artillerie, die für diesen Augenblick aufgespart worden war, das Feuer eröffnete.
    Er blickte über die Schulter zum Hauptquartiersgebäude. Die Uhr war zerschmettert, die Zeiger verbogen. Er holte die eigene Taschenuhr hervor. Viertel vor drei – noch mehr als fünf Stunden Tageslicht.
    »Ich gehe rüber zur mittleren Batterie. Sie bleiben hier und behalten die Situation im Norden im Auge.«
    Pat lächelte und schaute den Hang hinab auf den vorrückenden Tugaren-Angriff. Kartätschen detonierten über ihren Rängen, und nun eröffneten die Vierpfünder das Feuer, schleuderten ihre Festgeschosse die Böschung hinab.
    »Hier wird es ein hübsches Gemetzel werden.«
    Andrew nickte, stieg auf sein Pferd und galoppierte die Linie hinab davon.
    *
    Es war blanker Wahnsinn, und er weidete sich daran. Nach sechs Angriffen hatte er zu zählen aufgehört. Nichts spielte noch eine Rolle, nicht einmal der Sieg, nur das Töten.
    Der gesamte vordere Hang bis zu seinen Linien war mit Merki-Leichen gepflastert. Rechts der mittleren Batterie hatte der Angriff sogar knapp hundert Meter über die Linie gewogt, bis Gregory mit dem herbeieilte, was vom Dritten Korps noch übrig war, um den Durchbruch zu versiegeln.
    Er schaute zurück hinter seine Linie. Ein Zug mit einem Dutzend Flachwagen im Schlepptau rollte nach Norden. Hunderte Verwundete waren darauf zusammengepfercht unterwegs zum Lazarett. Auf den entgegengesetzten Gleisen Richtung Süden ratterte mit schrillem Pfeifen ein weiterer Zug vorbei, weitere Flachwagen, beladen mit Truhen voll Artilleriemunition.
    Wahnsinn, grandioser Wahnsinn.
    Er blickte nach Norden, sah Rauchexplosionen auf dem Rücken, aufgerollte Merki-Artillerie, ein Bruch in der Linie entlang des Kamms.
    »Da kommen sie wieder!«
    Er spähte nach vorn in die Sonne des frühen Abends. Eine weitere Woge brandete aus dem Rauch heran, mittlerweile singend. Ein Pferd wieherte kehlig.
    »Gewehre auf zweihundertfünfzig Meter, Glattläufige auf fünfundsiebzig!« Seine Stimme war kaum noch ein Flüstern, doch auch das war egal, die Männer wussten, was zu tun war -seine Männer, die wie Tiger kämpften.
    Er schaute den Hang entlang. In einigen Abschnitten waren die Regimentslinien auf einzelne Ränge geschrumpft. Zerrissene Flaggen flatterten, die des 31. Roum zu seiner Rechten, die des 2. Capri zu seiner Linken, verankert mit der großen Batterie, mittlerweile verstärkt durch ein Regiment des Dritten Korps.
    Die Batterie war verheert, nachdem hundert Merki-Kanonen sie über vier Stunden lang mit Dauerfeuer bearbeitet hatten. Die Hälfte der Kanonen war zerstört oder besatzungslos.
    Der Angriff rollte weiter, direkt auf ihn zu.
    Er grinste.
    »Noch ein Mal, nur noch ein Mal!«, kreischte Tamuka. Ohne Helm, mit wehendem schwarzen Haar und dem Krummschwert in der Hand galoppierte er die Front der Linie entlang und deutete nach vorn.
    Drei

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