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Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Titel: Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken
Autoren: William R. Forstchen
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war es doch kein Traum. All die Erinnerungen darüber, was er gesagt und getan hatte, an sein Versagen, stürzten auf ihn zurück.
    Zittrig stand er auf und bemerkte zum ersten Mal, dass Verwundete das Zelt überfüllten. Draußen grollte brüllender Donner.
    Demnach war die Schlacht bereits im Gange.
    Seine Hose und Uniformjacke hingen über dem Rand seiner Pritsche. Er zog beides an, ersparte sich die Mühe, in die Stiefel zu schlüpfen, und trat vor das Zelt.
    »Mein Gott«, stieß er leise hervor.
    Am Rand des Lazarettbereichs konnte er die dünne Linie ausmachen, eingehüllt in Qualm, schemenhafte Gestalten, die über die innere Brustwehr kamen.
    Zu seiner Linken krachte ein Pistolenschuss, und er drehte sich um. Ein Merki taumelte in den Lazarettbereich, in dem die Verwundeten lagen, und brach zusammen.
    Hunderte der Verwundeten rührten sich, schauten auf, beobachteten, wie die Frontlinie nachzugeben begann. Ein Junge kam mit geweiteten Augen aus dem Rauch gerannt.
    »Munition, Munition«, kreischte er hysterisch vor sich her und verschwand weiter hinten.
    Ein Pfeilhagel flog in hohem Bogen heran. Einige Schäfte senkten sich in die Zelte und ließen im Inneren Männer aufschreien.
    John sah sich um. Wie lange ging das schon so? Es gab immer noch Pulver zu holen, Züge zu verschieben, Munition zu verteilen und so weiter.
    Nein, nicht mehr, dachte er, als ihm der Rest einfiel.
    Es war vorbei, alles war vorbei, trotzdem gab es noch eins zu tun, um das Ende zu retten.
    Auf dem Boden erspähte er eine weggeworfene Muskete mit verbogenem Lauf und noch daran befestigtem Bajonett. Auf dem Kolben schimmerte geronnenes Blut. Er hob die Waffe auf und blickte erst nach vorn, dann zurück zu den Verwundeten, die das Feld übersäten.
    »Kommt schon!«, brüllte John, und die Männer schauten zu ihm auf.
    »Wollt ihr im Liegen oder stehend sterben? Kommt schon!«
    Die Männer begannen, sich aufzurappeln, ihre Waffen aufzuheben und schwerfällig zurück zur bröckelnden Linie zu stolpern. John blickte auf die eigene Waffe hinab. Munition? Das war ein Kaliber ‚58, oder? Die Magazine dafür – wo waren sie? Wo war überhaupt die ganze Munition? Dann fing er an zu lachen. Es spielte einfach keine Rolle mehr.
    »Gebt ihnen kalten Stahl zu schmecken!«, schrie er, senkte die Muskete, rannte in den Rauch und verschwand außer Sicht.
    »Durchhalten, Jungs, ihr müsst durchhalten!«
    Vincent schritt hinter der Linie entlang, spähte nach vorne durch den Rauch und versuchte abzuschätzen, was vor sich ging- Pfeile flogen tief heran, zischten vorbei und verwandelten den Boden in einen Wald von Schäften, die aus der Erde ragten. Die Toten lagen in einer langen Reihe unmittelbar hinter der Feuerlinie. Überall klafften augenscheinliche Löcher, Abschnitte von sechs, neun Metern oder mehr, wo kein einziger Mann mehr auf den Beinen stand. Die Regimenter richteten sich zur Mitte hin aus, zogen sich um ihre Flaggen zusammen, bildeten enge Knoten umringter Überlebender. Er schaute nach hinten. Das Plateau hinter ihm präsentierte sich verwaist, die riesige, offene Ebene erstreckte sich bis zum fernen Horizont. Nun konnte er sie deutlich sehen, die geradewegs ostwärts reitende Horde, die sich pilzartig weit hinter die Frontlinie verteilte.
    »Dimitri!«
    Der alte Mann kam schwer hinkend zu ihm. Blut troff aus seinem Oberschenkel, aus dem das hölzerne Ende eines abgebrochenen Schaftes ragte.
    »Gehen Sie zu den Gleisen. Halten Sie alle Züge auf, wirklich alle, mir egal, ob sie Verwundete an Bord haben. Nehmen Sie ein paar Männer mit, und halten Sie die Züge auf. Sie sollen dort stehen bleiben, direkt hinter uns.«
    Dimitri salutierte und stolperte los.
    Der Feuerbogen spritzte weiter aus seiner Linie. Vierpfündergeschütze zuckten, ihre Vier-Mann-Besatzungen arbeiteten wie wild. Ein Soldat wankte vor ihm aus der Linie, umklammerte den Bauch, drehte sich um und sah Vincent an, dann ging er zu Boden, wo er sich krümmte und nach Luft rang. Vincent hob seine Muskete auf und stieg über den verwundeten Soldaten, aus dessen Bein zwei Pfeile ragten. Benommen setzte der Mann sich auf und beobachtete, wie das Blut herausspritzte.
    Wirbelsturm an, glich einem konstanten Donner, als würde die Welt entzwei gerissen. Blitze zuckten über den Rücken. Er vermutete, dass es sich dabei um das Dritte und Vierte Korps handelte, die gemeinsam gegen die Flanke des Durchbruchs drängten und verzweifelt versuchten, ihn zu verschließen.
    Dann hörte
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