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Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Titel: Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken
Autoren: William R. Forstchen
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er etwas anderes, diesmal von vorn, und es erinnerte ihn schlagartig an die Vergangenheit, als er mit dem 7. Suzdal den Pass gehalten hatte, während die Armee sich zurückzog. Es war das Geräusch einer vorrückenden Reiterei.
    Durch die Rauchschwaden sah er eine dunkle Mauer der Merki-Kavallerie, die direkt vor seiner Position knapp tausend Meter entfernt in Stellung ging. Seine gesamte Front war verschwunden, weniger als jeder vierte Mann stand noch auf den Beinen.
    Er schaute nach hinten. Dimitri hatte seine Aufgabe erfüllt. Es war eine letzte Chance.
    »Fallt hinter die Züge zurück!«, brüllte er mit brechender Stimme und deutete auf die drei Züge, die auf den Gleisen hinter ihm warteten und deren Flachwagen und Waggons einen mehrere hundert Meter langen Wall bildeten. Das Regiment zu seiner Linken reagierte auf den Befehl, rückte nach hinten ab und sammelte unterwegs Verwundete ein. Er blickte zu dem jungen Rus-Major hinauf, der nunmehr die große Batterie befehligte und der mit wachsendem Schrecken beobachte, wie die Infanterie zu seiner Rechten kehrtmachte und flüchtete.
    Vincent deutete auf den Zug, und plötzlich begriff der Offizier. Sogleich befahl er, einige der Napoleons nach rechts auszurichten.
    Von der großen Batterie im Norden aus zog die Linie sich nach hinten zurück.
    »Jetzt! Jetzt nachsetzen!«, brüllte Tamuka und wendete das Pferd, als sein Ka letztlich die Oberhand übernahm. Mit gezücktem Krummschwert reihte er sich zum Umen vom schwarzen Pferd und nahm an dem Angriff teil.
    Andrew drehte sich um und sah, wie die schwere Blockformation sich in Bewegung setzte. Die Front von Vincents Linie gab nach und zog sich nach hinten zurück.
    »Was um alles in der Welt macht er da?«, schrie Andrew, der die Reihe der Züge weiter hinten nicht sehen konnte.
    Mit Übelkeit erregender Gewissheit spürte er, dass der Krieg soeben verloren worden war.
    »Er muss einen Grund dafür haben. Dieser Verrückte würde eher sterben, als sich zurückzuziehen.«
    Andrew schaute zurück und sah Marcus neben sich herankommen, fast eine volle Reservedivision, die sich im Laufschritt aus dem Qualm löste.
    »Auf geht’s«, keuchte Andrew und war sicher, dass die gesamte Front seiner Linie verschwunden sein würde, bis sie dort eintrafen.
    »Hinter die Wagen, los doch, hinter und unter die Wagen!«
    Die lichten Ränge der Soldaten kletterten über die Züge und schleiften immer noch die Verwundeten mit, zogen die vor Schmerzen brüllenden Männer hinter sich her. Vincent kletterte in die Kabine des mittleren Zuges. Der Lokomotivführer schaute zu ihm herüber.
    »Damit ist der Fahrplan beim Teufel«, knurrte der Mann, und Vincent wollte gerade explodieren, als ihm klarwurde, dass der Mann grinste, nach einem Revolver griff und anschließend die Hand auf ein Symbol des Heiligen Malady legte, um ein rasches Gebet zu sprechen. Der Donner der Hufe wurde lauter und lauter.
    Vorne am Rand des Rückens setzte die große Batterie ihre Arbeit fort. Die erste Kanone an der Flanke eröffnete das Feuer und schoss quer über den Hang.
    Der erste Reiter tauchte über der Kuppe auf, gefolgt von einer ganzen Welle, die im Galopp heranbrandete. Eine weitere Kanone der Batterie feuerte, mähte einen gesamten Rang aus nächster Nähe um, dennoch setzte sich der Ansturm fort.
    Vincent beugte sich aus der Lokomotive. Seine Männer standen bereit.
    Der Angriff war da, und als der erste Reiter der Merki die Seite des Zuges erreichte, eröffneten die Männer das Feuer. Explosionsartig brandete ein überwältigender Lärm auf; Pferde kreischten, Merki und Menschen brüllten ihre Wut und ihren Trotz hinaus. Der vorderste Rang ging zu Boden, weitere Ränge stapelten sich dahinter.
    Aber es war kein Platz, um weiter vorzupreschen, da die knapp dreihundert Meter lange Front aus Zügen den Weg versperrte. Die hinteren Ränge drängten nach wie vor den Hang herauf nach und glaubten, dass sie dem Sieg entgegen ritten. Der Druck nach vorne verstärkte sich, Reiter wurden gegen die Zugseiten gepresst, und die hinter den Wagen stehende Infanterie schoss nach oben. Die Merki begannen, von den Pferden zu springen und die Wagen entlangzurennen, wurden aber von den Männern erschossen oder mit Bajonetten aufgespießt. Der gesamte Zug erbebte unter Vincents Füßen, als könnte er irgendwie umgekippt werden.
    Der Lokomotivführer beugte sich wild schreiend aus dem Kabinenfenster und feuerte, dann griff er nach oben und riss an der Kordel für das
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