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Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Titel: Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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drehte sich um und blickte zu Dimitri zurück, der wusste, warum, und in väterlicher Art auf ihn zuging, um eine Fussel von Vincents dunkelblauer Jacke zu bürsten.
    »Sie sehen gut aus«, sagte Dimitri und klopfte ihm leicht auf die Schulter.
    Ein einzelner langer Ton erklang von der Pfeife, da der Lokführer es tunlichst vermied, eine Melodie zu spielen, seit John Mina angekommen war und sich höchstwahrscheinlich in der Nähe aufhielt. Er wusste, Mina würde nicht zögern, in den Führerstand zu steigen und Krach zu schlagen über die Dampfverschwendung. Er war ein einsamer Verfechter von Rationalität, mit einer Abneigung gegenüber dem Spielen von Liedern mit Zugpfeifen, die beinahe an Besessenheit grenzte.
    Mit kreischenden Bremsen lief der Zug in den Bahnhof ein.
    Eine kleine Abteilung wurde aufgestellt, stand still und präsentierte das Gewehr. Die Tür des Wagens hinter ihm öffnete sich, und sein Stab drängte hinaus. Die jungen Männer stießen sich in dem Gerangel um das Vorrecht, der Erste hinter ihrem General zu sein, ungeduldig mit den Ellbogen beiseite. Vincent blickte über die Schulter zurück zu ihnen, sein harter Blick hielt sie alle an.
    Eine Kapelle begann zu spielen. Die große Trommel hämmerte, mehrere Trompeten, eine von ihnen sehr falsch, bliesen »Ruffles and Flourishes« und gingen dann direkt zu »Hau to the Chief« über. Vincent versteifte sich ein bisschen, als er seinen Schwiegervater aus einem riesigen Zelt hinter dem Bahnhof herauskommen sah. Er stieg vom Zug herunter, und die Kompanie Rus-Infanterie präsentierte das Gewehr. Während er auf den Bahnsteig trat, drehte sich Vincent leicht, um die Flagge der Rus-Republik zu grüßen, und schritt dann die Reihe der Männer ab. Sein Schwiegervater näherte sich mit schnellem Schritt, die linke Hand ausgestreckt.
    Der Mann sah immer noch aus wie das Ebenbild Lincolns -hoher Zylinder, Kinn- und Backenbart, zerknitterter schwarzer Mantel und dieselben dunklen traurigen Augen, die die Wahrheit unter dem glücklichen Lächeln enthüllten. Die zwei Hauptunterschiede waren natürlich, dass Kai beinahe einen Kopf kleiner war als sein Held und sein rechter Ärmel, der leer war, an die Schulter geheftet war.
    »Mein Junge, es ist schön, dich wieder zu sehen«, rief Kai aus, ergriff Vincents Hand, zog ihn dann in eine liebevolle Umarmung und küsste ihn laut auf jede Wange. Vincent hatte es längst aufgegeben, Kai zu irgendeinem Anschein von Präsidenten- oder militärischem Protokoll zu bekehren.
    »Wie geht es Tanya, den Kindern?«
    »Sie lassen grüßen«, sagte Vincent leise.
    Kai schaute Vincent in die Augen. In Tanyas letztem Brief hatte sie über Vincents zunehmende Reserviertheit geschrieben, den beinahe gänzlichen Rückzug von seiner Familie, und der alte Bauer war in der Lage gewesen, die Einzelheiten zwischen den Zeilen zu lesen. Das leere Bett Nacht für Nacht, das Trinken, die Wutausbrüche, sogar das Schweigen und der Mangel an Liebe den Kindern gegenüber. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber zu reden.
    Kai nahm Vincent bei der Schulter und ging in Richtung des Zelts zurück. Er blickte zu der Reihe Infanteriesoldaten hinüber, die immer noch strammstanden.
    »Boris Revanovich! Wie geht es dem Arm?«, sagte Kai, löste sich von Vincent, ging hinüber und blieb vor einem riesigen Rus-Soldaten stehen, dessen Bart beinahe bis zur Taille hinunterreichte. Der bärenhafte Soldat begann zu grinsen.
    »Verheilt, lobpreist die heilige Olga, zu der meine Frau jede Nacht betete.«
    »Dann zeigen Sie uns mal, wie Sie ihn bewegen können«, sagte Kai und zögerte nicht, die Muskete des Mannes zu ergreifen.
    Der Soldat bewegte seinen Arm auf und ab. Er war noch ein bisschen steif, doch es gelang ihm beinahe, das zu verbergen.
    Kai blickte zu Vincent zurück.
    »Dies sind alles alte Freunde«, sagte er, als stellte er dem Generalmajor die Reihe der Gefreiten vor. »Vom alten 8. suzdalischen Regiment. Ich kenne sie seit Jahren – wir trafen uns für gewöhnlich in Boris’ Schenke, wenn ich mich aus dem Palast meines Bojaren schlich, um mir einen Drink zu genehmigen.«
    Vincent sagte nichts, reagierte schließlich, indem er zur Bestätigung den Kopf leicht neigte.
    »Gut, sehr gut«, sagte Kai leise, blickte erneut zu Boris und gab ihm die Muskete zurück. »Grüßen Sie Ihre Frau von mir, ich bete für sie. Wenn wir Suzdal zurückerobern, geht der erste Drink in Ihrer Schenke auf mich.«
    Der Soldat lächelte gutmütig. »Es

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