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Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Titel: Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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ist mir eine Ehre, Herr.«
    »Zum Donnerwetter«, fauchte Kai in gespieltem Zorn. »Ich bin, wie Sie, nichts anderes als ein Bauer, die Maus, die zufällig Präsident geworden ist, und kein verdammter Bojar, vergessen Sie das nicht. Beleidigen Sie mich deshalb nicht, indem Sie mich mit Herr anreden.« Er wedelte mit dem Finger drohend vor dem Gesicht des Mannes herum.
    Vincent wartete und versuchte, seine Verärgerung über Kais Vertraulichkeit zu verbergen, obwohl er wusste, dass der Mann höchstwahrscheinlich schon seit langer Zeit ein Freund war und dass es außerdem etwas war, das sogar der alte Abe Lincoln tun würde, und zur Hölle mit dem Protokoll.
    Die Männer lachten, einige von ihnen senkten die Musketen, als seien sie bereit, aus dem Glied zu treten und sich mit Kai zu einem gemütlichen Plauderstündchen zu treffen, der mehr als glücklich darüber zu sein schien.
    Vincent räusperte sich laut und blickte die Männer an, die sofort wieder strammstanden, die Augen geradeaus. Kai blickte zu Vincent zurück und nickte.
    »Mein Schwiegersohn hier erinnert mich daran, dass wir noch eine weitere Besprechung haben. Ich versuche, Sie später aufzusuchen, dann wir reden noch etwas über die alten Zeiten in der Schenke und über, wie war noch gleich ihr Name …«
    »Zvetlana«, flüsterte einer der Männer, und die übrigen brachen in ein anerkennendes, glucksendes Lachen aus.
    Kai lächelte und sah Vincent an.
    »Erwähnt diesen Namen niemals in Gegenwart meiner Frau«, sagte er mit einem verschwörerischen Zwinkern, und die Männer lachten sogleich ein bisschen lauter.
    »In Ordnung, mein General, gehen wir«, sagte Kai. Vincent beim Arm nehmend, schritt er weiter die Reihe entlang und nickte den Männern zu, die jetzt offen lächelten.
    Kai ließ schließlich Vincents Arm los, als sie den Eingang des riesigen Zelts erreichten.
    »Ich muss hinübergehen und mit Gates sprechen«, sagte der Präsident mit einem Seufzer, als wünschte er sich insgeheim, er könnte sich den Rest des Nachmittags frei nehmen, zu seinen Bauernfreunden zurückgehen und sich auf einen Drink davonmachen. »Er will dieses neue Ding testen, das er und Emil erfunden haben, das Bilder macht ohne zu malen oder zu zeichnen.«
    »Eine Daguerreotypie?«
    »Ich weiß nicht, wie man es bezeichnet. Er hat schon einige Bilder von den Männern hier gemacht. Bist du sicher, dass es einem nicht die Seele stiehlt?«
    Vincent lächelte und schüttelte den Kopf. »Es ist ungefährlich.«
    Kai nickte, als sei er immer noch nicht überzeugt. »Wir reden später, Sohn.« Er umarmte Vincent, schaute ihm in die Augen, als forschte er nach irgendeiner verlorenen Essenz, und verließ ihn dann.
    Vincent sah sich um. Das Zelt, bemerkte er plötzlich, hatte einst Muzta Qar Qarth gehört und war aus der Überschwemmung am Ende des Kriegs geborgen worden. Es maß mehr als dreißig Meter im Querschnitt und wurde im Zentrum von einem Pfahl gestützt, der so dick wie der Mast eines Schiffs war. Die Seiten waren zusammengerollt und hochgezogen, um die Brise hereinzulassen. Es war vollgestopft mit dem ganzen Oberkommando der Armee der Republik zusammen mit ein paar vereinzelten Roum-Offizieren, die zu einer Division des Vierten Korps gehörten und gute Dienste beim Abzug vom Potomac geleistet hatten. Beim Anblick von Vincent brachen die Roum-Offiziere in Richtung der Männer auf, die ihm folgten, begierig darauf, ihre Kameraden zu treffen, die zu Vincents Stab gehörten. An der Seite sah er Marcus und Julius, die tags zuvor zu einem privaten Treffen mit Andrew und Kai eingetroffen waren. Als Marcus Vincent erblickte, nickte er einen freundlichen Gruß, von dem Vincent wusste, dass er aufrichtig war. Die zwei waren sich in den letzten Monaten viel näher gekommen und hatten irgendwie eine Leidensverwandtschaft erkannt, die dabei geholfen hatte, sie zu Männern zu formen, die unempfänglich für Leid waren.
    Vincent trieb durch die Menge, die stark mit den verblichenen und mehrfach geflickten blauen Uniformen durchsetzt war, an denen die alten Veteranen des 35. Maine und 44. New York zu erkennen waren. Er nickte einen beinahe freundlichen Gruß zu Andrew Barry, der vor langer Zeit sein Sergeant in der Kompanie A gewesen und jetzt Korpskommandant war. Sechsundzwanzig von ihnen waren inzwischen Generäle, und über sechzig befehligten Regimenter als Lieutenant Colonels. Durch einen merkwürdigen Brauch, seitdem Andrew sich geweigert hatte, sich selbst zu befördern, wurde der

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