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Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Titel: Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Landeplatz für den Aerodampfer markierte, der, nachdem er die Abendpatrouille beendet hatte, zurückkehrte, um zu landen. Die zwei beobachteten aufmerksam, wie die schemenhafte, massige Gestalt der Flugmaschine kreisend heranflog und das Bodenpersonal die Nase am Mast sicherte und sich dann mit dem Rest abmühte, um sie zurück in den Hangar zu schleppen. Hinter ihnen ertönte in der Ferne eine Zugpfeife, tief und klagend, und eine Lokomotive kam durch die Lücke in den Weißen Bergen, eine dünne Wolke aus Funken markierte ihre Durchfahrt.
    Die Geräusche der Nacht begannen, Grillen zirpten, eine Eule schrie, geisterhaftes Flattern von Flügeln war zu hören, während das stumme An- und Ausknipsen der Leuchtkäfer quer über den Hang aufblinkte und gut zu den Lagerfeuern passte, die die Hügel meilenweit beleuchteten.
    »Wenn dieser grausame Krieg vorbei ist …«
    Die Stimmen hallten wider und vermischten sich mit anderen Liedern.
    »Oh Perm, erhöre uns jetzt zur Abendzeit …«
    »Bringt das alte Signalhorn, Jungs, wir singen ein anderes Lied …«
    »Es war einmal die Tochter eines Bojaren, ein Mädchen mit goldenem Haar …«
    »Wundersame Gnade, wie süß der Klang …«
    Die Stimmen vermischten sich, die Dutzende Lieder trieben umher, vereinigten sich zu einer Harmonie vom Leben am Rand der Zerstörung des Kriegs.
    Kai stand auf, den Hut in der Hand, und lauschte den Stimmen, die um sie herum schwebten. Das Große Rad stand hoch oben am Himmel, erfüllte das Firmament mit Licht. Der Boden um sie herum leuchtete von den Lagerfeuern, deren Licht jetzt von einem beginnenden zarten, milchigen Bodennebel diffundiert wurde, der geisterhaft aus der Erde aufzusteigen schien.
    Andrew stand auf, um sich ihm anzuschließen, ließ das Leben um ihn herum auf sich einwirken, spürte es in seinem Herzen, in seiner Seele.
    Er wusste, was morgen geschehen würde, als er nach Westen blickte und sich den zweihundert Meilen entfernten Albtraum vorstellte. Morgen würden sie den Qar Qarth begraben, denjenigen, den er praktisch persönlich getötet hatte, so als hätte er selbst abgedrückt. Er kannte das Entsetzliche, das dort geschehen würde, und er konnte die Angst der hunderttausende oder mehr spüren, die heute Abend denselben Himmel betrachten würden, wissend, dass dies die letzte Nacht wäre, in der sie jemals solch einen Anblick sehen würden.
    Dieser Gedanke war ihm mehr als einmal gekommen, das kalte Gefühl, dass er morgen höchstwahrscheinlich tot wäre und die Welt ohne ihn weitergehen würde.
    Morgen. Gott vergebe mir, was morgen geschieht, dachte er. Er wusste, dass er heute Nacht nicht schlafen würde, weil er darüber nachdachte, ihre Furcht streckte über all diese Meilen die Hand nach ihm aus, um nach seinem Herzen zu greifen.
    »Perm steh ihnen bei«, flüsterte Kai, und Andrew wusste, dass Kai dasselbe gedacht hatte.
    »Und uns nach morgen«, erwiderte Andrew. »Lass ihren Tod wenigstens nicht umsonst gewesen sein.«
    »Ein geringer Trost für die Sterbenden.«
    Andrew erkannte, dass er nichts darauf erwidern konnte.
    Er versuchte, den Albtraum zu verdrängen, das Massaker, das die Merki an ihren Gefangenen ausüben würden, um das Grab von Jubadi zu begießen. Er blickte zu seiner Armee zurück, zu seinen Männern, und versuchte, Trost aus ihnen zu schöpfen, ihrer Unschuld, ihren Leben.
    Eine sehnsüchtige Melodie wehte zu ihm. Ein weiteres altes Lied von früher, in diese Welt gebracht, mit ausgetauschten Worten, die hierher passen … »Shenandoah.«
    Er hielt die Tränen blinzelnd zurück, während er zuhörte.
    »Oh ruhiger Neiper, ich sehne mich danach, dich zu sehen. Fließe davon, du brausender Fluss …«
    Das Lied sprang von Lagerfeuer zu Lagerfeuer, die anderen Lieder trieben davon, tausende Stimmen vereinigten sich zu einer einzigen.
    »Oh ruhiger Neiper, ich sehne mich danach, dich zu sehen … Weit weg, ich bin auf dem Weg in die Ferne.«
    Die Nacht auf dem Rappahannock, und dann eine Woche später …
    Er senkte den Kopf.
    »Lassen Sie uns zurückgehen, mein Freund«, flüsterte Andrew.
    »Kesus steh uns bei«, seufzte Kai, setzte seinen Hut wieder auf und blickte zu Andrew hinauf. »Ich brauche Ihre Kraft, Andrew.«
    »Und ich, Herr Präsident, brauche Ihre«, erwiderte Andrew.
    Er legte den Arm um Kais Schulter, und die beiden gingen zusammen langsam den Hügel hinunter zurück.

Kapitel 4
     
     
    Tamuka, Schildträger des Qar Qarth, öffnete die Augen. Die dünne Sichel des Morgenmonds

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