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Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Titel: Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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stand tief am östlichen Himmel, der vom blutroten Licht der Morgendämmerung hell erleuchtet war. Der Atem seines Ka fiel in seinen langsamen, gleichmäßigen Rhythmus, die beinahe totenähnliche Meditationsatmung, die zum Geist des Tu führte und dem schnelleren Tempo des Lebens wich.
    Er verspürte einen unruhigen Tumult um sich herum, obwohl alles still sein sollte. So etwas war unmöglich. Auf jedem Hügel drängte sich die Menge derjenigen, die während der Nachtwache im Freien gesessen hatten und jetzt, während der letzten Augenblicke vor der Morgendämmerung, gab es einen Tumult – das Knarren von Lederrüstungen, das Knacken von Gelenken, das Seufzen der Ungeduldigen, das Geräusch von Millionen, die lebten und die schweigend für die Toten dagesessen hatten. Es war auch noch das andere Geräusch zu hören, die klagenden Schreie des Viehs, das nicht beruhigt werden konnte, ihr Schluchzen, das die Nachtluft durchschnitt wie eine geschärfte Klinge – indessen, sie waren nur Vieh, und deshalb ohne Bedeutung, da ihrem Benehmen jeglicher Anschein von Würde fehlte.
    Das Vieh. Früh am Abend, direkt nach Sonnenuntergang, während der Mond des zurückweichenden Zwielichts noch am Himmel gestanden hatte, hatte sein Ka ihm gesagt, dass der Andere dort war, dass Keane sich irgendwie seiner bewusst war, und dessen, was stattfand. Er hatte Keane erreicht, sein Geistessinn machte diesen einen ausfindig, und in der Vision, die vor seinem inneren Auge entstand, konnte er ihn beinahe sehen, wie er auf einem entfernten Hügel stand und nach Westen zurückblickte.
    Sein Hass war für einen Moment aufgeflackert, seine Gedanken stießen einen Dolch aus Furcht in die Herzen des Viehs. Krieg konnte nicht nur auf dem Schlachtfeld, sondern auch im Herzen geführt werden.
    Ein einzelnes Hörn ertönte, eine kehlige Narga. Tamuka blickte für einen Augenblick zu dem hohen Turm, der einzig für diesen einen Zweck gebaut worden war. Erstand auf den Hügeln in nördlicher Richtung, die Stimme der Narga drang durch den leichten Nebel, der in den Tälern hing. Einige Sekunden später sah er den schmalen Lichtstreifen am Horizont auftauchen, wie er sich schwach im Wasser des Sees, der sich nach Osten erstreckte, spiegelte.
    Andere Nargas ertönten, ihre Stimmen schwollen an, hallten über die Felder wider, vermischten sich mit den Seufzern, als Hunderttausende aufstanden.
    Der Singsang begann. Er hatte keine wirklichen Worte; es war nur ein tiefer, klagender Ruf, der, so vermutete er, vielleicht vor Äonen Worte hatte, aber während der endlosen Generationen waren die Worte verloren gegangen, und nur die Geräusche, ein Knurren, das durch Mark und Bein ging, waren übrig geblieben.
    Die Krieger erhoben sich und bedeckten die Felder und Hügel meilenweit mit ihren dunklen Gestalten. Die Sonne erschien langsam am Horizont, glänzte matt auf den polierten Schilden und Helmen der Versammelten.
    Tamuka stand bei ihnen, das Knurren schwoll an, wurde immer lauter, kühlte sein Blut mit seinem alten, lockenden Ruf, bis es sich sogar mit dem Donner des Himmels, dem Heulen des Winds hätte messen können.
    »Es ist so weit.«
    Die Stimme von Sarg erklang wie aus weiter Ferne, als riefe er aus einer anderen Welt. Tamuka nickte und fokussierte seinen Blick wieder vollständig ins Jetzt, an diesen Ort.
    Er schaute nach links.
    Vuka. Er verspürte momentan nichts. Der Qar Qarth schwankte leicht, das Gesicht schmerzvoll verzogen. Sarg streckte die Hand aus, um ihn zu berühren, und der Qar Qarth zuckte zusammen.
    »Es geht mir gut«, flüsterte er.
    Tamuka ignorierte ihn, blickte stattdessen zu seinem Begleiter an seiner rechten Seite.
    Hulagar, Schildträger des toten Qar Qarth, schwieg, ein fernes Leuchten in den Augen, als wären in dieser letzten Nacht die Erinnerungen in seine Seele gewirbelt und würden ihn sogar jetzt davontragen.
    »Wunderschöner Anblick«, flüsterte Hulagar, ein dünnes Lächeln erhellte seine Gesichtszüge. Er warf einen Blick auf die Horde, die immer noch nach Osten gewandt stand, ihr donnernder Ruf erfüllte die Luft rings um sie.
    »Ein wunderschöner Anblick, eine wundersame Welt.«
    Hulagar seufzte, drehte sich um und blickte Tamuka an.
    »Lass uns beginnen«, sagte Hulagar mit beinahe fröhlicher Stimme.
    Sarg nickte feierlich, wendete sich ab und ging in die Jurte zurück, während die anderen ihm folgten. Im Inneren war es dunkel bis auf das Podium, über dem eine Lampe hing. Die Leichenwäscher standen mit

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