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Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Titel: Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Moment, den ergreifendsten des Kriegs. Er hörte ein Rascheln. Erschreckt und ein bisschen beschämt blickte er auf und wischte sich schnell die Augen, als Kai aus den zunehmenden Schatten heraus zu ihm hochkam.
    »Ich erinnere mich nur an etwas«, sagte er leise.
    Kai lächelte, nickte verständnisvoll und setzte sich neben ihn.
    »Ein friedlicher Abend«, sagte Kai, lehnte sich zurück gegen den Stumpf, nahm seinen Hut ab und wischte sich die Stirn. Er stieß mit der Schulter gegen Andrews Schulter, und die beiden saßen mehrere Minuten schweigend da und betrachteten die Lager, die Felder, den purpurroten Himmel des Sonnenuntergangs.
    »Ich kann verstehen, wie ein Soldat dazu kommen kann, diese Momente zu lieben«, sagte Kai. »Es ist jetzt so friedlich, das Tagewerk erledigt, die Jungs singen, das Essen wird zubereitet.«
    Er schaute über das Tal, das vom Funkeln der Feuer erfüllt war.
    »Es ist ein schöner Augenblick. Irgendwie schwer zu glauben.«
    »Warum?«
    »Oh …« Der alte Bauer seufzte. »Schwierig zu erklären. Man kann es in der Luft spüren, ihren jugendlichen Stolz, ihren Eifer es gut zu machen, ihren Glauben an all dies. Ich erinnere mich, dass wir völlig anders waren, als ich in ihrem Alter war. Wir waren Sklaven, arbeiteten auf den Feldern, die Bojaren und die Kirche jagten uns ständig Angst ein, das gefürchtete Gerücht der näher kommenden Tugaren. Ich erinnere mich, als sie das erste Mal kamen.«
    Er hielt einen Moment inne.
    »Ich verlor meine erste Liebe, Anastasia. Sie wurde für ihr Mondfest ausgewählt.
    Ich liebte sie«, und seine Stimme verschärfte sich. »Sie wissen, dass das einer der Gründe war, weshalb ich so kämpfen wollte wie Sie, als Sie das erste Mal zu uns kamen und ich unsere Chance erkannte. Ich fürchtete, dass mir meine Tanya auf dieselbe Weise genommen würde.«
    Andrew nickte und dachte an seine eigene Tochter.
    »Wir kämpfen für uns, wenn wir jung sind, dann kämpfen wir für unsere Kinder«, sagte er leise.
    »Die Jungen. Das sind sie, eine Armee aus Jungen.«
    »In meiner Armee zu Hause war es das Gleiche«, sagte Andrew. »Jungen, die mit achtzehn schon Männer waren.«
    Er lehnte sich zurück und blickte zu den ersten Sternen am Abendhimmel empor. »›Die Feuerprobe, die wir zu bestehen haben, wird uns in einem ehrenhaften oder unehrenhaften Licht erscheinen lassen, bis in die letzte Generation.‹«
    Kai musterte ihn und lächelte. »Lincoln. Ich erinnere mich, dass Vincent mir das erzählte, damals, am Anfang, als er sich von seiner Flucht aus Novrod erholte und in meiner Kabine war.«
    »Ich mache mir Sorgen um diesen Jungen«, sagte Andrew, außerstande, mehr zu sagen, die Schuld zuzugeben, die er fühlte, Vincent so zu benutzen, ihn zu einem überragenden General zu machen und ihn gleichzeitig zu zerstören.
    »Ich ebenfalls.« Kai seufzte. »Ich glaube nicht, dass die Ehe mit meiner Tochter weiter besteht, wenn er so weitermacht. Sie liebt ihn immer noch, wird ihn immer lieben, aber sie kann nicht mit jemandem leben, der eine Seele aus Eis besitzt und sich Nacht für Nacht betrinkt, um zu vergessen.«
    »Sie sprechen, als hätten wir eine Zukunft«, sagte Andrew, rang sich ein Lächeln ab und betrachtete seinen alten Freund.
    »Ich vergesse mich manchmal«, erwiderte Kai. »Ich träume, dass dieser Krieg beendet ist, dass wir gewonnen haben, dass das Leben weitergeht.«
    »Irgendwie kaum vorzustellen. Ich bin seit acht Jahren damit beschäftigt. Bevor wir hierherkamen, durch den Tunnel aus Licht, rechnete ich damit, dass mein alter Krieg in weiteren sechs Monaten beendet wäre. Die Konföderierten pfiffen aus dem letzten Loch.«
    »Und Sie wären nach Hause gegangen, in Ihr Maine?«
    Andrew seufzte. Seit er hierhergekommen war, hatte er sich diesen Weg vorgestellt. Vielleicht wären Kathleen und er sogar auf der Erde zusammengekommen. Er wäre mit ihr nach Bowdoin zurückgekehrt, hätte wieder am College unterrichtet, von seinem Professorengehalt eine Familie gegründet und wäre gemächlich ins mittlere Lebensalter geglitten. Er würde ein bisschen steif bei der Parade am 4. Juli in Brunswick, Maine, mitmarschieren und in Frieden alt werden.
    Aber wäre er jemals glücklich gewesen? Er erinnerte sich an einen Freund von ihm vom 20. Massachusetts, der verletzt an Körper und Seele aus der Armee ausgetreten war. Wie er eines Nachts ein vollständiges Fazit gezogen hatte. »Wir haben die nicht mitteilbare Erfahrung des Kriegs geteilt«, hatte er

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