Forstchen, William
Flieger – waren das deine Freunde?«, rief sie.
»Bleib einfach in Deckung!«
Eine Kette von zwanzig Männern und Frauen schaffte Holzstücke vom Stapel zum Tender, während andere mit Holzeimern am Zug entlangliefen und sie in die Güterwagen hinaufreichten. Hans wurde sich auf einmal darüber klar, dass seit der Flucht niemand mehr einen Tropfen Wasser bekommen hatte. Er nahm einem der Träger einen Eimer ab, trank einen tiefen Schluck und trug ihn zu Tamira.
»Nimm ihn mit in den Führerstand, wenn wir weiterfahren. Du fährst ab jetzt auf der Lok mit.«
»Das kann ich nicht tun, Hans.«
Er zwang sich zu einem Lächeln, schüttelte den Kopf und wandte sich ab.
Weiter vorn sah er, wie sich Ketswanas Schützenlinie zurückzog und eine Welle krummschwertschwingender Bantag auf sie zustürmte. Pfeile zogen ihre Bahn über die brennenden Trümmer links und gruben sich in die Arbeiter. Noch während Hans hinsah, stürzte einer von ihnen. Er bemerkte, dass ein halbes Dutzend Helfer am Holzstapel anscheinend örtliche Sklaven waren, die sich auf die Seite der Flüchtlinge geschlagen hatten.
»Alexi?«
»Noch zwei Minuten! Wir brauchen einen vollen Tender.«
»Wo steckt der verdammte Telegrafist?«
Der Mann platzte aus dem Bahnhofsgebäude hervor, noch während Hans die Frage stellte, und schleppte jemanden mit, in dem Hans einen seiner Kameraden vermutete.
»Ein Zug ist vor einer halben Stunde nach Westen abgefahren!«, rief der Telegrafist. »Wir müssten ihm einfach nachfahren können.«
Hans nickte dem jungen Chintelegrafisten zu, der neben ihm stand, da brach der Junge zusammen, und sein Schädel explodierte unter dem Einschlag einer Kugel.
Hans sah, dass Gregoris Schützenlinie unter dem Ansturm zu brechen drohte. Einige Bantag waren fast schon über die Brücke und schossen aus weniger als fünfzig Metern Distanz.
»Alexi, wir müssen sofort hier raus!«, brüllte Hans. Die Holzgruppe sprintete zum Zug und warf die letzten Scheite auf den Tender. Hans stieß den Telegrafisten dorthin, zog Tamira und Andrew zwischen dem Tender und dem ersten Waggon hervor und schirmte sie dabei vor dem Kugelhagel ab, der über das Rangiergleis hinwegpeitschte. Er schob Tamira in den Führerstand der Lok hinauf und behielt sie im Blick, bis sie sich hinter den Holzstapel geduckt hatte. Als er selbst ins Führerhaus steigen wollte, wurde ein klopfendes Donnern von oben vernehmbar, und er sah den Flieger in weniger als hundert Fuß Höhe vorbeibrausen. Er sah, wie sich jemand aus der Kabine beugte … Das musste Petracci sein.
Aus Petraccis Hand entfaltete sich ein Wimpel aus rotem Stoff und flatterte herab. Hans salutierte, und Petracci erwiderte die Geste. Als das Luftschiff dann einen steilen Steigflug in Spiralen einleitete, feuerte das Heckgeschütz auf die Verfolgerlok. Hans versuchte, den roten Signalwimpel im Auge zu behalten, verlor ihn aber in einer Rauchsäule, die über ihm vorbeitrieb.
Ketswana und seine Einheit kamen jetzt neben der Trasse ins Blickfeld, wo sie ihre Verwundeten mitzerrten. Hans registrierte kaum, dass die Zugräder durchdrehten und Alexi einen Dauerton über die Pfeife gab. Er verfolgte konzentriert, wie Gregori seine Überlebenden zum Zug zurückführte. Sie lösten endlich ihre Formation auf und stürmten zu den Wagen. Die ihnen nachsetzenden Bantag heulten in Raserei, während sie aus dem Flussbett herauf- und über die Brücke stürmten.
Hans trabte neben dem Tender her und sprang schließlich an Bord. Bantag rannten an den Schienen entlang und fuchtelten mit Krummschwertern, und manche von ihnen wurden langsamer, um Pfeile abzuschießen. Einer von ihnen holte den Tender ein und sprang auf die Leiter, die Klinge zum Schlag erhoben. Ketswana, der unmittelbar vor den Verfolgern den Tender erreicht hatte, drehte sich um und rammte dem Bantag das Bajonett in die Taille. Der Krieger kippte mit einem Schrei rückwärts, und Ketswana brüllte seinen Triumph hervor.
Die letzten Bantag blieben jetzt zurück, und dann erblickte Hans verblüfft Hunderte von Sklaven, die neben der Strecke Aufstellung bezogen hatten. Einige von ihnen rannten los, und Hände streckten sich ihnen aus den Waggons entgegen.
»Ein bisschen langsamer!«, schrie Hans. »Wir haben hier fast ein Drittel unserer Leute verloren. Langsamer!«
Alexi nahm Gas zurück, und auf dieses Signal hin stürmten mehr als hundert Sklaven auf den Zug los und schrien, man möge sie an Bord ziehen. Ein kreischendes Heulen am Himmel
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