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Forstchen, William

Forstchen, William

Titel: Forstchen, William Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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schippte und das Feuer schürte. Andrew fing an zu zittern. Als Pat dies sah, ging er in die Schlafkabine zurück, holte Andrews himmelblauen Umhang und legte ihn ihm um die Schultern.
    Andrew nickte ihm dankbar zu. Er wünschte sich, er hätte die Jacke angezogen, aber er hatte sich nicht die Mühe machen wollen. Er hatte lange gebraucht, um sich daran zu gewöhnen, dass es ganz schön mühselig sein konnte, eine Jacke anzuziehen, wenn man nur über einen Arm verfügte. Zu Hause half ihm Kathleen immer beim Anziehen, ein fast tröstliches Ritual, aber es widerstrebte ihm, Pat oder sonst jemanden damit zu belasten, besonders mitten in der Nacht. Als Nächstes reichte Pat ihm die Brille, die er mit seiner einen Hand aufklappte und aufsetzte. Nicht richtig sehen zu können, das war ihm unangenehm, selbst wenn er in einer dunklen Kabine saß.
    Pat setzte sich neben ihn, zog einen Flachmann mit Wodka aus der Hüfttasche, öffnete ihn und reichte ihn sehr förmlich an Andrew weiter.
    »Auf Hans. Gott segne ihn!«
    »Auf Hans«, flüsterte Andrew, setzte den Flachmann an, nahm einen tiefen Schluck und verzog das Gesicht, als ihm der feurige Alkohol in der Kehle brannte. Er hielt Pat die Flasche wieder hin. Der alte Artillerist schien zu beten, machte rasch das Kreuzzeichen, packte den Flachmann und nahm selbst einen tiefen Schluck.
    »Falls Doktor Weiss aufsteht und dich erwischt, wie du das auf leeren Magen tust«, bemerkte Andrew, »steht uns beiden eine Standpauke bevor.«
    »Ich bin schon auf.«
    Emil Weiss, Chefarzt der Armeen, betrat den Salon, angetan mit einem Morgenmantel und einer Schlafmütze. Gähnend trat er an den Herd und schnupperte an der Kaffeekanne. Er goss sich eine Tasse ein und setzte sich neben Andrew. Nachdem er das Gebräu gekostet hatte, leerte er wortlos Pats Flachmann in die Tasse, ehe er einen weiteren Schluck nahm.
    »Fast wie in den alten Tagen«, murrte Emil. »Kaum zu glauben, dass unser letzter Feldzug mehr als vier Jahre zurückliegt.«
    »Wir haben von Hans geträumt«, berichtete ihm Andrew leise.
    »Und?«
    Andrew seufzte und blickte durchs Fenster auf die vorbeiziehende Steppe hinaus, die silbern im Licht der Zwillingsmonde schimmerte. Nach der Katastrophe des Dritten Korps in der Schlacht am Potomac war Andrew immer davon ausgegangen, dass Hans im Kampf gefallen war. Später verbreiteten sich jedoch verstörende Gerüchte. Ein Carthakaufmann berichtete, er hätte Hans gesehen, und mehrere den Merki entlaufene Sklaven und einer der Bantag überbrachten Meldungen von einem »Yankee«. Allseits wusste man, dass der Verräter Hinsen in den Dienst der Bantag getreten war, und Andrew zog es vor zu glauben, dass die Meldungen sich um ihn drehten. Der letzte Flüchtling, der die Linien durchbrochen hatte, beharrte jedoch darauf, der Name des »Yankees« lautete »Chanz«. Zog man die kehlige Aussprache der Hordensprache in Betracht, konnte Andrew hier leicht den korrumpierten Namen seines Mentors heraushören.
    »Er ist tot, Andrew. Das setze ich seit dem Tag voraus, an dem er verschwand«, sagte Emil kalt. »Es ist noch die angenehmste Vorstellung.«
    »Ich konnte es nie glauben. Seit vier Jahren taucht er immer wieder in meinen Träumen auf. Heute Nacht war es noch stärker. Ich sah ihn in so etwas wie einer Hölle, von Flammen umzüngelt.« Andrew senkte den Kopf, und seine Stimme klang belegt. »Er war lebendig in der Hölle.«
    Der gedämpfte, klagende Ruf der Zugpfeife unterbrach seine Gedanken. Er blickte wieder durchs Fenster, als sie gerade über eine Brücke und dann durch einen Bahnhof donnerten. Die Lichter eines Dorfes huschten vorbei.
    »Wo sind wir?«, fragte Emil.
    Andrew bemühte sich, das Bahnhofsschild zu lesen, aber es verschwand zu schnell in der Dunkelheit. »Ich denke, wir haben Roum hinter uns. Könnte Asgard gewesen sein.«
    Pat grinste und stand auf, um durchs Fenster zu blicken. »Na, das sind jetzt mal Leute, die sich darauf verstehen, Bier zu brauen!«
    »Barbaren!«, schniefte Emil.
    »Gute Kämpfer«, entgegnete Andrew. »Verdammt, ist das hier eine seltsame Welt! Nachfahren antiker Germanen neben Römern, und das japanische Mittelalter nur knapp tausenddreihundert Kilometer vor uns. Wie viele verdammte Weltentore gab es eigentlich zu Hause?«
    »Naja, die Wikinger müssen durch dasselbe Tor gekommen sein wie wir, unweit Bermuda«, sagte Emil. »Dann haben wir eins im Mittelmeerdas die Römer und Karthager, die Ägypter und Griechen erklärt. Welches Tor die

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