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Forstchen, William

Forstchen, William

Titel: Forstchen, William Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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seine Partei nicht von ihrem Ziel abbringen, die Ausgaben fürs Militär und damit auch für die Eisenbahn zu kürzen. Allmählich zeichnete sich an diesem Punkt die Schlüsselauseinandersetzung für die Kongresswahlen im Herbst ab.
    Schon der Gedanke daran gab Andrew Grund, sich nach einem weiteren Schluck zu sehnen, und er streckte die Hand aus und nahm Emil die Flasche weg.
    »Verdammter Kongress!«, brummte Andrew.
    Emil lehnte sich zurück und lachte.
    »Was ist denn so verdammt komisch?«
    »Ach, die Republik. Du bist derjenige, der sie auf diesem Planeten geschaffen hat, und jetzt, wo du deinen Kopf nicht durchsetzen kannst, fluchst du darüber. Weißt du, du hättest dich zum Diktator auf Lebenszeit aufschwingen können, und die Menschen hätten dich dafür nur geliebt.«
    Andrew bedachte Emil mit einem Blick, als hätte der Doktor gerade die übelste Obszönität geäußert.
    »Na, er war doch Diktator«, mischte sich Pat ein. »Ein echter wahrhaftiger Julius Scheißcäsar – damals im ersten Krieg. Und ein verdammt guter Diktator zumal! Zu schade, dass er das weggeworfen hat.«
    Andrew blickte vom einen zum anderen und sah schließlich, wie sie amüsiert grinsten.
    »Du bist ein geborener Republikaner und Abolitionist«, sagte Emil. »Schätze, dass ich deshalb die alte Welt verließ und nach Amerika ging – aufgrund von Menschen wie dir. Hättest du versucht, Diktator zu bleiben, denn denke ich, hätte ich dich vergiftet.«
    Andrew lachte und schüttelte den Kopf.
    »Es ist das Vorrecht des Soldaten, insgeheim über die Regierung zu murren«, entgegnete er. »Das beste System, das die Menschheit je entwickelt hat, aber trotzdem zuzeiten eine wahre Pest. Immer so verdammt kurzsichtig! Wir haben im Grunde keinen Krieg gewonnen, sondern nur eine Schlacht. Noch immer findet man da draußen zwei weitere Stämme, und die Reste der Merki lauern nach wie vor an der Westgrenze. Es könnte jederzeit wieder losgehen.«
    »Ich wette, der alte Grant und der alte Lincoln zu Hause, die haben dafür gesorgt, dass die Armee prima behandelt wurde«, warf Pat ein.
    Emil lachte und schüttelte den Kopf.
    »Ich wette, dass sie derzeit keine zwanzigtausend Mann mehr unter Waffen haben. Es sei denn, in Mexiko hat sich was Ernstes gerührt oder die Rebellen haben entschieden, noch mal neu Theater zu machen. Nein, meine Freunde, ihr seid Anachronismen, sobald die Kämpfe aufgehört haben. Jetzt habt ihr es mit Politikern und Bauern zu tun, von denen beide nicht viel mit einer Armee anfangen können, außer wenn der Wolf vor der Tür steht.«
    »Naja, es braut sich ja auch etwas zusammen«, erwiderte Andrew kalt.
    »Die Bantag«, verkündete Pat, und eine Spur Hoffnung schwang in seinem Ton mit. »Ich sage euch, ich glaube an das, was uns der alte Muzta erzählt hat, selbst wenn er ein verdammter Tugare ist.«
    Andrew nickte, ohne etwas zu sagen. Das Verständnis, das sich zwischen dem Tugarenhäuptling Muzta und ihm selbst entwickelt hatte, hätte er früher in seinen kühnsten Träumen nicht für möglich gehalten. Welch seltsame Ironie!, dachte er. Vor sieben Jahren hätten sie uns verdammt noch mal fast vernichtet. Im Krieg gegen die Merki landeten sie dann tatsächlich auf unserer Seite. Und aufgrund irgendeiner seltsamen Marotte ihres Ehrenkodex bewundern sie mich jetzt doch tatsächlich. Heute trieben sich die Tugaren an der östlichen Grenze herum, besiedelten dort eine Dreiviertelmillion Quadratkilometer leeres Land, lebten von der Viehzucht und – obwohl er hasste, darauf nur ein blindes Auge zu richten – davon, ihren menschlichen Nachbarn zuzeiten Tribut abzupressen. Aber sie betrieben keine Schlachtgruben mehr, und Muzta schickte sogar Warnungen, dass sich bei den Bantag etwas rührte.
    Andrew betrat durch die Hintertür des Waggons die Plattform. Die Sterne wurden verdeckt von der rußigen Rauchfahne der nach Osten donnernden Lokomotive.
    Die offene Steppe wich jetzt allmählich vereinzelten Bäumen, als die Bahnlinie nach Norden abbog, um das fieberverseuchte Sumpfland und die Nebenflüsse zu umgehen, die an die Große See im Süden grenzten. Wie das von hier aus achthundert Kilometer weiter westlich liegende Binnenmeer, bildete die Große See eine Barriere, an der man eine rechte Flanke verankern konnte. Falls jemand abschwenkte und aus Osten angriff, lag diesmal hier die äußere Verteidigungslinie.
    Im Dunkel sah Andrew Dörfer vorbeigleiten, gekennzeichnet durch die typischen Holzhütten und Festhallen der

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