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Forstchen, William

Forstchen, William

Titel: Forstchen, William Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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die neue Fabrik gebaut werden soll. Du und deine Leute, ihr werdet sie bauen und in Betrieb nehmen. Tue das, und deine Leute bleiben am Leben. Enttäusche mich, und …« Er deutete mit dem Kopf hangabwärts, wo das Schmausen schon begonnen hatte.
    Leise lachend, ritt Ha’ark in die sich vertiefende Dunkelheit, und ein halbes Dutzend Wachleute, die sich während des Gesprächs diskret im Hintergrund gehalten hatten, schlossen sich ihm an.
    Hans fühlte sich versucht, den Tabak zu Boden zu werfen, steckte ihn aber doch lieber in die Tasche. Mit gesenktem Kopf wendete er das Pferd und unterdrückte dabei Tränen der Demütigung und der Wut.
    »Hans?«
    Erschrocken blickte er auf. »Mein Gott! Gregori?«
    Eine magere und ramponierte Gestalt in dem sackartigen Kittel und der Hose der Rus-Infanterie näherte sich ihm nervös von neben seiner Jurte.
    »Sir, sind Sie das wirklich?«
    Hans rutschte vom Pferd und lief mit ausgestreckter Hand auf den Jungen zu, der früher sein Stabschef für das Dritte Korps gewesen war, aber noch größere Berühmtheit als angehender Shakespeare-Darsteller erlangt hatte – ein Rus-Soldat, der sich in die Kopien dieser Stücke von einer anderen Welt verliebt hatte.
    Gregori nahm Haltung an und wollte schon salutieren, aber Hans ergriff seine Hand und hielt sie fest.
    »Junge, wie zum Teufel nur?«
    Gregori schüttelte den Kopf. »Mich haben sie vor etwa sechs Monaten geschnappt. Wir schickten Patrouillen nach Süden und Osten, um herauszufinden, was aus den Merki geworden war, und auch um Spuren von diesen Bastarden hier zu finden.«
    Er ließ den Kopf hängen, als schämte er sich. »Meine Einheit – wir sind glatt in eine Falle getappt. Alle wurden getötet, Sir. Ich wünschte, sie hätten auch mich erwischt.« Die Stimme drohte ihm zu versagen. »Ich bin nach dem Kampf aufgewacht, und da hatten sie mich schon. Hundert Männer waren bei mir. Sie alle …«
    »Kein Grund, dich zu schämen, mein Junge«, entgegnete Hans. »Mir ist es genauso ergangen.«
    »Sie haben mich zu diesem Ha’ark oder Retter geführt oder wofür immer er sich hält. Er hat mich ganz gut behandelt, Sir, wollte einfach die Sprache lernen. Er sagte mir heute Morgen, ich würde Sie vielleicht sehen, aber ich hatte es nicht geglaubt, bis man mich vor ein paar Minuten herbrachte.«
    »Es klingt vielleicht unpassend«, sagte Hans voller Eifer, »aber ich freue mich fast, dich zu sehen.«
    Gregori bemühte sich zu lächeln.
    »Es sind noch mehr Rus hier. Alexi Davidowitsch, ein Ingenieur aus meiner Einheit – den haben sie auch. Und ich habe Hinsen gesehen. Ich kannte ihn nicht, bevor er desertiert war, habe mir aber ausgerechnet, dass er es sein müsste. Er steht auf gutem Fuß mit denen, hat eine eigene Jurte, ein Pferd, sogar Frauen. Es würde sich lohnen, das eigene Leben zu opfern, nur um ihn zu erwischen!«
    Hans schüttelte den Kopf. »Lass es. Er bekommt seinen Lohn noch. Am wichtigsten ist, dass wir erst mal am Leben bleiben.«
    »Was werden sie mit uns machen?«
    »Letzten Endes bringen sie uns um«, sagte Hans leise, und er blickte auf seine Jurte und dachte an die Frau darin. »Aber vorläufig überleben wir. Wir überleben und finden eine Fluchtmöglichkeit. Wir müssen zurückkehren und Andrew warnen, selbst wenn es Jahre dauert.«

Kapitel 1
     
    Neuntes Jahr der Republik
     
    »Hans!«
    Colonel Andrew Lawrence Keane setzte sich kerzengerade im Bett auf, und die Bettwäsche war schweißnass.
    »Andrew, alles in Ordnung?«
    Einen Augenblick lang bekam er kein Wort heraus. Das Bild war so deutlich gewesen.
    »Andrew?«
    »Alles in Ordnung, Pat.«
    Andrew schwenkte die Beine aus der Koje und stand auf. Er verlagerte die Haltung, um das Gleichgewicht zu behalten, als der Zug durch eine scharfe Kurve donnerte.
    »Es war Hans, nicht wahr?«
    Pat O’Donald, Kommandeur der Ersten Armee der Republik, setzte sich auf und klappte die Bettdecke zur Seite. Andrew nickte.
    »Dachte ich mir. Der alte Schuft hat mich auch schon in Träumen heimgesucht.« Seufzend schlüpfte Pat aus dem Bett. »Könnte einen kleinen Schluck vertragen. Beruhigt die Nerven eines alten Soldaten.«
    »Ich hatte den gleichen Gedanken.«
    Andrew folgte dem schwankenden Korridor und betrat den hinteren Salon seines Kommandowagens. Zum Glück war der Raum leer. Die Stabsoffiziere schliefen tief und fest im nächstvorderen Wagen. Andrew setzte sich auf eine Bank mit ungepolsterter Rückenlehne, während Pat eine Schaufel voll Kohle in den Herd

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