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Forstchen, William

Forstchen, William

Titel: Forstchen, William Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Tamira, und wir wären frei, statt zu den Reihen der lebenden Toten zu gehören.
    »Sie alle«, wiederholte Ha’ark. »Ich habe gehört, dass du aus Anlass der Grablegung des Merki Qar Qarths Zeuge wurdest, wie hunderttausend geschlachtet wurden und nur du verschont bliebst.«
    Hans bemühte sich, die Erinnerung daran zu verbannen … die bluterfüllte Grube, die irrsinnige Hysterie des Tötens, und ich allein der Lazarus, der daran zurückdenken kann.
    »Du wirst es wieder erleben, Sergeant. Sei gewiss, dass ich andere Arbeitskräfte finden werde und sich somit nichts ändern wird. Die Maschinen werden gebaut, der Krieg kommt, und du erlebst die entsetzliche Folter deiner Gattin mit. Und ich verspreche dir: Wenn offenkundig wird, wer du bist und wer sie ist, dann werden viele nur zu gern die Folter in die Länge ziehen, bis der Morgen dämmert.«
    Und wie um seinem Argument Gewicht zu verleihen, ertönte ein hysterischer Schrei in dem Lager dort unten – das erste Opfer, das in die Grube gezerrt wurde.
    »Du hast noch kein Bantag-Mondfest miterlebt, nicht wahr, Sergeant?«
    »Die Merki machen es schon recht gut.«
    »In meiner Horde sind allerdings zusätzliche Formen der Unterhaltung bekannt«, erklärte Ha’ark leise. »Die Bantag glauben, dass die Folter, das Geschrei, das Zappeln dem Fleisch einen besseren Geschmack verleihen, wenn schließlich der Augenblick kommt, um den Schädel aufzuschneiden und das Hirn zu verspeisen. Langsames Rösten des noch lebenden Opfers über kleiner Flamme, die halbe Nacht lang, ist die bevorzugte Methode, um die Festlichkeiten einzuleiten. Deine Frau hat eine solch reizende braune Haut; es wäre eine Schande, sie schwarz geröstet zu sehen, während sie noch lebt.«
    Hans warf Ha’ark, der ihn offen ansah, einen hasserfüllten Blick zu. »Bastarde! Ihr seid allesamt Bastarde!«, knurrte Hans.
    »Entscheide dich, Mensch. Meine Zeit wird knapp. Und vergiss nicht: Selbst wenn du stirbst, ändert sich für mich nichts. Andere werden einfach an deine Stelle treten. Die Maschinen werden gebaut. Aber für dich und deine Gattin – wird die Agonie dieser Nacht eure schlimmsten Albträume übersteigen.«
    Noch mehr Schreie stiegen aus dem Lager auf, und jeder einzelne grub sich Hans tief in die Seele. Irgendwie spürte er, dass Tamira inzwischen wach geworden war und sich entsetzt in der Jurte zusammenkauerte. Der Gedanke, ihr in die Augen zu blicken, während sie unter Qualen starb, war mehr, als er ertragen konnte.
    »Die Ernährung. Ich möchte, dass die Arbeiter ausreichend zu essen bekommen«, sagte er barsch.
    Die schmale Falte eines Lächelns lockerte Ha’arks Züge auf.
    »Ein Ruhetag unter sieben Tagen. Langfristig ist dann die Arbeitsleistung höher. Angemessene Unterkünfte für meine Leute. Und konsequente Verschonung vom Mondfest und übrigens auch von der Grube. Falls sie für dich arbeiten, sollen sie leben dürfen; falls sie Kinder haben, sollen die Mütter für die Zeit der Schwangerschaft von der Arbeit freigestellt werden und die Kinder ebenfalls, bis sie alt genug geworden sind.«
    »Einverstanden.«
    Hans sackte zusammen; ihm war schlecht. Sie hatten ihn schließlich doch gebrochen.
    »Noch eines«, sagte sein Peiniger. »Wir reden von Zeit zu Zeit miteinander, Mensch. Du hast etwas an dir, was mir gefällt.«
    »Das beruht nicht auf Gegenseitigkeit.«
    »Trotzdem werden wir miteinander reden. Du hast richtig entschieden, Mensch. Es ist besser, als wenn ich dich töten müsste.«
    »Also sterben heute Nacht andere an unserer Stelle.«
    »Das betrifft dich nicht. Fünfzigtausend sterben in dieser Nacht des Schmausens. Es hätte dich und deine Gefährten treffen können; jetzt trifft es andere. Du wirst den morgigen Tag erleben, und Gleiches gilt für die Frau, die auf dich wartet.« Er legte eine Pause ein. »Und auch für einen alten Freund.«
    Und andere kommen an meiner statt um, dachte Hans bitter.
    »Diese Welt bietet keinen Platz für Mitleid!«, raunzte Ha’ark. »Du hast dich entschieden, am Leben zu bleiben, und jede andere Entscheidung wäre die eines Dummkopfs gewesen. Gehe jetzt und halte heute Nacht deine Frau in den Armen, und denke daran, dass sie nicht vor Qual schreien wird.«
    Ha’ark wendete das Pferd, und fast, als wäre es ihm gerade erst eingefallen, hielt er Hans die Hand hin und bot ihm wieder die Rolle Kautabak an. Hans nahm sie.
    »Du kennst den Rückweg. Geh jetzt. Ein anderes Mal reden wir weiter. Morgen suchst du die Stelle auf, wo

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