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Forstchen, William

Forstchen, William

Titel: Forstchen, William Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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sofort von Diebstahl aus. Die mögliche Strafe dafür reichte von eintägigem Entzug der Rationen bis zur Hinrichtung. Lin zählte extrem sorgfältig … und doch hatte seine Genauigkeit Frau und Kind nicht vor dem Tode bewahren können. Hans sah, wie abgespannt Lins Gesicht wirkte. Das stille Schluchzen war die ganze Nacht über in den Unterkünften zu hören gewesen.
    Ein Mensch in der scharlachroten Livree des Qar Qarth erwartete ihn, und zu Hans’ Freude war der Sendbote beritten und hielt ein weiteres Pferd am Zügel.
    »Du bist spät dran.« Der Mann benutzte die Hordensprache und klang nervös.
    »Ich habe den Ruf gerade erst erhalten«, sagte Hans und schwang sich in den Sattel. Er sah, dass Lin ihn anblickte, und winkte ihm vorsichtig zu, versuchte ihm so zu vermitteln, dass kein Grund zur Sorge bestand. Hans trieb das Pferd zu einem leichten Galopp und folgte so dem Sendboten.
    »Weißt du, warum ich gerufen wurde?«
    Der Sendbote musterte ihn herablassend.
    Hans lächelte. »Sieh mal, Vieh: Du meldest vielleicht jedes Wort, das wir wechseln. Verdammt, ich melde vielleicht jedes Wort, das du sagst. Womöglich lügen wir gar über das, was gesagt wurde. Ich habe nur eine einfache Frage gestellt.«
    »Der Qar Qarth möchte mit dir reden.«
    »Worüber?«
    Der Sendbote wandte sich ab.
    Hans schüttelte den Kopf. »Weißt du, wir sind vom selben Volk, sollten daher auf derselben Seite stehen, und sieh dich nur an! Du hast Angst vor mir, Angst davor, dass dich ein einzelnes falsches Wort um deine kostbare Stellung bringen könnte.«
    Er spie die Worte hervor, während der Sendbote schweigend dahinritt. Hans zügelte seinen Zorn, denn ihm wurde klar, dass er hier eine Gelegenheit versäumte, und wandte sich den Anblicken ringsherum zu. Der Bahnhof lag rechts von ihm, während sie sich in nördlicher Richtung vom Werk entfernten. Ein halbes Dutzend Züge waren geparkt, etliche davon mit Feuer unterm Kessel. Er entdeckte ein Dutzend offene Güterwagen, beladen mit Heckladergeschützen. Die Mündungen etlicher Kanonen waren von Pulver geschwärzt, als hätte man sie erst kürzlich abgefeuert, und eine der Protzen war von Schrapnell durchsiebt. Seltsam! Sie hatten wohl vor kurzem eine Schlacht ausgetragen. Wo?
    Er versuchte, Einzelheiten zu erkennen, besorgt darüber, dass die Bantag jetzt solche Waffen herstellten. Die Rebellen im Krieg auf der Erde hatten ein paar Kanonen dieser Art gehabt, und er wusste, dass Ferguson Pläne für Hecklader entwickelt hatte. Ob man sie schon herstellte? Ein neuer Anblick weckte Hans’ Aufmerksamkeit – ein gepanzerter Zug mit einem eisenbeschlagenen Waggon vor der Lok, aus dessen vorderer Geschützluke ein Kanonenlauf ragte. Die Lok und die beiden Wagen hinter ihr waren ebenfalls mit Eisen gepanzert.
    Jetzt wurde er auf zwei Züge mit jeweils zwei offenen Güterwagen aufmerksam. Die Ladung war mit schweren Segeltuchplanen abgedeckt. Der verdammte Begleiter führte ihn von dort weg, aber Hans wünschte sich verzweifelt, er hätte abschwenken und sich die Sache einmal genauer ansehen können. Etwas an Größe und Form der Ladung bereitete ihm Sorgen. So etwas wie ein Geschützlauf schien unter einer der Planen hervorzuflitzen. Bantagwachen umstanden beide Züge, und sogar aus hundert Metern Entfernung sah er, dass sie ihn im Auge behielten und sich für den Fall bereithielten, dass er von seinem Weg abwich oder auch nur für eine Sekunde langsamer wurde. Was zum Teufel bewachten sie? Vor einem halben Jahr waren einige Arbeiter aus dem Dampfmaschinenwerk abgezogen worden und nie zurückgekehrt. Gerüchte sprachen von einer neuen Fabrik auf der anderen Seite der Bantaglager, errichtet in einem engen Tal, wovon kein Mensch jemals wieder auftauchte, der dorthin geschickt wurde.
    Sein Begleiter blickte stur geradeaus. Hans hätte ihn gern gefragt, wusste aber, dass es sinnlos war.
    »Verdammt!«, knurrte er. »Hast du überhaupt nichts zu sagen?«
    »Falls du am Leben bleiben möchtest, frag nicht«, flüsterte der andere. »Denk nicht mal daran, besonders nicht in seiner Nähe.«
    Als sie die Kuppe eines kleinen Hügels erreichten, warf Hans einen Blick über die Schulter. Die Albtraumfabrik bedeckte dort unten das Gelände und rülpste dunklen Rauch aus den Schornsteinen. Die Hügel dahinter waren zernarbt vom Eisenerz-Tagebau, und Tausende ameisenhafter Gestalten zogen in endloser Prozession die Hänge hinauf und herab. Zu Hause in Suzdal hatte der Anblick solcher Massenarbeit ihn

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