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Forstchen, William

Forstchen, William

Titel: Forstchen, William Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Türrahmen ab. Der Bantag hielt eine Laterne und blickte forschend ins Vorratshaus. Gregori sah einen Gewehrlauf in der rechten Hand des Kerls aufschimmern … eine doppelläufige Schrotflinte.
    Gregori wartete und betete. Der Wachmann stand schweigend da, den Kopf auf die Seite gelegt, als lauschte er. Auf einmal rieselte Reis aus einem aufgerissenen Sack und strömte in den Tunnel.
    »Jakgarth!«
    Der Wachmann betrat das Vorratshaus, und das deutlich vernehmbare Klicken eines Gewehrs, das gespannt wurde, hallte durch das geräumige Gebäude.
    Gregori zog das Messer aus der Scheide, wartete jedoch noch ab. Die Laterne warf flackernde Schatten an die Wände. Gregori blickte den Arbeiter an, der sich wie eine Sprungfeder angespannt hatte. Der Wachmann kam weiter herein, bewegte sich dabei langsam und hob und senkte die Laterne. In weniger als drei Metern Entfernung blieb er stehen.
    Warum sieht er uns nicht?, fragte sich Gregori.
    Der Bantag tat einen weiteren Schritt und blieb erneut stehen.
    »Baktu!« Das Wort kam als langgezogenes Zischen heraus.
    Gregori machte einen Satz über die Reissäcke und ging mit erhobenem Messer direkt auf den Bantag los. Erschrocken wich der Wachmann zurück und versuchte die Schrotflinte anzulegen, wozu er die Lampe fällen ließ.
    Gregori prallte an seine Brust, und das Messer scharrte über das Lederwams des Bantag, der überrascht grunzte. Gregori stürzte auf die Seite und versuchte verzweifelt, wieder auf die Beine zu kommen. Die Schrotflinte schwenkte weiter herum, und sogar in dieser Dunkelheit konnte Gregori sehen, dass die Mündung nur noch Zentimeter von seinem Kopf entfernt war. Er wollte mit dem Messer in der Hand aufspringen, aber er wusste, dass er das Rennen verloren hatte.
    Ein dumpfer Schlag tönte durch das Vorratshaus, und einen Augenblick später schnappte jemand voller Schmerzen nach Luft. Der Bantag stolperte zur Seite, und sein Kopf ruckte nach vorn. Ein weiterer Schlag war zu hören, und etwas Warmes und Klebriges spritzte Gregori ins Gesicht, während der Bantag auf die Knie sank und die Schrotflinte neben ihm klappernd zu Boden fiel.
    Der Arbeiter stand hinter dem Bantag, und die Schippe blitzte im matten Licht auf, als der Arbeiter zum tödlichen Schwung ausholte, den Hals des Bantag traf und diesem den Kopf abtrennte, der neben Gregori auf den Boden fiel. Der Rumpf zuckte krampfhaft, während er langsam in dem Stapel Reissäcke versank.
    Gregori rappelte sich unsicher auf und hatte weiche Knie. Zitternd untersuchte er den Bantag und bemerkte dann mit wachsender Panik, dass die Tür offen stand. Er packte die Schrotflinte. Ihr Gewicht und das Gefühl des geölten Laufs in der Hand erfüllten ihn unvermittelt mit Hochstimmung.
    Er hielt die Waffe auf den Boden gerichtet und sah, dass der Arbeiter ihn angrinste. Gregori nickte ihm dankbar zu und deutete auf die Tür. »Mach sie zu.«
    »Warte!«, zischte Lin. »Draußen spaziert immer ein Wachmann auf dem Bahnhof herum. Jemandem fallt vielleicht auf, dass er fehlt.«
    Verdammt! »Gib die Meldung durch, dass sie jetzt hindurchkommen sollen«, wies Gregori den Arbeiter an. »Ich gehe hinaus.«
    Gregori bückte sich zum Kopf des Wachmanns, fummelte am Kinnriemen herum, riss den Helm herunter und löste anschließend noch den Umhang vom Rumpf. Er setzte sich den Helm auf, zog den Umhang über und ging zur Tür.
    »Was zum Teufel machst du da?«, fragte Lin.
    »Wachmann spielen.«
    »Du bist mehr als einen halben Meter zu klein. Sie erkennen das innerhalb einer Minute.«
    »Hast du einen besseren Vorschlag?«, zischte Gregori. »Du bist noch kleiner. Jetzt hilf mir dabei, die Tür zu schließen!«
    Er zog den Umhang fester um die Schultern und ging hinaus auf den Bahnsteig des Vorratshauses. Dort blickte er sich um.
    Verdammt! Da stand kein Zug! Lin traf hinter ihm Anstalten, an der Tür zu ziehen.
    »Warte!«
    Gregori bemühte sich um lässiges Auftreten und versuchte, nicht über den am Boden schleifenden Umhang zu stolpern. Langsam folgte er dem Bahnsteig. An dessen Ende blieb er stehen, lauschte einen Augenblick lang und holte tief Luft. Dann blickte er um die Ecke des Vorratshauses zum Bahnhof hinüber. Ein einsamer Zug mit fünf geschlossenen Güterwagen stand auf einem Rangiergleis. Er betrachtete ihn forschend. Die Lokomotive war kalt. Er glaubte, dass ihm gleich das Herz zerspränge. All diese Mühen für nichts! Und es war unmöglich, jetzt einfach zurückzuweichen, das Loch abzudecken und auf den

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