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Forstchen, William

Forstchen, William

Titel: Forstchen, William Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Vorratshaus, war alles verloren.
    »Wir brechen bald auf«, flüsterte er.
    Sie packte seine Hand und drückte sie heftig. »Das alles geschieht meinetwegen, nicht wahr?«, fragte sie leise.
    Hans lächelte. Es hätte keinen Sinn gehabt zu lügen. »Unser Sohn wird frei sein«, flüsterte er zurück. »Deshalb.«
    Sie nickte mit tränenverschleierten Augen und ließ ihn schließlich los.
    »Ketswana informiert euch, sobald wir den Rest von euch hinausbringen können.«
    Der gedämpfte Schrei eines Kindes, das sich gegen die Verabreichung der Opiumtropfen wehrte, war die Antwort auf seine Worte. Er stand einen Augenblick lang schweigend da und spürte die Panik, die hier auszubrechen drohte.
    »Vergesst nicht, weder Tamira noch ich gehen hinaus, solange ihr anderen nicht draußen seid.«
    Er kehrte zur Tür zurück.
    »Jetzt!«
    Die Tür glitt gerade lange genug auf, damit drei Männer hinausschlüpfen konnten, und knallte wieder zu. Sie betrachteten ihn mit vor Angst großen Augen.
    »Keine Sorge, ist schon in Ordnung«, flüsterte Gregori.
    »Verdammt, ich dachte gerade, wir wären auf den kleinsten Bantag der Welt gestoßen!«
    Gregori grinste und freute sich, wieder eine vertraute Rus-Stimme zu hören.
    »Geht vor mir her! Bemüht euch, ein bisschen geduckt zu gehen, damit wir nicht gleich groß aussehen. Der Zug steht auf dem Hauptbetriebshof.«
    Die drei brachen auf, und Gregori wartete mehrere Sekunden lang, ehe er ihnen folgte. Aus dem Augenwinkel behielt er den Wachtturm im Auge und sah, dass der einsame Posten weiter ins Lagerinnere blickte und sich nicht die Mühe machte, einen zweiten Blick in Gregoris Richtung zu werfen.
    Nachdem sie um die Ecke des Vorratshaus waren, seufzte er erleichtert, während sie nun die Schatten auf dem Bahnhof durchquerten. Die drei Männer erreichten die Lok und kletterten ins offene Führerhaus. Alexi zog die Klappe zur Brennkammer auf, und Gregori zuckte bei dem metallischen Scharren zusammen.
    »Jesus sei Dank, da drin schwelt noch ein bisschen Feuer«, gab Alexi bekannt. »Sie ist nicht eiskalt.«
    »Wie lange, bis Dampfdruck aufgebaut ist?«
    Alexi richtete sich auf und musterte in der Dunkelheit forschend die Messinstrumente. »Das Wasser ist noch warm«, sagte er. »Ordentlicher Holzvorrat auf dem Tender.«
    Gregori hätte am liebsten vor Erleichterung geweint. Bislang hatte er an das Holz nicht mal gedacht.
    »Höchstens eine Stunde. Das Problem ist, dass wir auf jeden Fall Aufmerksamkeit erwecken. Rauch aus dem Schornstein, und sobald die Lok warm wird, entweicht Dampf. Wo sind die nächsten Wachleute?«
    Gregori blickte die Schienen entlang. Das nächste Gebäude war das für die Fahrdienstleitung; es ragte, im Sternenlicht kaum erkennbar, in hundertfünfzig Metern Entfernung auf. Das Licht einer matten Lampe spiegelte sich im Fenster.
    »Zumindest einer muss dort stecken«, flüsterte er.
    Alexi blickte aus dem Führerhaus. »Sie hören es auf jeden Fall.«
    Gregori nickte.
    Ein verzweifelter Plan zeichnete sich ab. Rasch umriss er ihn für Alexi, der jedoch den Kopf schüttelte.
    »Wir brauchen den Fahrplan; das ist die einzige Möglichkeit.«
    »Ich denke, du bist verrückt. Lass mich zumindest erst mal hier anfangen. Dann können einige von uns auch noch entkommen, wenn du scheiterst.«
    »Danke für das Vertrauen.«
    Alexi seufzte und breitete die Hände aus. »Dann mach schon, du verdammter Idiot!«
    Ohne auf Antwort zu warten, wandte er sich ab und kroch durch die Brennkammer in den Kessel, wobei er den beiden Helfern zuflüsterte, sie sollten damit loslegen, ihm das Holz durchzureichen.
    Als Gregori auf dem Rückweg zum Vorratshaus um die Ecke kam, sah er, dass der Wachmann auf dem Turm in seine Richtung blickte. Erneut grüßte er ihn mit erhobenem Gewehr. Der Wachmann reagierte etliche Sekunden lang nicht, winkte schließlich und wandte sich langsam ab. Während Gregori dem Bahnsteig folgte, sah er, dass sich der Bantag aufs Neue umdrehte und ihn anblickte.
    Er musste Verdacht geschöpft haben, wie Gregori klar wurde. Wie viele Bantag von eins fünfundsechzig Größe fand man denn schon? Gregori bemühte sich, lässig an der Tür zum Vorratshaus vorbeizugehen, wurde langsamer, blieb stehen. Einer der Schwachpunkte ihres Plans war längst offenkundig geworden. Die Geräusche aus dem Vorratshaus, während es sich mit Flüchtlingen füllte, konnten nicht eingedämmt werden – Flüstern, der dumpfe Aufschlag fallen gelassener Gegenstände, ein schlecht

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