Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Forstchen, William

Forstchen, William

Titel: Forstchen, William Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
Vom Netzwerk:
nächsten Abend zu warten – nicht mit einem enthaupteten Wachmann im Vorratshaus. Sobald mitten in der Nacht der Wachwechsel ausgeführt wurde, fiel zwangsläufig auf, dass der Krieger fehlte, und man leitete die Suche ein.
    Er ging langsam zur Tür zurück und entdeckte im Augenwinkel einen Posten auf dem Wachtturm, der den Zugang zur Gießerei überwachte. Der Posten blickte ihn direkt an.
    Gregori hob langsam die Schrotflinte, als wollte er den anderen grüßen. Der Bastard muss blind sein, falls er es nicht erkennt, dachte Gregori, während er schon die Tür erreichte und Anstalten traf, sie zu schließen.
    Der Posten hob das eigene Gewehr und wandte sich ab.
    Gregori stieß ein lautloses Dankgebet an Jesus aus und ließ die Tür einen Spalt weit offen stehen.
    »Hör mir gut zu, Lin! Der nächste Zug steht hundert Meter entfernt auf dem Rangiergleis, und die Lok ist kalt. Schicke Hans eine Nachricht und sag ihm, dass wir sofort Alexi hier brauchen. Sag ihm, wir hätten höchstens vier Stunden bis zum Wachwechsel und bis sie es herausfinden.«
    Lautlos fluchend zerknüllte Hans das schmutzige Stück Papier, das durch den Tunnel weitergereicht worden war, und drehte sich zu Alexi um.
    »Du findest da draußen einen Zug mit kalter Lokomotive. Mach dich an die Arbeit.«
    Alexi fluchte heftig.
    »Natürlich muss sich genau heute Nacht der Zug verspäten. Wenn sie mit dem Beladen fertig sind, ist fast schon Morgen!«
    »Wir können nicht so lange warten. Gregori hat gerade einen Wachmann umgebracht. Sobald um Mitternacht die Wache wechselt, wissen sie Bescheid. Wir nehmen den Zug, der jetzt dasteht.«
    Alexi winkte seinem Heizer und verschwand im Tunnel.
    Hans stopfte sich das Stück Papier in die Tasche und machte sich auf den Weg durch die Gießerei. Karga war nirgendwo zu sehen, und der Späher deutete auf die Haupttür, die hinaus zum Barackenlager führte.
    Verdammt! Was jetzt?
    Er wurde langsamer und verfolgte, wie vier weitere Flüchtlinge aus seiner Unterkunft, die Säcke mit Holzkohle schleppten, lässig in die Gießerei spaziert kamen und zum Hochofen Nummer drei gingen. Er blickte zu den Arbeitern in den Tretmühlen hinüber. Einer von ihnen blickte ihn geradeheraus an, und Hans fragte sich, ob jemand in den Tretmühlen schon bemerkt hatte, dass ein konstanter Strom Menschen hereinkam, aber nicht wieder hinausging.
    Während ihm das Herz bis zum Halse schlug, trat Hans hinaus auf den Verladebahnsteig, wo eine Arbeitsgruppe Holzkohle in Körbe schaufelte. Vier weitere Flüchtlinge kamen gerade um den Holzkohlenhaufen herum, packten sich Körbe und betraten das Werk.
    Hans blieb vor einem Wasserträger stehen und schöpfte sich etwas zu trinken aus dem Eimer des Jungen.
    »Karga?«, fragte er flüsternd.
    »Ist vor zwanzig Minuten hier vorbeigekommen.«
    Hans nickte, setzte lässig seinen Weg fort, ging um den Zug herum und näherte sich der Unterkunftshütte eins. Ein Späher vor der Tür nickte und deutete dann mit dem Kopf zum Tor.
    »Karga ist vor zehn Minuten gegangen.«
    Warum verlässt er das Werksgelände?, fragte sich Hans.
    »Die übrigen Wachleute?«
    »Auf den üblichen Posten.«
    Kein Plan überlebt je den ersten Kontakt mit dem Feind. Wie oft hatte Andrew ihm das eigentlich erklärt? Es war natürlich leicht gesagt, wenn ein Offizier zur Stelle war, der sich die entsprechenden Kopfschmerzen machte, zu einem Schluss gelangte und die Befehle erteilte.
    Hans betrat die Unterkunft. Es wimmelte hiervon Flüchtlingen, die gespannt warteten.
    Hans blickte zu Tamira hinüber. Er hätte in diesem Augenblick sein Leben dafür gegeben, sie schon auf der anderen Seite des Tunnels zu wissen. Er wusste auch, dass niemand sich beschwert hätte, falls sie als Erste gegangen wäre, aber sein eigener Stolz und sein Verständnis dessen, was getan werden musste, hatten ihn daran gehindert, eine solche Regelung zu treffen. Sie würde die Unterkunft als Letzte verlassen. Er hockte sich neben sie und blickte ihr in die Augen. Er spürte die Angst, die kurz vor der Explosion stand, aber sie rang sich ein Lächeln ab.
    Er strich mit den Fingern über Andrews Wange. »Schläft er?«
    »Ich habe ihm den Trank vor einer halben Stunde verabreicht.«
    Hans betrachtete besorgt das Kind in ihren Armen. Er konnte nur hoffen, dass sie die Anzahl der Opium tropfen richtig geschätzt hatten. Im Tunnel würde Tamira kriechen und dabei Andrew vor sich herschieben müssen. Falls er irgendwann schrie, ob in der Gießerei oder im

Weitere Kostenlose Bücher