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Fortinbras ist entwischt

Fortinbras ist entwischt

Titel: Fortinbras ist entwischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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verständlicherweise wenig beeindruckt. «Vielen Dank, Schwiegervater», sagte sie, «aber ich fürchte, damit wird uns wenig geholfen sein.»
    Er blickte erstaunt auf. «Aber statt vier Mahlzeiten, esse ich dann doch nur noch drei.»
    Sie sagte: «Du kannst zwei gekochte Eier zum Frühstück haben, solange die Hühner noch legen, aber auf Speck und Wurst mußt du verzichten.»
    Das ging zu weit. Er grollte. «Verdammt noch mal, May! Nicht einmal die Labour-Regierung, ja, nicht einmal zwei Weltkriege haben mir solche Beschränkungen auf erlegt. Da muß erst meine eigene Schwiegertochter kommen.» Er blickte sie zornig, aber auch geradezu leidend an. «Ich habe immer Speck zum Frühstück gehabt.»
    «Da hast du Glück gehabt», sagte May trocken. Sie wandte sich an Gaylord. «Deine Cornflakes sind fast zu Ende, in Zukunft wirst du Haferbrei essen müssen.»
    «Haferbrei?» schrie Gaylord entsetzt auf. Er war zu jedem Opfer bereit. Wilde Beeren, Heuschrecken, wenn er welche fangen konnte, ja, er war sogar bereit, notfalls an seinem Gürtel zu kauen, um das Hungergefühl zu betäuben. Aber Haferbrei! Nicht einmal in belagerten Festungen aß man Haferbrei!
    In belagerten Festungen, überlegte er, gab es allerdings auch keine Mummi, die alle herumkommandierte. War es nicht wieder einmal typisch, dachte er, daß in dieser verzweifelten und romantischen Lage Mummi auf die ödeste und langweiligste Sache der Welt verfiel?
    Von einem Künstler wie Jocelyn nahm man als selbstverständlich an, daß er mehr von erhabenen Gedanken als von profaner Nahrung existierte, deshalb fragte ihn May gar nicht erst um seine Meinung. Sie wandte sich lächelnd an Rufus und Mrs. Twegg. «Mir tut das alles sehr leid», sagte sie, «aber ich werde mein Bestes versuchen.»
    «Liebe Mrs.... äh... Pentecost, Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen... aber ich bedaure es... Ihnen zusätzliche Sorgen zu machen...» sagte Rufus mit ersterbender Stimme.
    Hilda Twegg sagte: «Sie trifft doch keine Schuld, liebe Mrs. Pentecost. Aber ich habe im Frauenverein einmal einen Vortrag über Resteverwertung im Haushalt gehört.»
    «Vielen Dank, Mrs. Twegg. Genau darum geht es.»
    Hilda Twegg blickte verlegen. «Ich hoffe, Mrs. Pentecost, Sie haben nicht das Gefühl, daß ich mich einmischen will.»
    «Gott bewahre, nein! Ich bin nur froh, wenn mir jemand hilft.»
    Hilda Twegg schien beruhigt. «Nun, dann wäre das ja geregelt», sagte May herzlich, wohl wissend, daß nichts geregelt war; daß der stille Vorwurf in Opas Augen, wenn er nur gekochte Eier zum Frühstück bekäme, ihr fast das Herz brechen würde; daß der gute Jocelyn wahrscheinlich gerade in dieser Zeit einen pathologischen Eßzwang entwickeln würde; daß Gaylord fest dazu entschlossen war, sich von
    Brombeeren und wildem Honig zu ernähren; daß Mrs. Darlings Appetit unvermindert anhalten und daß Hilda Twegg aus einem Hammelkotelett, zwei Karotten und etwas Schnittlauch ein Abendbrot für sechs Personen zaubern würde.
    Aus einem rachsüchtigen Himmel rauschte erbarmungslos der Regen nieder. Und es bestand kein Zweifel mehr daran, daß die Belagerung in eine neue verzweifelte Phase getreten war.
     
    Jeden Abend ließ Gaylord jetzt für Fortinbras die Käfigtür offen.
    Er traute dem Tier weit mehr Verstand zu, als es besaß. Jeden Morgen rannte er gespannt nach unten und mußte feststellen, daß der Käfig immer noch leer war.
    Eines Nachts wachte er auf und kam auf den für ihn nicht ganz abwegigen Gedanken, daß Fortinbras den Käfig in der Dunkelheit vielleicht nicht fand. Die Vorstellung, sein kleiner Freund suche verzweifelt in endlosen durchwachten Nächten sein Zuhause, betrübte Gaylord so tief, daß er sogar ein paar Tränen vergoß. Er stand auf, zog seine Schlafanzughosen hoch und ging nach unten.
    Er bewegte sich mit übertriebener Vorsicht. Er wollte auf keinen Fall, daß Mummi auf seine Rettungsaktion aufmerksam würde. Schon am Tage verfolgte Mummi alles, was er tat, mit größtem Mißtrauen. Aber nun gar bei Nacht! Ein Verhör würde bis in die Morgenstunden dauern.
    Er schlich vorsichtig am äußersten Rand der Treppe entlang, dort, wo sie am wenigsten knarrte. Gaylord war der festen Überzeugung, daß Mummi ebensowenig schlief wie der liebe Gott. Sie lag einfach da, wachte und lauschte.
    Aber keine Tür öffnete sich; kein empörtes Flüstern, wie «Gaylord, was machst du da?» wurde hörbar. Hochzufrieden erreichte er die letzte Treppenstufe.
    Er ging in die Küche und

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