Fortunas Odyssee (German Edition)
Militärhochschule?«
»Genau, das hat er mir zum Abschied gesagt.« Sie hielt ihre Hand ans Kinn und schien nachzudenken. »Ich glaube, sie liegt in der Nähe der Brücke, denn einmal habe ich gesehen, wie er dort aus einem Gebäude herauskam. Er ist so gut erzogen, Sie sollten einmal sehen, wenn er mich sieht, kommt er immer, um mich zu umarmen. Aber diese Klatschtante sagt das nur, um das Leben der anderen zu stören. Sie hat nur böse Absichten und hängt den ganzen Tag am Fenster, um über das, was sie gesehen und gehört hat, zu tratschen…«
»Wie gut, dass Sie Nachrichten von dem Jungen gebracht haben. Das war eine große Hilfe. Vielen Dank!« Die Nonne lächelte.
»Also, jetzt muss ich nach Hause, meine Liebe. Alte Menschen werden schnell müde. Gott sei mit Ihnen.«
»Gott segne Sie, und vielen Dank für diese Information.«
Die alte Frau schloss sich den anderen Gläubigen an, die sich allmählich von der Kirche entfernten.
Schwester Agnes dachte den ganzen Tag über dieses Geschehnis nach und beschloss, zu handeln.
»Warten Sie bitte einen Moment.«
»Natürlich«, antwortete sie an der Rezeption.
Als Tim erschien, war er erstaunt, sie zu sehen. Die ersten Sonnenstrahlen des anbrechenden Tages drangen durch die breite Eingangstür der Rezeption.
Er führte sie in einen Nebenraum, in dem es Kaffee und Wasser gab.
Eine Sekunde lang stellte er sich vor, welches Tohuwabohu entstehen könnte, wenn seine Kollegen von dem Besuch dieser hübschen jungen Frau, dazu noch einer Nonne, in der Kaserne erführen. Er würde bestimmt jede Menge Witze und geschmacklose Anspielungen zu hören bekommen.
Sie setzten sich an einen kleinen Tisch. Die Stühle waren aus Holz und alles andere als bequem.
Als sie ihren Bericht über die Telefongespräche beendet hatte, stand Tim auf und ging aufgeregt auf und ab. Sein Gesicht schien Feuer gefangen zu haben und seine Hände schwitzten.
Sie erschrak, aber er entschuldigte sich sofort und setzte sich, um sie auszufragen.
Als die Nonne gegangen war, ging er direkt zu Oberst Morgan, um mit ihm zu sprechen.
Er bat ihn, verreisen zu dürfen, was ihm gestattet wurde.
Mit dem wenigen Geld, das er angespart hatte, kaufte er eine Fahrkarte nach Madrigal. Er war nervös und gleichzeitig glücklich, seine Mutter wiedersehen zu könnten.
Es gelang ihr, zu entkommen, ohne dass Genésio es bemerkte, denn an diesem Tag war frisches Gemüse eingetroffen, und die Kundschaft füllte den Laden. Sie kam zum Bahnhof und rief erneut den Richter an, der einen Sicherheitsbeamten zu ihrem Schutz nach Madrigal schicken wollte. Zuerst sträubte sie sich dagegen, aber er bestand darauf und meinte, sie sei für ihn wie eine Tochter und er sei deswegen um ihr Leben besorgt; außerdem sei Genésio als äußerst gefährlich einzustufen.
»Er ist kalt und berechnend«, warnte er.
Informiert über den Plan, den die Polizei in den nächsten Stunden durchführen würde, heckte sie einen anderen Plan aus.
An diesem Abend enthielt Genésios Tee eine extrem hohe Dosis Beruhigungsmittel, die ihn fast bis zum Mittag des nächsten Tages schlafen ließ.
Der Hexer und ich setzten uns an seine Seite und hörten ihm beim Schnarchen zu. Sie verließ das Haus in aller Frühe und ging zum Büro des einzigen Anwalts in der Stadt.
Der Hexer hielt die Hand an die Stirn und schüttelte den Kopf.
»Tim, was ist in diese Frau gefahren?«
Ich war still, mir fehlten die Worte. Wieder einmal fürchtete ich um ihr Leben.
Nachdem er geduldig zugehört und das Dokument analysiert hatte, setzte sich der Anwalt an seine Schreibmaschine – damals ein Luxusobjekt – und tippte ausgefeilte Sätze, die sich nicht von denen unterschieden, die Genésio benutzt hatte, um sie zu täuschen. Der Anwalt gab zu, dass er keinen großen Optimismus hegte, aber mit diesem Dokument in der Hand fühlte sie sich sicherer.
»Also, ich glaube nicht, dass es leicht wird, aber der Versuch ist es wert. Mit diesem Dokument können Sie vor Gericht einklagen, was Ihnen einmal gehört hat.« Und er fügte hinzu: »Aber dazu brauchen Sie zwei Zeugen.«
Ein zweites Dokument wurde mit der Absicht verfasst, die Angestellten zu begünstigen. Nachdem er ihr die Papiere ausgehändigt hatte, wollte er nichts für seine Dienste annehmen.
Mama war zufrieden und fühlte sich wie eine gut gewappnete Kriegerin. Die Karten für sie und Genésio waren gelegt, und sie hätte schwören können, dass sie den größten Trumpf in der Hand hatte.
Tim war auf
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