Fortunas Odyssee (German Edition)
sich daran interessiert, riesige Mengen Kaffee zu kaufen. Dazu besuchte er die Fazenda, besichtigte die Kaffeeplantage und ließ durchblicken, dass er eigentlich an Waffengeschäften interessiert war. Genésio führte ihn daraufhin in sein Arbeitszimmer, wo der Detektiv das ganze Arsenal zu Gesicht bekam. Viele dieser Waffen hatte er noch nie gesehen und er berührte sie ehrfürchtig, als seien es Goldbarren.
Derselbe Detektiv hatte sich vorher heimlich mit Mama in Aristeus Arbeitszimmer getroffen, wobei sie vorgegeben hatte, Kita zu besuchen. Sie wusste, dass Genésios Verhaftung kurz bevorstand, und fand, es sei an der Zeit, etwas für die Angestellten zu tun.
Genésio stand in der Schusslinie der Regierung, er hatte Steuern hinterzogen und wurde verdächtigt, am Tod des Bürgermeister und dessen Frau beteiligt zu sein, außerdem am Tod vieler Soldaten und seiner beiden Frauen. Zudem wurde wegen Raubes und illegalen Waffenhandels nach ihm gefahndet. Das Puzzle war zusammengefügt.
Aber sie wollte nicht nur seine Verhaftung. Sie wollte, dass die Sklaven endlich erhielten, worauf sie ein Anrecht hatten. Außerdem wollte sie unser Haus zurückbekommen. Dazu suchte sie das Grundbuchamt der Stadt auf, wo allerdings nichts eingetragen war.
»Selbst, wenn Sie das Haus geerbt haben – sein Anwalt hatte alle Vollmachten, und es ist möglich, dass das Haus verkauft wurde. Leider kann er es in einem anderen Amt registriert haben, aber das herauszufinden, ist schwierig, denn in der Gegend gibt es Dutzende von Ämtern, einige weit entfernt von hier. Das Beste, was Sie tun können, ist, zu versuchen, die Vollmacht zu annullieren, denn er hat Ihre Unterschrift durch Arglist erstanden.« Der Notar fügte hinzu: »Am besten suchen Sie einen Anwalt auf.«
»Schwierige Zeiten«, stellte ich fest und gab mir Mühe, ruhig zu bleiben.
Mama war entschlossen: Sie war nicht gewillt, das Haus zu verlieren, das Papa unter so gewaltigen Entbehrungen errichtet hatte. Deswegen wollte sie versuchen, die Vollmacht zu annullieren, die jetzt glücklicherweise in ihrem Besitz war.
Tim nahm die Einladung an, im Hause von Oberst Morgan zu Abend zu essen und erfuhr auf diese Weise den wahren Namen Elizabeths. Die andere Überraschung war, dass sie in Begleitung ihres Freundes war. Als sie ihn sah, war es ihr sichtlich unangenehm, denn sie wusste nicht, dass er eingeladen worden war.
Was er nicht wusste, war, dass sie ihn intelligent und attraktiv fand, im Gegensatz zu ihrem Freund, einem Medizinstudenten, der während des Abendessens von chirurgischen Eingriffen sprach. Ihr Magen drehte sich um, der Appetit war ihr gründlich vergangen. Aber der junge Mann bemerkte nicht, dass sie ihren Teller nicht mehr anrührte und plauderte angeregt weiter. Er sprach nur von sich und seiner glänzenden Zukunft und wollte, dass alle ihm zuhörten. Wenn er sich unter Freunden fühlte, gab er sich wie ein olympischer Gott, seine Arroganz war unerträglich. Auch wenn er ein eleganter junger Mann war, wollte Lynda, je mehr sie ihn kennenlernte, Abstand zu ihm gewinnen.
Nach diesem Abend suchte sie ständig Ausreden, um ihre Eltern ohne ihren Freund zu den Militärbällen zu begleiten, nur um allein mit Tim zu sein.
Nach dem Abendessen zeigte ihm der Oberst einen Zeitungsartikel über Mordfälle in Madrigal und über den Verdacht, der auf einen Händler fiel, ohne seinen Namen zu nennen. Tim las den Artikel ein ums andere Mal, und als er sich abends ins Bett legte, ging ihm diese Reportage nicht mehr aus dem Kopf.
Am nächsten Tag, nach der Messe in der Kirche unserer Dame des Heiligen Herzens unterhielt sich eine Gruppe von Nonnen vor dem Hauptportal, als sich ihnen eine alte Frau näherte.
»Wer hat mit meiner Nachbarin gesprochen und Informationen über den jungen Mann gesucht, den Neffen von Geórgia?«
Schwester Agnes runzelte die Stirn und streckte ihren Finger in die Luft.
Die Frau hielt sie am Arm und flüsterte:
»Ich habe am Fenster gelauscht, als sie Sie über den jungen Mann angelogen hat.«
»Sie meinen, den Jungen aus Madrigal?«
»So ist es. Geórgia hat mir erzählt, dass er seine Mutter lange nicht mehr gesehen hatte. Der arme Bursche, ein guter Junge. Er tut mir Leid, der Tim, wissen Sie?«
»Ah, Tim, …«
»Ja, er hat das Haus verlassen, weil er nicht allein sein wollte, und ist in die Militärhochschule umgezogen. Die Lügnerin wusste das, aber sie hat Ihnen diese Information unterschlagen.«
»Haben Sie gesagt:
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