Fortunas Odyssee (German Edition)
der Gedanke kam, der Patron könne sie suchen.
Sie brachte die Leiter zur Nachbarin zurück, die ihr mehr tot als lebendig erschien.
»Kita, ich weiß, dass Sie mir helfen können.«
Die Frau hatte einen nervösen Tick in den Augen, und ihre Hände zitterten.
»Haben Sie gesehen, wie der Briefträger Korrespondenz unter meiner Türe hindurchgeschoben hat?«
Die Arme schwankte hin und her, ohne zu antworten. Mama hielt sie fest an ihren Schultern.
»Los, reden Sie schon. Sie haben es gesehen, nicht wahr?« Sie schüttelte sie kräftig durch.
Kita nickte bejahend mit dem Kopf.
»Wie oft? Wie viele Male?«
»Hm, warten Sie… mindestens zweimal.«
Das war es, die Briefe waren angekommen, und befanden sich in der Hand dieses Ungeheuers.
Ich wiederhole es noch einmal: Die Schönheit kann Türen öffnen, aber die Intelligenz hält sie offen.
Auf dem Rückweg heckte sie einen Plan aus, der berücksichtigte, dass die Woche gerade begonnen hatte und Genesio erst am Sonntag zur Fazenda fahren würde.
Ich war unheimlich stolz auf meine Mutter. Ich erkannte die Kriegerin, die so lange in ihr geschlafen hatte, aber ich empfand großes Mitleid, als ich zusehen musste, wie sie ihn am Abend voller Hass und Ekel massierte, bis das Beruhigungsmittel, dass sie in den Tee gemischt hatte, endlich wirkte. In der Nacht ritt sie, nur mit einer Taschenlampe ausgerüstet, zur Fazenda.
Esperanza musste eingeweiht werden, schließlich waren ihre Nichte und ihre ganze Familie betroffen.
Ihre Augen waren voller Tränen, als sie den Brief vorlas.
»Jetzt weiß ich, dass mein Bruder Recht hatte, als er nicht an den Selbstmord glaubte.«
»Ich habe den Kontakt zu meinen Kindern und zu meiner Schwester verloren, ohne zu wissen, dass er hinter alldem steckte.«
Mama sagte, sie müsse die Schubladen in seinem Arbeitszimmer öffnen.
»In Gottes Namen und im Namen unsres Stammes, ich bitte dich, tu nichts, was einen von uns im Keller verschimmeln lassen könnte, oder einen anderen in dieselbe Lage bringt, die Kaluga durchgemacht hat. Wenn der Patron entdeckt, dass ich die Schlüssel ausgehändigt habe, …«
»Er kann es sogar entdecken, aber es wird ihm nicht mehr helfen. Ich verspreche dir, wenn er es entdeckt, bevor er in den Knast kommt, übernehme ich alle Schuld und sterbe glücklich, weil ich es versucht habe.«
Esperanza betete, bevor sie ihr die Schlüssel übergab, und als sie weggehen wollte, hielt Mama sie am Arm.
»Gebe dich nie dieser Haltung einer schwachen Frau hin, die du nie warst.«
Die Magd hörte ihr zu wie jemand, dem ein Schleier von den Augen gezogen wurde.
Sie betraten zusammen das Büro.
Nach jedem Schrank, den sie geöffnet hatte, schauten sie sich an – entsetzt über das Waffenlager, das sie dort vorfanden. Obwohl Mama es gewusst hatte, war sie von der Menge der Waffen beeindruckt.
In der ersten Schreibtischschublade fand sie die Mappe mit den Unterlagen und einen Revolver, den sie sich aneignete.
»Willst du ihn benutzen?«
»Ich will nicht, aber es könnte sein, dass ich muss«, stellte sie entschlossen fest.
In der zweiten Schublade fand sie alle Briefe, die er abgefangen hatte.
Als der nächste Tag anbrach, sang sie, während sie das Frühstuck vorbereitete. Genésio zog sich an, um in den Laden zu gehen und beschwerte sich, er habe zu lange geschlafen und sei zu spät dran.
Einige Stunden später gab sie starke Schmerzen vor, nur um einen Vorwand zu finden, in die Apotheke zu gehen und von dort aus andere Wege einzuschlagen. Da sie die Visitenkarte des Richters Tim nicht gefunden hatte, dachte sie an den Telefonservice. Die junge Telefonistin stöpselte an den Kabeln herum, und es gelang ihr, in der Auskunft die Nummer des Richters herauszufinden.
Sie verabredeten sich am nächsten Tag in seiner Stadt. Mama versuchte noch, Schwester Agnes zu erreichen, aber leider war diese gerade nicht anwesend. Genésio akzeptierte ihre Ausrede nicht, sie müsse einen Arzt in einer anderen Stadt aufsuchen und verbot ihr, zu verreisen. Also schrieb sie an den Richter, indem sie ihm alles genau schilderte und legte Vicentas Brief bei. Als Absender gab sie die Adresse der Apotheke an, und Aristeu war es, der den Brief zur Post brachte.
Klug, wie sie war, ließ sie zuvor eine Abschrift anfertigen.
Der Richter mobilisierte die Staatssicherheit und die Polizei, die eine große Operation vorbereiteten. Ein Detektiv kam in die Stadt und gab sich als Unternehmer aus. Er unterhielt sich mit Genésio und zeigte
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