Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fortunas Odyssee (German Edition)

Fortunas Odyssee (German Edition)

Titel: Fortunas Odyssee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliane Reinert
Vom Netzwerk:
okay?«
    »Entschuldigung. Wir haben wahrscheinlich dasselbe Alter«, meinte er und erklärte anschließend: »Ich habe gehört, dass Sie Witwe sind, und wollte nur meinen Respekt für diese Tatsache bezeugen.«
    »Warum duzen wir uns nicht? Das ist viel besser. Und ,du’ zu sagen, bedeutet nicht, den anderen weniger zu respektieren, finde ich.«
    »Hast du meine Cousine Vicenta kennengelernt?«
    »Ja.«
    »Sie war die zweite Ehefrau, die in diesem Haus gestorben ist.«
    »Von unserem Chef willst du sagen.«
    Er nickte mit dem Kopf.
    »Natürlich! Ich weiß, dass er Witwer war, als er Vicenta ge-heiratet hat…«
    »Er hat sie nicht geheiratet«, unterbrach er sie, »sondern einfach für sich beschlagnahmt, als sie noch ganz jung war.«
    Mama machte ein trauriges Gesicht. Er fuhr fort.
    »Die Arme, sie wollte das nicht, aber sie hatte keine andere Wahl. Ihre Eltern wären rausgeworfen worden, wenn sie es nicht akzeptiert hätte. Sie hat Dona Cecília im Haus geholfen und ist schon als Kind von ihm vergewaltigt worden.«
    »Und wie ist seine erste Frau gestorben?«
    Er schaute ins Feuer und atmete tief durch.
    »Dona Cecília hatte einen Unfall, und zwar im Garten ihres Hauses in der Stadt. Dort gibt es eine Quelle, die einen Brunnen ernährt. Und dort ist es passiert, sie ist mit dem Kopf gegen einen Stein gestoßen. Es heißt, dass sie Medikamente genommen hat, die sie schläfrig und benommen gemacht haben. Deswegen ist sie gefallen.«
    »Wie ist so etwas möglich?« Mama starrte ungläubig in die lodernden Flammen.
    »Das war irrsinnig traurig für uns, besonders für mich, denn sie war eine liebenswerte Frau, sehr menschlich. Sie hat sich nicht wie eine Chefin aufgeführt, obwohl ihr das alles hier gehört hat.« Er deutete mit dem Finger in alle Richtungen.
    Mama riss die Augen auf.
    »Das alles hier?«
    Er nickte mit dem Kopf und sagte:
    »Bei ihr haben Vicenta und ich lesen und schreiben gelernt.«
    »Es tut mir Leid.«
    Nachdem Genésio Vicenta umgebracht hatte, hatte er den Sklaven Yapoula gerufen, damit er sich um das Haus kümmere und im Laden aushelfe. Er wusste, dass Yapoula ausgezeichnet kochen konnte, deswegen wollte er ihn in seinem Haus haben.
    Mama und auch Kaluga bemerkten, dass plötzlich alle schwiegen. Es waren nur noch die knackenden Geräuschen des brennenden Holzes der Pyramide zu hören, die immer mehr in sich zusammensank.
    Sie reckte den Hals, um zu sehen, was geschehen war. Vielleicht würde eine Tänzerin irgendeinen exotischen Tanz aufführen oder ein Instrument, das sie nicht kannte, eine Musik spielen, die die Leute zum Tanzen animierte. Aber nichts dergleichen. Alle starrten wie gebannt auf den Fazendabesitzer, der auf sie zukam.
    »Er kommt nie zu diesem Fest«, sagte Esperanza zu Tereza.
    Mein Kindermädchen sagte nichts. Sie schaute nur auf Mamas überraschtes Gesicht.
    »Ekelhaftes Schwein. Hau ab!«, schrie ich, während er sich immer näher auf sein Ziel zubewegte.
    Er hockte sich neben sie.
    »Gefällt Ihnen das Fest?«
    Sie räusperte sich und atmete tief ein, bevor sie antwortete.
    »Ja, es ist eine Freude hier zu sein.«
    Hinter seinen Schultern sah sie Rufino, der sich eine Zigarette drehte und gelegentlich den Kopf hob, um zu sehen, was der Patron machte.
    »Hol’ zwei Hocker für uns«, befahl er Kaluga.
    Die Hocker wurden hingestellt und Genésio wies ihr einen zu. Gegen ihren Willen setzte Mama sich hin, während er sich den anderen Hocker griff.
    »Diesen Fettsack hält er nicht aus…«
    Bevor ich meinen Satz zu Ende sprechen konnte, fiel der Mann zur Seite, weil eines der Hockerbeine gebrochen war.
    Er hob ihn auf und warf ihn ins Feuer. Danach kam er zurück, um Mamas Schemel zu ergreifen. Sie konnte gerade noch rechtzeitig aufstehen, um zu vermeiden, von ihm berührt zu werden. Die Hocker verwandelten sich in wenigen Minuten zu Asche.
    Angesichts dieser lächerlichen Szene herrschte totales Schweigen. Alle bemühten sich, nicht zu lachen, denn es gab nichts Schöneres, als Genésio fallen zu sehen, wenn auch nur von einem kleinen Hocker.
    »Macht weiter und hört auf zu glotzen!«, brüllte er.
    Er hasste Aufsehen.
    Der Akkordeonspieler legte wieder los, und Kaluga forderte sofort Franciska zum Tanzen auf.
    »Sie geben ein schönes Paar ab«, sagte Esperanza, während sie ihren Sohn und ihre Nichte beobachtete.
    In diesen Zeiten waren Hochzeiten zwischen Vettern und Cousinen nicht ungewöhnlich, und Franciska liebte Kaluga.
    Tereza nickte mit dem Kopf, dabei

Weitere Kostenlose Bücher